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Tesla-Woche 51/24: Neues Model Y ab Januar, AfD-Fan Musk, HW4-Ausfälle, Europa-Verkauf

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Bild: La Mian Design (Freier Entwurf zu neuem Tesla Model Y)

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Einige Tage bleiben Tesla noch, um das im Oktober ausgegebene Ziel zu erreichen, in diesem Jahr mehr Elektroautos zu verkaufen als 2023 – und neue Zahlen zeigen, dass es damit trotz anhaltender Erfolge in China knapp werden könnte. Dazu trägt bei, dass sich die Gerüchte um eine Auffrischung des Model Y schon Anfang 2025 verdichten; zusätzlich scheint Tesla derzeit massive Probleme mit ausfallenden Fahrzeug-Computern zu haben. CEO Elon Musk setzte als Verbündeter des designierten Präsidenten Donald Trump unterdessen ein verändertes Etat-Gesetz für die USA durch und mischte sich vor und nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg intensiv auch in die deutsche Politik ein.

Neues Tesla Model Y vor Produktion

An einer Überarbeitung des in den USA im März 2020 eingeführten Model Y unter dem Code-Namen Juniper arbeitet Tesla offenbar seit mindestens Anfang 2023. Damals berichtete die Nachrichten-Agentur Reuters erstmals über diese Pläne und gab an, es solle im Oktober 2024 in Produktion gehen. Seitdem wurden mehrere Male und zuletzt häufiger Model Y mit Tarnfolien an Front und Heck gesehen. Nach einem frühen Foto nahm CEO Musk Stellung dazu: In diesem Jahr werde es kein neues Model Y geben, schrieb er im Juli in einer X-Gruppe. Das wurde weithin als indirekte Bestätigung für einen Juniper-Start früh in 2025 gesehen, und danach sieht es tatsächlich zunehmend aus.

Die neuesten Informationen dazu lieferte am Mittwoch die chinesische Publikation LatePost. Hauptsächlich geht es in dem Beitrag um das Ausscheiden von Song Gang, Leiter der wichtigen Gigafactory in Shanghai, aus seinem Job bei Tesla. Erst ganz am Ende wird ohne Angabe einer Quelle kurz erwähnt, dass dort im Januar das überarbeitete Model Y in die Serienproduktion gehen werde. Testweise wird es seit früheren Berichten schon seit diesem Herbst produziert. Tesla könnte mit diesem Elektroauto also, wie zuvor mit dem Model 3 bei der Highland-Modellpflege ab Herbst 2023, in China beginnen.

2025 für Tesla-Gigafactory „ereignisreich“

Auch sonst wird die Auffrischung des Model Y an die des Model 3 erinnern, schreibt LatePost weiter. Änderungen soll es innen und außen geben, unter anderem bei Batterie-Kapazität, Motor-Leistung und autonomem Fahren. Die ersten beiden Punkte sprechen dafür, dass Tesla beim Model Y Juniper technisch mehr verändert als zuvor beim Model 3 Highland, bei dem es bei den alten Akku-Größen blieb. Zusätzlich soll voraussichtlich ab dem vierten Quartal 2025 ein Model Y mit drei Sitzreihen folgen, nach früheren Gerüchten mit verlängertem Radstand, aber möglicherweise nur für China.

Für den europäischen Markt wird das Model Y in der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide produziert, von der damit auch die aufgefrischte Juniper-Version zu erwarten wäre. Konkrete Informationen dazu gibt es noch nicht. Eine Betriebsversammlung in der Gigafactory brachte laut einem Handelsblatt-Bericht von Montag Ernüchterung mit Blick auf neue Elektroautos. Das bezog sich allerdings auf eine Nachfrage zu einem möglichen kompakten Tesla Model Q, das in der Vorwoche für Aufsehen gesorgt hatte. Dazu habe es keine Bestätigung gegeben. Aber der Tesla-Werkschef soll erklärt haben, dass Anfang 2025 einige Sachen bekanntgegeben würden. Das nächste Jahr werde „sehr ereignisreich“.

Computer-Ausfall bei neuen Elektroautos

Nicht betroffen scheinen Model Y aus deutscher Produktion, anders als solche aus den USA und China, von einem Problem, das offenbar seit einigen Wochen zu Ausfällen von Autopilot-Funktionen und GPS in neuen Elektroautos von Tesla führt. Darüber berichtete zunächst der US-Blog Electrek mit der Angabe von hunderten solcher Fälle. Ursache scheint eine neue Unterversion des zentralen Tesla-Computers für Autopilot und Unterhaltung zu sein. Seit 2023 wurde die vierte Generation davon eingeführt, abgekürzt HW4 oder neu AI4, und bei der Revision AI4.1 soll es zu Kurzschlüssen und damit dem Ausfall von Autopilot und mehr kommen.

In einem deutschen Forum meldeten bis Samstagmittag mindestens zwei Dutzend Tesla-Kunden das gleiche Problem – allerdings ausschließlich für Model 3 neuerer Produktion, während zum Model Y nichts zu finden war. Damit besteht die Möglichkeit, dass der offenbar problematische AI4.1-Computer bislang nur in den USA und China (von dort kommen alle Model 3 für Europa) eingesetzt wird. Die Lösung scheint in einem Hardware-Tausch zu liegen. Bei einigen Kunden soll er kurzfristig erfolgt sein, andere berichteten von langen Vorlauf-Zeiten oder unklaren Angaben von Tesla-Seite.

Tesla drückt Elektroauto-Markt in Europa

Als zusätzliche Verunsicherung kommt das Problem ungelegen. Schließlich müsste Tesla im vierten Quartal die Rekordzahl von mindestens rund 515.000 Elektroautos verkaufen, um im ganzen Jahr noch über den Wert von 2023 zu kommen, wie es mit dem Bericht für Q3 angekündigt wurde. Wenn das gelingt, dürfte vor allem der riesige und weiter wachsende Elektroauto-Markt China dafür verantwortlich sein. Dort lag Tesla bis einschließlich November mit dem Model Y rund 5,5 Prozent über 2023 und mit dem Model 3 um 18 Prozent; nach wöchentlichen Daten lief der Verkauf auch in der ersten Dezember-Hälfte gut.

Für die USA dagegen sagte die Marktforschungsfirma Cox Automotive am Dienstag zwar leicht auf 161.434 steigende Tesla-Verkäufe in Q4 2024 im Vergleich zum selben Quartal im Vorjahr voraus, für das ganze Jahr aber einen Rückgang um gut 6 Prozent auf knapp 633.000 Elektroautos. Und in Europa sieht es nach neuen Zahlen des Auto-Verbandes ACEA sogar so aus, als habe Tesla bis November den gesamten Elektroauto-Markt ins Minus gezogen. Die Tesla-Neuzulassungen in den ersten elf Monaten 2024 gingen im Vergleich zu 2023 um 13,7 Prozent auf knapp 283.000 zurück. Auf dem E-Gesamtmarkt gab es ein Minus von 1,4 Prozent auf gut 1,8 Millionen Einheiten – was bedeutet, dass das Segment ohne Tesla leicht gewachsen ist, statt zu schrumpfen.

Musk nach Magdeburg für Scholz-Rücktritt

Besonders schwer tut sich Tesla in diesem Jahr in Deutschland als dem Sitz seiner europäischen Gigafactory. Über die Gründe dafür wird gerätselt, doch das zunehmend politische Auftreten von CEO Musk, der dem designierten US-Präsidenten Trump mit vielen Millionen Dollar und persönlichem Einsatz zur Wiederwahl verhalf, könnte eine Rolle dabei spielen. Nach dem Scheitern der Ampel-Koalition im November hatte er auf X Bundeskanzler Olaf Scholz und dann Wirtschaftsminister Robert Habeck auf Deutsch als „Narr“ bezeichnet. Und am Freitag schrieb er in einer X-Reaktion auf Englisch, nur die AfD könne „Deutschland retten“.

Bereits das regte manche lokalen Tesla-Freunde auf, und dann kam es zu dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg, nach dem sich Musk noch tiefer in deutsche Politik verstrickte. Scholz solle sofort zurücktreten; er sei ein inkompetenter Idiot, kommentierte der Tesla-Chef am späten Freitagabend eine Stellungnahme des Kanzlers zu dem Attentat, in der er sich mit den Opfern und ihren Familien verbunden zeigte und Rettungskräften für ihren Einsatz dankte. Was genau dem deutschen Politiker das neue harsche Urteil einbrachte, ist nicht klar.

Möglicherweise hatte Musk von dem Vorfall in Magdeburg den Eindruck, es handele sich dabei um einen islamistischen Anschlag nach gewohntem Muster, denn rasch wurde bekannt, dass der mutmaßliche Täter aus Saudi-Arabien stammt.

Bis Samstag wurde das Bild jedoch komplexer und bekannt, dass der Attentäter offenbar atheistischer Aktivist ist und seine Tat als Protest gegen Muslim-Einwanderung im Vorfeld über die Musk-Plattform X privat ankündigte. Laut dem Spiegel soll sich Taleb A. in der Vergangenheit außerdem als Anhänger rechter Verschwörungstheoretiker und wegen dessen Kritik an illegaler Einwanderung auch des Tesla-Chefs gezeigt haben. Ein ihm zugeschriebenes X-Profil war am Samstag noch aufrufbar. Seine jüngste Nachricht stammte von Freitag 19.07 Uhr, wenige Minuten nach dem Attentat.

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