Bild: JJRicks Studios
Wenn das Autopilot-System von Tesla sich beim Fahren überfordert oder nicht mehr zuständig fühlt, zeigt es das optisch und akustisch an und übergibt an die Person am Steuer – die rechtlich ohnehin die ganze Zeit die Verantwortung trägt. Die Google-Tochter Waymo dagegen bietet in Teilen der US-Stadt Phoenix schon einen autonomen Taxi-Dienst an, dessen Fahrzeuge ebenfalls noch mit Lenkrad und Pedalen ausgestattet sind, im Normalfall aber stets vom Driver-Computer gesteuert werden. Eines dieser frühen Roboter-Taxi hat jetzt einen interessanten Ausblick darauf geliefert, wie die autonome Zukunft hoffentlich nicht funktioniert: Der weiße Mini-Van fuhr sich zweimal fest und in beiden Fällen auch noch herbeigeeilten Waymo-Helfern davon.
Roboter-Taxi scheitert an Baustelle
Von dieser interessanten Fahrt berichtete vergangene Woche der YouTube-Kanal JJRicks Studios. Wenn dessen Moderator nicht ohnehin häufig den Waymo-Dienst testen würde, hätte sie ihn wahrscheinlich stärker verstört. Immerhin steckte er insgesamt rund 15 Minuten lang in einem computerisierten Fahrzeug fest, das sich zwischendurch mehrfach ohne Ankündigung in Bewegung setzte, begleitet von teils widersprüchlichen Display-Meldungen und einer zwischendurch ebenfalls etwas hilflos wirkenden Telefon-Stimme.
Erst ging alles glatt, doch hinter einer Rechtskurve lauerte etwas, mit dem Systeme wie das von Waymo nicht gut zurechtkommen, weil sie sich auch auf eine genaue Vorab-Kartierung der befahrenen Straßen verlassen: eine Baustelle. Auch das Tesla-System kommt mit dergleichen nicht immer gut zurecht. Aber weil es sich hauptsächlich mit Kameras ein Live-Bild der Umgebung macht, kann es besser auf Veränderungen reagieren – und falls nicht, bislang immer noch an den Menschen am Steuer übergeben.
Beherztes Abbiegen nach Bedenkzeit
In den begrenzt autonomen Waymo-Taxis aber ist nicht vorgesehen, dass der Passagier von hinten nach vorne wechselt, um kurz einen Computer-Fehler zu übersteuern. Ebenfalls können die Fahr-Roboter nicht ferngesteuert werden, wie sich bei der aktuellen Fahrt bestätigte: Der YouTuber musste warten, bis ein von der Zentrale herbeigerufenes Hilfe-Team in einem anderen Fahrzeug eintraf.
Zum ersten Mal kommt es dazu, nachdem das Roboter-Taxis nach reiflichem Nachdenken vor einem Kreisverkehr, bei dem die rechte von zwei nach rechts abbiegenden Spuren mit Verkehrskegeln abgesperrt ist, recht beherzt doch noch um die Kurve fährt. Schon während der Bedenkzeit steht es anderen Autos im Weg und eine weibliche Support-Stimme informiert, dass die Roadside Assistance auf dem Weg sei. Kurz nach dem überraschenden Abbiegen hält der Driver ohnehin erneut an. „Jetzt ist er offenbar wieder liegengeblieben“, kommentiert die Frau.
Bald darauf stellt sie fest, dass das Helfer-Team wieder abbestellt wurde, und ruft es erneut, wie sie dem Fahrgast erklärt. Weil das automatische Auto nur halb auf die gesperrte Spur ganz rechts gefahren ist, blockiert es jetzt teilweise die linke. Dann setzt es ein Stück zurück, so dass niemand mehr vorbeikommt, ohne auf die Gegenfahrbahn zu wechseln. Viele hupen, der YouTuber findet alles „sehr interessant“.
Waymo-Helfer muss Auto hinterherlaufen
Und es wird sogar noch interessanter. Noch bevor das angekündigte Team da ist, fährt der Waymo-Roboter erneut los. Die Frau vom Support bleibt trotzdem dran, und wenig später steht das Fahrzeug tatsächlich wieder – es will offenbar auf die rechte Spur wechseln, bleibt dann aber zwischen Verkehrskegeln stehen. Bald darauf ist im Bild der hinteren Kamera in dem Video von sehen, wie sich ein Mann in gelber Warnweste nähert. Doch gleichzeitig beginnt das Lenkrad des Roboter-Autos zu zucken, und dann fährt es noch einmal los. Nach wenigen Metern bleibt es stehen und wiederholt dieses Spielchen mit dem Waymo-Helfer noch einmal. Endlich ist dann im Auto mehrfach Klacken zu hören, der Bildschirm und die Support-Stimme melden, dass die Türen entriegelt sind, und der Verfolger mit Weste steigt mit einer Entschuldigung ein und fährt menschlich weiter.
Wie die meisten Taxi-Fahrer bringt er die Tour unfall- und störungsfrei zu Ende, während der YouTuber erfolglos versucht, ein wenig mehr über das menschliche Support-System hinter den autonomen Taxis zu erfahren. Man habe den Trip schon eine Weile beobachtet und geahnt, dass der Computer „den Kampf verlieren“ würde, verrät der Fahrer nur. Waymo ließ später wissen, das eigene Personal habe die Situation zum Teil nicht richtig gehandhabt; in einer Reaktion darauf seien die eigenen Prozesse schon verbessert worden.