Jeder auf seine Weise treiben Tesla und die Google-Tochter Waymo die Entwicklung zum autonomen Fahren voran. Waymo setzt wie fast der gesamte Rest der Branche auf eine genaue Vorab-Kartierung der zu befahrenen Strecken plus aufwendige Lidar-Sensoren am Auto, Tesla-CEO Elon Musk will mit Kameras und hoch entwickelter KI-Software sogar völlig unbekannte Umfelder beherrschbar machen. Testweise betreibt Waymo bereits einen fahrerlosen Taxi-Dienst in der US-Stadt Phoenix, bei Tesla befindet sich die neue FSD-Software (Full Self-Driving) in frühen Beta-Tests. Und ein Beobachter hat jetzt getestet, wie gut sich beide aktuell im direkten Vergleich miteinander machen.
Tesla und Waymo fahren ohne Eingriff
Das wichtigste Ergebnis bei dem Vergleich Tesla Autopilot gegen Waymo Driver lautet wohl, dass dabei niemand zu Schaden kam. Außerdem berichtete @WholeMarsBlog auf Twitter, dass in beiden Fahrzeugen durchgängig das Selbstfahr-System am Steuer blieb – bei Waymo wäre es auch gar nicht anders möglich, denn bei seinem autonomen Taxi-Dienst One in Phoenix sitzt kein Mensch mehr auf dem Fahrerplatz. Bei Tesla dagegen ist das noch vorgeschrieben. Das Autopilot-System stellt auch in der FSD-Version offiziell nur eine Unterstützung für die Person am Steuer dar, die weiterhin verantwortlich ist und jederzeit in der Lage sein muss, selbst zu übernehmen.
Allerdings berichten Tester der Beta-Software, dass sie das zunehmend seltener müssen. Tesla-CEO Musk besteht trotz vielen Zweifeln aus dem Rest der Branche darauf, dass FSD noch in diesem Jahr gut genug sein wird, um sogar noch autonomer fahren können als Waymo: auf Stufe 5, also überall dort, wo auch ein Mensch sich noch zurechtfinden würde, nicht nur auf vorkartiertem Gebiet. Der nächste große Schritt dorthin soll mit FSD Version 9 kommen, die Musk am Mittwoch für „hoffentlich“ diesen April in Aussicht stellte, zusammen mit einer starken Ausweitung des Beta-Tests.
Doch schon bei dem Vergleich von @WholeMarsBlog, dessen Twitter-Profil und -Beiträge ihn deutlich als Tesla-Anhänger erkennen lassen, hatte der Autopilot die Nase klar vorn. Den genauen Routen-Verlauf verriet der Tester nicht, aber das Ziel war ein Lebensmittel-Laden, angesichts des begrenzten Einsatzgebiets von Waymo wohl in Phoenix.
Die Videos von der Fahrt mit Waymo One auf YouTube und Twitter beginnen damit, dass der weiße Chrysler Pacifica mit auffälligem Sensor-Aufbau in die Auffahrt zu dem Wartenden einbiegt – der dem Auto dann erst einmal einige Meter hinterhergehen muss, bis es zum Einsteigen anhält. Statt wie später der Tesla biegt es nach dem erneuten Losfahren nach rechts auf die Straße vor dem Gebäude ab. Die beiden Roboter-Autos nahmen also nicht dieselbe Route. Kommentatoren merkten an, dass der Waymo Driver Abbiegen nach links konsequent zu vermeiden schien.
Autopilot kommt 35% schneller an
Nach von @WholeMarsBlog angegebenen 8 Minuten ist der autonome Chrysler am Ziel und bittet den Passagier noch mit einer Frauenstimme, beim Aussteigen aufzupassen. In einem Zusammenschnitt ist dann die Fahrt mit dem Tesla zu sehen. Sie beginnt in derselben Auffahrt vor einem Gebäude. Das Ziel ist schon eingegeben, auf dem Bildschirm leuchtet „Navigate on Autopilot“, und der Fahrer aktiviert das System. Der vertraute Gong ertönt, und das Elektroauto fährt los.
Der Tesla biegt gleich nach links auf die Straße ab, sodass direkte Vergleiche seines Roboter-Verhaltens mit dem von Waymo an den gleichen Stellen nicht möglich sind. Unterwegs hält er an roten Ampeln, bis sie grün werden, fährt bis zu 50 Meilen pro Stunde, wechselt blinkend Spuren, wenn es nötig ist, und hält schließlich vor demselben Safeway-Laden an wie vorher der Chrysler. Laut @WholeMarsBlog dauerte die FSD-Fahrt nur 5 Minuten und 12 Sekunden, war also 35 Prozent schneller. Das letzte Wort über die Leistungsfähigkeit verschiedener Ansätze von Tesla, Waymo und anderen ist damit natürlich längst noch nicht gesprochen, aber interessant ist ein solcher früher Vergleich allemal.