Die Vorbereitungen für den Baubeginn der Tesla-Fabrik Giga Berlin gehen zügig voran – davon konnte teslamag.de sich diese Woche vor Ort überzeugen. Laut dem Bürgermeister der Gemeinde Grünheide, auf deren Gebiet die Gigafactory entstehen soll, könnte der Spatenstich bereits Ende März stattfinden. Wie eine Umfrage in Grünheide und dem dazugehörigen Ort Freienbrink näher an der Fabrik zeigt, sind die Meinungen in der Bevölkerung dazu eher positiv, aber nicht uneingeschränkt.
Die Karte unten zeigt die Lage des 300 Hektar messenden Grundstücks, auf dem die weltweit vierte Gigafactory von Tesla entstehen soll. Aktuell sind gut 90 Hektar im Südwesten der Fläche gerodet, im Herbst sollen weitere 60 Hektar hinzukommen. Grünheide, inklusive der Ortsteile Fangschleuse und Gottesbrück, liegt im Norden des Areals, Freienbrink im Süden.
Auf dem Marktplatz im Ort Grünheide war die Stimmung gegenüber der geplanten Fabrik fast durchweg positiv. „Da kann Grünheide wachsen”, sagte eine Frau, die im Rathaus des Ortes arbeitet. Das gelte sowohl kulturell als auch für die Infrastruktur. „So sehen das eigentlich alle im Rathaus.” Auch eine junge Dame, die gerade eine Zigarette raucht, sagt, sie kenne nur Leute, die für Giga Berlin sind. „Vielleicht kriegen wir dann mal eine weiterführende Schule.” Die Demonstrationen gegen das Tesla-Werk kann sie nicht nachvollziehen. „Da wird doch immer wieder neu angepflanzt und abgeholzt.”
Verärgerung über Proteste
Der Besucher eines Cafés regt sich über die Proteste gegen Giga Berlin sogar auf: „Für den Windpark in Hangelsberg [nahe Grünheide, Anm. d. Red.] wird doch auch gerodet, da hat gar keiner protestiert.” Dasselbe gelte für den Gewerbepark nördlich von Freienbrink, der an das Tesla-Gelände grenzt oder auch für die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL), die östlich von Grünheide verlegt wird.
In Freienbrink waren gemischtere Töne zu hören als in Grünheide. Eine junge Frau mit Vorschulkind an der Hand findet die Aussicht auf mehr Autoverkehr bedenklich: „Hier gibt es keine Gehwege, da mache ich mir schon Sorgen um meinen Sohn.” Ein Geschäftsmann aus Freienbrink sagt, eine große Sorge der Leute sei immer noch der geplante Wasserverbrauch der Gigafactory.
Dauerthema Wasser für die Gigafactory
Ab Juli 2021 soll das neue Tesla Model Y in Grünheide vom Band laufen, zunächst mit einer Rate vom 150.000 Stück pro Jahr. Dafür werden bis zu 371 Kubikmeter Wasser pro Stunde gebraucht, hieß es Ende Januar in einem Bericht des RBB. Tesla-Chef Elon Musk wies aber darauf hin, dass dies ein absoluter Spitzenwert sei, nicht der Normalbedarf. Zwischenzeitlich sollen sich der Wasserverband Strausberg-Erkner, die Berliner Wasserbetriebe und das Landesumweltamt und der Wirtschaftsförderung Lösungen für die Wasserfrage gefunden haben.
Ein weiteres Problem sieht der Mann aus Freienbrink beim Verkehrslärm von der A10. „Bei Wind von Norden hat der Wald den Lärm deutlich abgeschwächt”, sagt er. Das werde sich nun sicher ändern. Eine Frau an der Bushaltestelle in Freienbrink dagegen will davon noch nichts gemerkt haben. „Das war immer schon so laut”, sagt sie. „Nachts muss ich meistens das Fenster zulassen.“ Nur wenn der Wind richtig stehe, sei es mal still „wie auf dem Land”.
Auf das Tesla-Werk freut sich die Frau: „Vielleicht kommen wir dann hier mal aus dem Wald raus” sagt sie. Der letzte Bus nach Erkner fahre derzeit um 18:45 Uhr. „Danach werden hier die Bürgersteige hochgeklappt.” Und nach Grünheide gebe es gar keine Anbindung. „Wer hier kein Auto hat, der hat echt die Arschkarte gezogen.”