Als der Ford-CEO Jim Farley für Donnerstagabend einen Twitter-Chat mit Tesla-Chef Elon Musk ankündigte, spekulierten manche Beobachter, darin werde das ganz große Geschäft verkündet: eine Übernahme von Model e, der ambitionierten Elektroauto-Sparte von Ford, durch Tesla, das an der Börse mehr als zehnmal so viel wert ist wie der Konkurrent mitsamt seinem alten Verbrenner-Geschäft. Dazu kommt es vorerst nicht. Aber Farley und Musk gaben eine andere bedeutende Partnerschaft bekannt: Aktuelle Elektroautos von Ford können ab 2024 an 12.000 Tesla-Superchargern in Nordamerika laden. Zudem will Ford als erster großer Hersteller das Tesla-System zum Standard machen.
Tesla-Adapter für Ford-Elektroautos
Einige wenige Supercharger sind auch in den USA schon für beliebige Elektroautos mit der dortigen CCS-Version geöffnet, und weitere sollen folgen, doch die Zusammenarbeit mit Ford geht weiter. Sie bekommen auf Wunsch einen von Tesla hergestellten Adapter, dessen Kosten laut Musk nicht prohibitiv hoch sein werden. Zur Nutzung soll außerdem ein Software-Update für die Elektroautos von Ford erforderlich sein. Ob die Supercharger-Standorte dann wie bei Tesla auch in die Navigation integriert werden, wurde zunächst nicht bekannt.
Mit neuer Software und Adapter sollen Ford Mustang Mach-E, F-150 Lightning und E-Transit ab Anfang nächsten Jahres mehr als 12.000 Supercharger-Säulen in den USA und Kanada nutzen können, also ungefähr zwei Drittel von allen in der Region. Farley sprach von einem riesigen Schritt für die Branche und alle Elektroauto-Kunden. Für Tesla erklärte Musk, man wolle das eigene Ladenetz nicht einzäunen, sondern es nutzen, um nachhaltigen Transport voranzubringen.
— Jim Farley (@jimfarley98) May 25, 2023
Zudem geht die Zusammenarbeit langfristig über die Adapter-Lösung hinaus. Bevor Tesla in diesem Jahr erste US-Supercharger mit einem als „magic dock“ bezeichneten CCS-Adapter ausstattete, hatte das Unternehmen vorgeschlagen, stattdessen das eigene Supercharger-System zum Standard in Nordamerika zu machen. Die Reaktionen darauf waren gemischt, und zunächst ging kein großer Hersteller auf das Angebot ein, mit den offengelegten Tesla-Spezifikationen zu arbeiten. Jetzt aber hat sich Ford dazu entschlossen: Die nächste Generation seiner Elektroautos soll den so genannten North American Charging Standard (NACS) nutzen.
Konkurrent nutzt Supercharger-Standard
Pläne für die nächste Generation ab 2025, aber noch ohne den Tesla-Aspekt, hatte die Ford-Führung erst Anfang dieser Woche vorgestellt. Teil davon ist ein weiterer elektrischer Pickup unterhalb des F-150 Lightning sowie ein SUV mit drei Sitzreihen, das mit 100 Kilowattstunden Akku 350 Meilen Reichweite nach US-Norm hat und innerhalb von 10 Minuten 150 Meilen nachlädt. Wie die Elektroautos von Tesla sollen die neuen Modelle stärker von Software als von Hardware definiert und per Funk umfassend aktualisierbar sein, was Farley am Donnerstag als große Errungenschaft lobte. Die Unternehmen nähern sich einander also auch technisch an – und ihre Kunden dürften in Zukunft häufig am Supercharger zusammentreffen.