Tesla habe die fünf wichtigsten Hersteller von Druckguss-Maschinen weltweit gefragt, und fünf von ihnen hätten Nein gesagt und einer Vielleicht – und das habe man als Ja verstanden, berichtete CEO Elon Musk bei der Eröffnung der Gigafactory in Texas in diesem April. Dieser eine Hersteller war Idra Systems, wo inzwischen ebenfalls der Begriff Giga-Pressen verwendet wird, den Musk für Maschinen ab einer bestimmten Größenordnung geprägt hat. Allein für die Produktion des Model Y in Deutschland sind acht Stück davon vorgesehen, und nicht erst seit der Musk-Erzählung in Texas wurde erwartet, dass sie alle von Idra aus Italien kommen würden. Jetzt gibt es allerdings Gerüchte, dass Tesla stattdessen oder zusätzlich Maschinen des Schweizer Spezialisten Bühler will.
Tesla will laut China-Gerücht wechseln
Vor kurzem war auf Twitter davon die Rede, und in dieser Woche berichtete ungefähr gleichlautend das Schweizer Portal mmCH.online darüber. Den Meldungen könnte also in beiden Fällen die gleiche Quelle zugrunde gelegen haben. Die Angaben auf Twitter sind detaillierter und sollen von einem Mitarbeiter bei einem chinesischen Auto-Startup stammen, mmCH schreibt nur von „Informationen aus China“.
Dort wohnt laut seinem Profil auch @ChrisZheng001, der die bislang unbestätigte Meldung offenbar zuerst verbreitete. Im kommenden Jahr werde Idra von Bühler „ersetzt“, schrieb er sogar. Das Schweizer Unternehmen zähle zu den größten Anbietern von Druckguss-Maschinen weltweit und habe 2019 eine Tesla-Anfrage nach einer Giga-Presse mit 6000 Tonnen Kraft noch abgelehnt. Jetzt aber würden seine Produkte eine bessere Performance bieten.
Tesla's Giga press supplier will be replaced from Italy's IDRA to Switzerland's Bühler next year. The latter is also one of the world's 6 largest die-casting giants. It rejected Tesla's demand for a 6000t-level Giga press in 2019, but now their products offer better performance.
— Chris Zheng (@ChrisZheng001) July 30, 2022
Aus China hatte @ChrisZheng001 außer der Quelle bei einem Startup zudem zu melden, dass dort bald viele Fahrzeuge mit Groß-Druckguss in Massenproduktion kommen würden. Die lokalen Unternehmen würden Tesla analysieren und als Benchmark nehmen. Auch manche Analysten gehen davon aus, dass das Beispiel mit riesigen Guss-Teilen Nachahmer finden wird. Der Chef des chinesischen Idra-Mehrheitsbesitzer LK Technology sagte Ende 2021, in diesem Jahr würden sechs Hersteller in dem Land damit beliefert. Vorher erklärte der bald ehemalige VW-Chef Herbert Diess, Giga-Pressen für ein Karosserie-Werk würden geprüft.
Giga-Pressen werden immer größer
Ob schon alle acht Giga-Pressen für die deutsche Tesla-Fabrik fest bei Idra bestellt sind, ist unklar. Bei Führungen zur Gigafactory-Eröffnung im März waren nur zwei erkennbar in Betrieb, inzwischen sollen zumindest vier an den vorgesehenen Plätzen stehen. Weil Tesla das Model Y dort bislang mit konventionellen Akkus produziert (was sich mit neuen Batterien von BYD aber überraschend bald ändern könnte), werden auch noch nicht alle gebraucht: In dieser Bauweise wird das vordere Rahmen-Element noch nicht aus einem Stück gegossen, nur das hintere.
Richtig unzufrieden mit Idra scheint Tesla-Chef Musk jedenfalls bis vor kurzem nicht gewesen zu sein. „Cybertruck Body“, schrieb er Anfang Juni auf Twitter, nachdem das italienische Unternehmen von seiner neuesten stärksten Giga-Presse mit 9000 Tonnen Presskraft berichtet hatte. Laut mmCH hat aber auch Bühler aus der Schweiz eine Druckguss-Maschine in dieser Klasse (s. Abbildung oben), präsentiert sogar schon im vergangenen Jahr als stärkste der Welt. Tesla sorgt also für neuen Schwung in der Maschinenbau-Branche – nach Idra hat ein weiterer Hersteller mindestens Vielleicht zu immer größeren Maschinen gesagt.