Bild: @p_ferragu
In dieser Woche waren mehrere Analysten auf Einladung von Tesla zu Besuch in der deutschen Gigafactory und bekamen Gelegenheit, eines der Model Y Performance von dort Probe zu fahren. Darüber informierte schon im Vorfeld Pierre Ferragu von New Street Research, dessen Fragen in Telefon-Konferenzen von Tesla regelmäßig zugelassen und beantwortet werden. Ferragu selbst zeigte sich anschließend erst einmal angetan von der Qualität des deutschen Model Y. Andere professionelle Beobachter der Tesla-Aktie schilderten in Kurzstudien für Kunden ihre Eindrücke aus der Fabrik.
Druckguss bei Tesla als Highlight
Nach der Autobahn-Probefahrt am Mittwoch berichtete Teslas oberster Anleger-Betreuer Martin Viecha auf Twitter von einem Gespräch mit Ferragu. Das Model Y aus der lokalen Fabrik sei gebaut wie ein deutsches Premium-Auto, habe der Analyst gesagt. Das sei es tatsächlich, lautete laut Viecha seine Antwort darauf. Darauf reagierte Ferragu, indem er erklärte, mit Premium-Teslas habe er gerechnet, aber tatsächlich seien sie jetzt sogar Luxus-Autos.
Eine finanztechnische Beschäftigung mit dem Tesla-Besuch von Ferragu soll später kommen, von anderen Analysten aber wurden schon erste Einschätzungen bekannt. So fand ein zweiseitiger Kommentar der Investmentbank Jefferies seinen Weg auf Twitter, der in Teilen allerdings nach Missverständnissen klingt. Die Produktion in der deutschen Gigafactory sowie in der ebenfalls neuen Fabrik in Texas werde deutlich weniger kosten als in Fremont, heißt es darin. Berichtet wird von einer aktuellen Rate von 1000 Model Y pro Woche in Deutschland. Das Erreichen dieser Marke hatte Tesla schon im Juni gemeldet, und aktuelle Angaben aus informierten Kreisen sind zwar nicht einheitlich, sprechen aber für eine zumindest an einzelnen Tagen deutlich höhere Produktion bei Tesla in Grünheide.
Jefferies $TSLA analyst write up of Berlin plant tour. Jefferies 3Q volume estimate now 397.5K vs Street 357K. Updated $350 PT. pic.twitter.com/akzwm0eyOY
— Gary Black (@garyblack00) August 26, 2022
Karosseriebau und Endmontage in der deutschen Gigafactory sind nach dem Eindruck der Jefferies-Analysten relativ konventionell. Die höhere Produktivität ergebe sich hauptsächlich durch weniger Komplexität und weniger Varianten des Model Y. Ein Highlight der Produktion sind laut Jefferies die großen Gussteile, die viele zusammengefügte kleinere Elemente ersetzen. Diese seien aber nur mit strukturellen Batterien kompatibel, die Tesla noch nicht habe. Das ist nur zur Hälfte richtig, denn das hintere Rahmen-Element des Model Y kommt auch bei konventioneller Bauweise schon am Stück aus Giga-Pressen.
https://twitter.com/shinuvasudevan/status/1563080758805561345
Besser scheinen die Vertreter der Bank UBS bei dem Besuch in der Elektroauto-Fabrik in Grünheide bei Berlin hingehört zu haben. Die Fabrik mache offensichtlich Fortschritte auf dem Weg zum Ziel von 5000 Model Y pro Woche, heißt es in Twitter-Auszügen aus ihrem Kommentar zu dem Besuch. Teile der Gigafactory seien sogar schon bereit für 10.000 Fahrzeuge pro Woche, schreibt UBS ohne Details. Als entscheidende Innovation werden auch hier die großen Gussteile aus Giga-Pressen bezeichnet. Wohl korrekt schreibt UBS, dass das hintere Rahmen-Element des Model Y bereits auf diese Weise entsteht und dass das vordere folgen soll, wenn tragende Akku-Pakete für den mittleren Teil zur Verfügung stehen. Nach Tesla-Angaben solle es Ende dieses Jahres mit 4680-Batterien aus eigener Produktion vor Ort so weit sein. Allerdings ist bereits ein Model Y mit LFP-Akku von BYD in der EU typgenehmigt, der in den Unterlagen dazu als „strukturell“ bezeichnet wird.