Das Supercharger-System von Tesla könnte in Nordamerika doch noch zum Standard werden. Das hatte das Unternehmen Ende 2022 unter der Bezeichnung North American Charging Standard (NACS) vorgeschlagen, und nachdem die Reaktionen zunächst eher kritisch waren, ist jetzt der zweite bedeutende Partner an Bord: Wie kurz zuvor mit Ford hat Tesla mit General Motors (GM) vereinbart, dass Elektroautos des Konkurrenten ab 2024 mit Adaptern an 12.000 Supercharger-Säulen laden können. Bei der nächsten Generation ab 2025 will GM zudem, ebenfalls wie Ford, Ladetechnik nach dem Tesla-Standard einbauen.
12.000 Supercharger für Ford und jetzt GM
Über diese Einigung informierten in der Nacht auf Freitag die Chefs der beiden Unternehmen in einem Chat auf Twitter; GM gab anschließend außerdem eine Presse-Mitteilung dazu heraus. Das gewählte Modell für die Kooperation scheint demnach das gleiche zu sein wie für die mit Ford. In beiden Fällen will Tesla ab 2024 mindestens 12.000 der eigenen Supercharger-Säulen für Autos der fremden Marken freischalten. Dabei dürfte es sich um praktisch alle handeln, die es in Nordamerika derzeit gibt.
Aus dem Tesla-Ladenetz wird also ein Netz auch für Ford und GM, wobei nicht klar ist, ob die Supercharger im kommenden Jahr auf einen Schlag freigegeben werden oder erst nach und nach. Auch eine allgemeine Öffnung seiner Infrastruktur in den USA hat Tesla im Rahmen einer Initiative der Regierung schon zugesagt: Im Februar hieß es, mindestens 7500 Supercharger-Säulen würden bis Ende 2024 „für alle Elektroautos verfügbar“ gemacht.
Kunden von Ford und GM bekommen damit mehr Supercharger und wahrscheinlich früher als Fahrer anderer Marken. Möglicherweise im Gegenzug haben sich die beiden Unternehmen zudem verpflichtet, in Zukunft auf den Tesla-Standard NACS zu setzen. Jeweils in ihrer nächsten Elektroauto-Generation soll statt der US-Version von CCS (oder vielleicht zusätzlich zu ihr) Ladetechnik nach Supercharger-Spezifikationen eingebaut werden. Mit diesen Elektroautos könnte man dann auch ohne Adapter bei Tesla laden.
Trio um Tesla als Gegengewicht zu CCS
Mit der Entscheidung von Ford, das sich auch sonst zunehmend an dem rein elektrischen Herausforderer orientiert, war die bis dahin einheitliche CCS-Front der großen Hersteller für Nordamerika bereits gebrochen. Mit GM als weiteren Partner setzen jetzt die zwei US-Unternehmen auf die Supercharger-Technik, die derzeit nach Tesla die meisten Elektroautos in ihrer Heimat verkaufen. Für alle anderen, zumeist aus Asien oder Europa, stellt sich damit die Frage, ob sie der vereinten Kraft von Tesla, Ford und GM genug entgegenzusetzen haben oder ob sie lieber versuchen sollten, sich ebenfalls anzuschließen.