Der Termin steht fest, aber über die Frage, was dabei herauskommt, wird naturgemäß noch gerätselt: Am heutigen Mittwoch (19.4.) um 16.30 Uhr Ortszeit in Texas will Tesla eine Web-Konferenz zu seinen Geschäftszahlen im ersten Quartal dieses Jahres abhalten, die normalerweise kurz vorher veröffentlicht werden. Im Durchschnitt erwarten Analysten, dass der Gewinn pro Aktie trotz höherer Elektroauto-Auslieferungen bei Tesla gegenüber Q4 wie Q1 2022 zurückgegangen ist. Denn zu dem Volumen-Wachstum trugen mehrfache Preis-Senkungen und Rabatte bei, von denen weitere folgen könnten. Die große Frage für Q1 2023 lautet deshalb, wie sehr sie sich schon jetzt auf die Margen ausgewirkt haben.
Erstmals Batterie-Gutschrift für Tesla
Auch hier gibt es an der Börse insgesamt einen Konsens, dass sie insgesamt niedriger ausfallen werden als zuletzt gewohnt. Im ersten Quartal vor einem Jahr hatte Tesla laut einem Bericht von Reuters bei der Brutto-Marge im Auto-Geschäft seinen bisherigen Rekord von 32,9 Prozent erzielt. Für Q1 2023 werden demnach nur durchschnittlich 23,2 Prozent erwartet, der niedrigste Wert seit Ende 2019.
Bei solchen Prognosen muss man allerdings darauf achten, von wem sie stammen, wie sich bei der Bekanntgabe der Tesla-Auslieferungen und -Produktion kurz nach Ende des ersten Quartals zeigte. Abhängig von der Quelle ergab sich ein unterschiedlicher Durchschnittswert, und in diesem Fall bedeutete das, dass Tesla die Erwartungen mal erfüllt und mal verfehlt haben sollte. An der Börse schien sich die eher negative Interpretation durchzusetzen, denn die Aktie hat sich seit Anfang April deutlich schwächer entwickelt als der S&P 500 oder die Nasdaq.
Zach made 2 important comments during $TSLA Q4 earnings call that will help us estimate Q1 earnings
1. ASP & gross margin (ex-lease & credits) in Q1 will be above $47k and 20%
2. Austin and Berlin created $2-2.5k unit cost headwinds in Q4
Chart below is to help extrapolation pic.twitter.com/OWmo3Ci42m
— First Principle Investor, Not CFA (@1stPrincipleInv) April 16, 2023
Bei den anstehenden Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 könnte zusätzlich Verwirrung um die Margen entstehen. Hier gibt es die Aussage von Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn aus der Konferenz zum vorigen Quartal, laut der die Brutto-Marge bei Tesla nicht unter 20 Prozent sinken werde, wie ein Beobachter in einem Ausblick auf Twitter erinnerte. Nach der von Reuters zitierten Prognose müsste das in den ersten drei Monaten komfortabel erreicht worden sein. Aber der Kirkhorn-Ausblick verstand sich laut @1stPrincipleInv unter Ausschluss von Leasing und Einnahmen aus dem Verkauf regulatorischer Gutschriften.
Diese Unterscheidung dürfte nicht leicht übersehen werden, aber der Posten Gutschriften könnte sich im zurückliegenden Quartal deutlich verändert haben. Bislang bestand er hauptsächlich aus dem Verkauf von CO2-Guthaben an andere Hersteller und lag regelmäßig im dreistelligen Millionen-Bereich. Seit Anfang 2023 bekommt Tesla außerdem Steuer-Gutschriften für die Produktion von Batterien und Akkus in Nordamerika, doch bislang ist weder deren Höhe klar noch die Verbuchung. Sie könnten getrennt als Credits wie für die CO2-Verkäufe behandelt werden oder als Einnahme, und im zweiten Fall würden sie wohl nicht nur diesen Wert steigen lassen, sondern auch die Brutto-Marge in der Kirkhorn-Definition.
Weniger Gewinn im ersten Quartal erwartet
Die nackten Zahlen zu Umsatz, Gewinn und Margen im ersten Quartal 2023, die am Mittwoch kurz nach US-Börsenschluss erwartet werden, könnten also schwierig zu interpretieren sein – abhängig davon, wie konkret Tesla in seinem Bericht auf die feinen Unterschiede eingeht. In der anschließenden Konferenz haben Anleger dann die Möglichkeit zum Nachfragen. Einstweilen rechnen sie laut dem Finanzdienst Tipranks im Durchschnitt damit, dass Tesla 23,7 Milliarden Dollar Umsatz melden wird, 26 Prozent mehr als im Vorjahr, und einen Gewinn pro Aktie von 0,85 Cent nach 1,07 Dollar vor einem Jahr und 1,19 Dollar im Rekord-Quartal zuvor.