Wer in Deutschland ein neues Model S oder Model X kaufen möchte, kann das seit vergangener Woche nicht mehr. Nachdem Tesla die geschätzten Termine für Europa-Auslieferungen der beiden Premium-Elektroautos zuvor mehrfach verschoben und ihre Preise erhöht hatte, stehen im Konfigurator jetzt gar keine Angaben mehr dazu; lediglich eine Reservierung ist noch möglich. Immerhin gebrauchte Model und Model X aus dem Tesla-Bestand sind auf der Website gelegentlich zu finden – aber die haben sich soeben massiv verteuert.
Model 3 von 2020 teurer als neu
Darauf wies an diesem Donnerstag ein Leser hin, der sich für eines dieser Elektroautos interessierte. Nach seinen Angaben haben sich die Preise dafür bei Tesla Deutschland über Nacht um etwa 50 Prozent erhöht. Die Spitze markierte am Freitag ein Model X Performance mit Erstzulassung Ende November 2017 und 33.634 Kilometern: Es soll 115.890 Euro kosten (s. letzter Eintrag auf dem Foto oben). Das entspricht nahezu dem Preis für den Performance-Nachfolger Plaid als Neuwagen, der bis vergangene Woche noch im Konfigurator zu sehen war. Ohne Extras waren es 116.990 Euro, wobei das gebrauchte Model X Zusatz-Ausstattungen für etwa 10.000 Euro hat.
Auch die anderen Preise wären noch vor kurzer Zeit wohl undenkbar gewesen. Ein weiteres Model X Performance von 2017, dieses mit nur 94 Kilometern auf dem Tacho und weniger Extras, war am Freitag für 108.490 Euro im Bestand zu sehen – verglichen mit dem ersten fast ein Schnäppchen. Für ein Model X 75 D aus 2017 mit 48.649 Kilometern wollte Tesla 88.090 Euro haben. Beim Model S reichten die Preise von 75.790 Euro für ein Exemplar mit 75er Akku und 83.772 Kilometern bis 87.690 Euro für ein Model S 100 D mit 43.699 Kilometern. Eine Performance-Version war nicht im Bestand.
Zudem betreffen die hohen Gebrauchtpreise nicht etwa nur die beiden Teslas, die in Europa derzeit nicht neu zu bekommen sind. Ein Model 3 von März 2020, das seitdem 37.167 Kilometer gefahren ist, stand am Freitag für 60.640 Euro im Web. Neu würde es mit den gleichen Extras (größere Felgen, Anhänger-Kupplung und Enhanced Autopilot) aktuell 59.670 Euro kosten – und man kann noch 6000 Euro staatlichen Umweltbonus für Elektroautos davon abziehen. Das billigste Model 3 bei Tesla in Deutschland kostete am Freitag 47.500 Euro. Es stammt von April 2020, ist 27.058 Kilometer gefahren und hat als Extras eine schwarze Lackierung sowie – wie derzeit offenbar alle gebrauchten Teslas – die erweiterten Autopilot-Funktionen.
Tesla-Chat bestätigt höhere Preise
Neu würde es 57.970 Euro minus wieder die 6000 Euro Staatsprämie kosten – in diesem Fall ergibt sich also immerhin noch eine Ersparnis bei der Gebraucht-Option. Diese Diskrepanz und ähnliche sprechen dafür, dass bei den deutschen Tesla-Preisangaben nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Der Leser, der die Redaktion auf die drastischen Erhöhungen hinwies, fragte allerdings im Web-Chat nach und bekam dort nach seinen Angaben die Auskunft, dass alle Preise korrekt seien. Eine Nachfrage von teslamag.de dazu bei Tesla brachte zunächst kein Ergebnis.