Bild: Tesla (Supercharger Bergkamen, eröffnet Ende 2022)
Tesla-CEO Elon Musk ist bekannt für Vorhersagen, die dann zumindest nicht innerhalb des genannten Zeitrahmens eintreten, aber Andrew Baglino, als Senior Vice President für Antrieb- und Energie-Engineering Mitglied der nur dreiköpfigen Führungsspitze, kann das auch: Im Oktober 2021 kündigte er eine Verdreifachung des Supercharger-Netzes von Tesla innerhalb der nächsten zwei Jahre an, aber dafür müsste das Ausbau-Tempo in den nächsten drei Quartalen enorm zulegen. In Deutschland haben unterdessen EnBW und Aral Pulse die Zahl der Supercharger-Stationen klar hinter sich gelassen.
400 neue Tesla-Supercharger in Q4
Weltweit dürfte weiterhin kein Unternehmen mehr Gleichstrom-Ladestationen betreiben als Tesla. Im Bericht für das vierte Quartal 2022 ist die Zahl der Supercharger-Standorte mit 4678 und die der einzelnen Ladesäulen dort mit 42.419 angegeben. Gegenüber dem Vorquartal nahmen beide Werte um etwa 9 Prozent zu und im Vergleich zu Ende 2021 um jeweils 35 Prozent. Offensichtlich wächst das Netz also weiter – aber längst nicht so schnell, wie erforderlich wäre, um die von Baglino angekündigte Verdreifachung bis Ende dieses Jahres zu erreichen.
Als der SVP das Ziel in der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen für Q3 2021 erwähnte, gab es laut dem Bericht 2966 Supercharger-Stationen mit 26.900 Tesla-Ladesäulen weltweit. Fünf Quartale später ist die Zahl nach Angaben im neuen Finanzbericht jeweils knapp 58 Prozent höher. Damit müsste Tesla in den verbleibenden drei Quartalen bis Ende September 2023 beides noch einmal ungefähr verdoppeln. In jedem Vierteljahr müssten damit etwa 1400 neue Standorte eröffnet werden statt nur etwa 400 wie im vierten Quartal 2022.
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Von 2021 auf 2022 hat die Supercharger-Zunahme sogar minimal nachgelassen – von 2020 auf 2021 hatte sie einige Zehntel über 35 Prozent gelegen. Andere Anbieter kamen in dieser Zeit besser in Gang, wie man an der Entwicklung auf dem deutschen Markt sieht. Hier war Tesla mit seinen eigenen Ladestandorten lange Zeit klar vorne, wurde aber im Lauf von 2022 von EnBW überholt, geht aus Auswertungen der App Schnellladepark hervor. Und mit Aral Pulse zog bei der Zahl der schnellen Elektroauto-Stationen in Deutschland noch ein weiterer Anbieter an Tesla vorbei.
Mehr Elektroauto-Ladestellen bei EnBW und Aral
Der Abstand nimmt zu. Für diesen Februar zählte die App 220 schnelle Ladeparks von EnBW im Land, definiert als mindestens drei Säulen ab 150 Kilowatt Leistung. Von Aral Pulse gab es 183 solcher Elektroauto-Ladestellen. Die Zahl der deutschen Supercharger-Standorte von Tesla ist aus einer Grafik mit 155 abzulesen, liegt also selbst dann merklich unter der von EnBW und Aral, wenn man ignoriert, dass die meisten davon bislang nur von der eigenen Marke genutzt werden können. Für alle Elektroautos geöffnet sind nach den Angaben in Deutschland mittlerweile 31 Tesla-Stationen.
Bei der Zahl der einzelnen Gleichstrom-Säulen könnte Tesla insgesamt noch vorn liegen, denn pro Standort sind im weltweiten Durchschnitt gut 9 Supercharger installiert. Andere Anbieter haben kleiner angefangen, legen aber auch in dieser Hinsicht seit einiger Zeit nach. EnBW etwa meldete im Januar die Inbetriebsnahme von gleich fünf neuen Elektroauto-Parks in Deutschland, drei davon mit 16 Ladepunkten, einer mit 12 und einer mit 8. Zudem sollen 100 weitere Standorte kurz vor dem Bau-Abschluss stehen. Daran müsste sich Tesla wohl ein Beispiel nehmen, um das Baglino-Ziel noch zu erreichen.