Auf lange Sicht werde der Vorteil von Tesla nicht in seinen Elektroautos liegen, sondern in deren Produktion, betont CEO Elon Musk von Zeit zu Zeit. Statt Maschinen aus einem Katalog zu bestellen und damit Fabriken aufzubauen, beteilige sich Tesla auch an deren Entwicklung – aus diesem Grund sei es sehr schwierig, das Unternehmen zu kopieren, erklärte er zum Beispiel im vergangenen Oktober. Versucht wird es aber trotzdem: Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess zum Beispiel will prüfen, ob in einer Fabrik riesige Druckgussmaschinen wie bei Tesla eingesetzt werden können. Und der Chef des Herstellers dieser Giga-Pressen sagte jetzt, schon Anfang 2022 würden weitere an sechs chinesische Autohersteller geliefert.
Tesla setzt Trend bei Produktion
In Europa tritt LK Technology vor allem unter dem Namen der im Jahr 2008 zu 70 Prozent übernommenen Tochter Idra auf, die unter anderem mit regelmäßigen Videos (s. unten) versucht, auf ihre Bedeutung für Tesla aufmerksam zu machen. Denn Musk will immer mehr von ihren hausgroßen Druckgussmaschinen, für die sich inzwischen die Bezeichnung Giga-Pressen eingebürgert hat. Die ersten zwei wurden für das Tesla-Stammwerk in Fremont bestellt, in der Gigafactory in China stehen ebenfalls mehrere davon. Derzeit liefern sie das hintere Rahmen-Element für das Model Y aus einem Guss und sparen so viele Arbeitsschritte und Roboter. Die deutsche Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin soll sogar acht Giga-Pressen bekommen, die dann auch den vorderen Teil am Stück auswerfen.
So etwas hätten andere Autohersteller auch gern, wie zum Beispiel VW-Chef Diess Ende Oktober vor Analysten sagte. Unter Verweis auf das geplante hohe Produktionstempo bei Tesla in Grünheide hatte er vorher auf einen Umbau des eigenen Stammwerks Wolfsburg gedrängt und bestätigte dann, für das Werk in Kassel würden Giga-Pressen geprüft. Analysten von Bernstein Research schätzen sogar, dass sie 2030 bei 50 Prozent aller produzierten Elektroautos zum Einsatz kommen werden.
Und damit scheint es schon 2022 intensiv loszugehen, wenn auch nicht in Europa, sondern in China. LK Technology werde Anfang des Jahres Giga-Pressen an sechs chinesische Autohersteller liefern, die dem Tesla-Beispiel folgen wollen, sagte der Gründer Liu Siong Song der New York Times. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen weitere folgen. Außerdem bestätigte er, dass Tesla diese Großanlagen nicht einfach bestellt, sondern mitentwickelt hat: Zusammen habe man mehr als ein Jahr lang daran gearbeitet, erklärte der Gründer. Nach Auskunft von Idra hat Tesla inzwischen zudem eine noch größere Giga-Presse für seinen Cybertruck gekauft.
Schwieriges Kopieren mit Giga-Pressen
Chinesischen Unternehmen, angetrieben von Tesla mit seiner Fabrik im eigenen Land, trauen Beobachter ohnehin zu, dass sie die bislang dominierende westliche Branche mit dem Schritt zu Elektroautos überholen. Startups bemühen sich darum ebenso wie etablierte Hersteller, und zumindest im Inland kommen ihre Produkte bislang besser an als zum Beispiel die von Volkswagen (was vor kurzem den dort tätigen Landes-Chef den Job kostete). Das schnelle Tesla-Kopieren könnte dazu beitragen. Allerdings betonte auch Liu von LK, dass das gar nicht so einfach ist: Ohne Konstruktionspläne für die zu gießenden Elemente könne man die Maschinen nicht ausliefern, und in China mangele es an Designern dafür.