Die professionelle Trennung ist schon gut 15 Jahre her: Im November 2007 teilte Tesla mit, dass der Mitgründer Martin Eberhard (s. Foto) seinen Posten als CEO dort verlasse; wenig später übernahm Elon Musk, der vorher schon Vorsitzender des Boards war. Im Jahr darauf legten die beiden einen Rechtsstreit darüber bei und einigten sich unter anderem darauf, dass beide sich als Tesla-Mitgründer bezeichnen dürfen und nicht gegenseitig schlecht machen. Dieser Teil scheint aber nicht gut zu funktionieren, denn Musk teilte wiederholt gegen Eberhard aus – und der zeigte sich jetzt nicht viel weniger zurückhaltend.
Tesla-Chef attackierte Vorgänger
Nachdem eine Weile Ruhe gewesen war, hatte der heutige Tesla-Chef im Februar 2020 Eberhard in einem Podcast als „schlimmste Person, mit der ich je gearbeitet habe“ bezeichnet. Im November 2021 schrieb er das Gleiche auf Twitter. Ziemlich genau ein Jahr später folgte eine Attacke in milderer Form: In einer Antwort auf denselben Twitter-Nutzer wie zuvor schrieb Musk, der Ex-CEO habe genügend Geld gehabt, um Tesla selbst zu finanzieren, sei dazu aber nicht bereit gewesen.
Von dem so Angegriffenen wurde in keinem der Fälle eine Reaktion darauf bekannt, möglicherweise weil er sich stärker als Musk an die Vereinbarung von 2009 gebunden fühlte. Tatsächlich aber hat sich Eberhard schon im Dezember 2022 seinerseits geäußert, also kurz nach der zweiten Twitter-Attacke: Er gab der Publikation Business Insider ein langes Interview über seine Zeit bei Tesla und mit Musk, das aus nicht genannten Gründen erst am vergangenen Wochenende veröffentlicht wurde.
Musk in Eberhards Kopf und umgekehrt
Darin hält sich Eberhard mit Wertungen zurück, berichtet aber, Musk habe ihn am Telefon angeschrien, wenn Artikel über Tesla erschienen, in denen er nicht erwähnt wurde. Das habe erst begonnen, als das Unternehmen bekannter wurde. Dadurch sei ihm klar geworden, dass „ein Ego involviert war, das ich vorher nicht erkannt hatte“, sagte der Mann, der eine Zeitlang als „Mr. Tesla“ bezeichnet wurde. Musk hatte nach dem Rauswurf erklärt, dieser sei keine Frage von persönlichen Differenzen gewesen, und darauf hingewiesen, dass die Board-Abstimmung darüber einstimmig ausging.
Für sich selbst räumte Eberhard in dem Interview ein, dass ihm Musk nicht aus dem Kopf geht. Dabei habe er Nachrichten über den heutigen Tesla-Chef blockiert, um nicht ständig von ihm lesen zu müssen. Umgekehrt lasse aber offenbar auch Eberhard Musk keine Ruhe, habe ihm sein Therapeut als Deutung von dessen Angriffen erklärt. Insofern seien die beiden in dieser Hinsicht quitt.
Elektroauto-Seile schieben bei VW
Trotz des Vergleichs für ewig umstritten zwischen ihnen wird jedoch wohl bleiben, wer in der frühen Zeit wie viel zu Tesla beigetragen hat. Er sei Produkt-Chef gewesen und habe das konstruktive Design des ersten Roadster geleitet, schrieb Musk bei seiner Twitter-Attacke im November 2022. Eberhard aber sagte jetzt, er sei damals nicht stärker involviert gewesen als die anderen Board-Mitglieder. Musk habe kein Büro bei Tesla gehabt, dort nicht regelmäßig gearbeitet und keine Anweisungen an das Personal gegeben.
Abgesehen von der anhaltenden Uneinigkeit enthält das Eberhard-Interview interessante Informationen über seinen weiteren Werdegang. Im Nachhinein bereuen dürfte er, dass er einen Großteil seiner Tesla-Aktien frühzeitig verkaufte, wie er jetzt sagte. Das sei „nicht ideal“ gewesen. Außerdem erzählte Eberhard, dass er in einem Volkswagen-Labor als Elektroauto-Direktor anfing, sobald im Herbst 2009 seine Konkurrenzausschluss-Klausel mit Tesla ausgelaufen war. Nach zwei Jahren ging er aber wieder, denn das Realisieren von Elektroautos in dem Unternehmen sei gewesen, wie mit Seilen zu schieben.