Bild: Telefon-Aktion in aktueller "Titanic" (Foto: teslamag.de)
Das Satire-Magazin Titanic ist unter seinen Lesern unter anderem bekannt für Aktionen unter dem Titel „Titanic Telefon Terror“, bei denen arglose Menschen mit Anrufen angeblicher Autoritäten zu amüsanten Aussagen verlockt werden. In der aktuellen Ausgabe des Magazins ist erneut eine solche Aktion enthalten – passend zum Anlass abweichend betitelt als „Tesla Telefon Terror“: Ein Anrufer aus der Redaktion gab sich als Mitarbeiter von Tesla aus und verwickelte Bewohner von Grünheide mit einer Mischung aus sinnlosen und unverschämten Anliegen und Behauptungen in Gespräche.
Gigafactory wird überwiegend positiv gesehen
In Grünheide laufen derzeit die Bauvorbereitungen für die europäische Gigafactory von Tesla, in der ab Juli 2021 zunächst das Model Y vom Band laufen soll. Die Stimmung in der lokalen Bevölkerung ist nicht unerheblich für diesen Plan, denn er braucht eine Genehmigung nach dem Bundes-Immisionsschutzgesetz, in deren Rahmen Einwendungen aus der Bevölkerung möglich sind. Wie eine Umfrage von teslamag.de vergangene Woche erkennen ließ, wird das Tesla-Projekt überwiegend positiv gesehen.
Tatsächlich ergab die Titanic-Aktion ein ähnliches Bild – wenn auch natürlich vermischt mit absurden Aussagen, die nur durch die geschickte Gesprächsführung des anrufenden Mitarbeiters zu erklären sind. Eine ältere Dame aus Grünheide etwa freute sich über die Aussicht, dass Tesla angeblich einen Zahnarzt auf dem Gigafactory-Gelände ansiedeln will, und zeigte sich grundsätzlich offen dafür, aus dem eigenen Garten Raketen von SpaceX starten zu lassen. Angesprochen auf andere Bewohner der Gegend, die Tesla weniger positiv begegnen, sagte sie: „Das sind auch alles alte Kommunisten“.
Herr B. Ist „wendig wie ein Tesla“
Das Kommunismus-Motiv taucht auch in einem weiteren Gespräch noch einmal auf: Ein „Herr B“ erklärt, er sei in diesem System groß geworden und habe „beide Seiten kennengelernt“. Dass er daraufhin als „wendig wie ein Tesla“ bezeichnet wird, scheint ihn nicht zu stören. Auch gegen den Vorschlag, Grünheide in Tesla-Town umzubenennen, äußert der Mann keine Einwände – „die Telefonnummer bleibt ja, wa?“.
Zwei Bürger von Grünheide erschreckt der angebliche Tesla-Mitarbeiter von Titanic mit der Behauptung, ihren Stromverbrauch zu beobachten – ob es möglich sei, den etwas zu reduzieren, damit genügend Strom für die Gigafactory und das Aufladen von Akkus bleibe? Der erste Angerufene erklärt dazu empört, „gern noch mehr Strom“ zu verbrauchen, den er ja auch gut bezahle.
Der zweite Gesprächspartner erklärt seinen Stromverbrauch (von 4000 Kilowattstunden) für durchaus im Rahmen und spricht dann ein anderes Thema an, das ein Hinweis auf echte Bedenken in der Region sein dürfte: „Viele böse Zungen befürchten, dass Sie gar keine (…) arbeitswilligen Deutschen anstellen“, sagt er. Der Titanic-Mitarbeiter bestätigt natürlich bereitwillig, dass Tesla vor allem Polen für seine Gigafactory sucht: „Die sind halt billiger.“
Akkus im Schwimmbad, gefälschtes Buch
Auch zwei öffentliche Einrichtungen bekamen Anrufe von Titanic unter falscher Tesla-Flagge. Eine Mitarbeiterin des Schwimmbads bot ohne viel Aufhebens Mitarbeiter-Rabatte von bis zu 40 Prozent an. Außerdem zeigte sie sich offen für das Anliegen, das Becken zu nutzen, um darin Akkus zu kühlen – jedenfalls außerhalb der Öffnungszeiten.
Beunruhigender ist der Inhalt des Gesprächs mit einer Mitarbeiterin der örtlichen Bücherei. Dieser schlägt Titanic vor, mittels eines angeblich historischen Buches zu belegen, dass der Erfinder Nikola Tesla (Namensgeber von Tesla wie teslamag.de) im 19. Jahrhundert Grünheide besucht habe. Zwar äußert die Frau Bedenken, „wo ich so ein ehrlicher Mensch bin“. Noch einmal angesprochen auf das angebliche Buch, das der Bücherei „ordentlich Zulauf“ verspreche, lässt sie sich aber offenbar – fast – überzeugen: „Für mich als Bibliothek klingt das gut. Aber wie Sie wissen, hat man immer noch einen Amtsleiter über sich.“