Um viele Jahre nach Tesla und einige Jahre nach mehreren weiteren Herstellern ein Elektroauto auf den Markt zu bringen, wird Apple sich etwas einfallen lassen müssen. Nach Berichten hat der iPhone-Erfinder schon um 2015 herum damit begonnen, sich mit einem Auto unter der eigenen Marke zu beschäftigen. Denn bei Elektroautos lockt zum einen ein riesiger neuer Markt, und zum anderen werden zumindest die von Tesla ohnehin gern als Smartphones auf Rädern bezeichnet, sodass Apple-Kompetenzen nützlich sein könnten. Wie konkret diese Pläne inzwischen geworden sind, ist unklar – aber ein neues Patent zeigt, dass sich das Ergebnis sehr von Gewohntem unterscheiden könnte.
Immersive VR in Apple-Elektroauto
Der Patent-Antrag wurde im April 2020 gestellt und Anfang dieses Monats veröffentlicht, wie zuerst dem Blog VRScout auffiel. Seit Beginn des Elektroauto-Projekts habe Apple mehrere Patente dazu beantragt, dieses sei aber besonders interessant, berichtete er. Das gelte umso mehr, also zuletzt wieder vermehrt von dem offiziell immer noch nicht bestätigten Apple-Elektroauto die Rede war. So soll das Unternehmen vor kurzem eine Managerin mit 31 Jahren Ford-Erfahrung für das Projekt abgeworben haben, und es gab neue Gerüchte, laut denen der iPhone-Auftragsfertiger Foxconn auch das autonome Auto bauen soll.
Dass Apple wie Tesla und inzwischen viele andere mit seinem Elektroauto autonomes Fahren anstrebt, war von Anfang an Teil der Berichte darüber. Zwischendurch hieß es auch, das Unternehmen werde sich auf diesen Aspekt beschränken und nur ein Autonomie-System für andere Hersteller liefern. Inzwischen scheint es aber wieder um ein komplettes Apple-Auto zu gehen. Dass es autonom fahren soll, wird auch in dem neuen Patent-Antrag bestätigt. Tatsächlich könnte das iCar (falls es denn so genannt wird) voll darauf ausgelegt werden und beim Fahren statt eines Blicks aus dem Fenster eine umfassende VR-Erfahrung bieten.
Der Titel des Apple-Antrags lautet übersetzt „Immersive Darstellung von bewegungssynchronisierten virtuellen Inhalten“, und im Text wird erklärt, dass autonome Autos möglicherweise gar keine klassischen Fenster mehr haben werden. Das wiederum könne dem Problem der Übelkeit durch Bewegung Vorschub leisten, aber mit einer darauf abgestimmten VR-Umgebung will Apple sie verhindern: Auf einzelnen Bildschirmen im autonomen Auto oder auch komplett um die Insassen herum sollen Bilder der äußeren Umgebung, Bücher oder Filme angezeigt werden. Bei Bedarf werden sie mit virtuellen Informationen angereichert und stets so an die realen Veränderungen angepasst, dass niemandem schlecht wird. Frühe Anzeichen dafür sollen mit Kameras erkannt werden.
Display-Bilder passend zur Bewegung
Das hört sich ein wenig so an, als wolle Apple ein Problem lösen, das mit dem Verzicht auf Fenster erst entstehen würde. Aber tatsächlich wird manchen Menschen auch schlecht, wenn sie in einem klassischen Auto von jemand anderem gefahren werden. Zudem scheint das Konzept nicht als reine Defensiv-Maßnahme gedacht zu sein: An Beschleunigung und Lenkung angepasste VR-Bilder sollen optional eine Spiel-Erfahrung ermöglichen, wie sie mit stationären Systemen nicht möglich ist – oder zusätzlich simuliert werden müsste. Das Apple-Elektroauto könnte also nicht nur ein rollendes Smartphone werden, sondern eine autonom fahrende VR-Spielkonsole. Mit einer Vorstellung wird allerdings nicht vor 2024 gerechnet, und die Produktion dürfte noch später starten.