Bevor Elon Musk kam und tausende Laptop-Batterien in den Tesla Roadster steckte, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass solche Lithum-Ionen-Zellen zum grundlegenden Baustein der zukünftigen Transport- und Energie-Wirtschaft werden würden. Aber genau es so sieht es inzwischen aus, und westliche Regierungen fördern eigene Zellfabriken nach Kräften. Doch laut Marktforschern wird es dem Westen auch mit Tesla mindestens bis 2030 nicht gelingen, China einzuholen, das früher in die vermeintlich uninteressante Batterie-Produktion einschließlich Rohstoffen eingestiegen ist.
China plant 148 neue Zell-Großfabriken
Wenn man so will, baut Tesla sowohl bei Berlin als auch bei Austin im US-Bundesstaat Texas schon Zellfabriken, denn zumindest die Standorte dafür auf den jeweiligen Gigafactory-Grundstücken gelten als bekannt, und auf beiden laufen Boden-Arbeiten. Auch Volkswagen hat angekündigt, in Eigenregie Zellen zu produzieren – zusammen 240 Gigawattstunden pro Jahr in sechs europäischen Fabriken, eine davon in Salzgitter.
In China aber passiert noch viel mehr, warnt in einer aktuellen Kurzeinschätzung die Rohstoff-Marktforschungsfirma Benchmark Minerals. Zum Ende des ersten Quartals 2021 seien weltweit 200 Batterie-„Megafactorys“ (was das Gleiche bedeutet wie Gigafactorys bei Tesla, nämlich schlicht riesige Zellfabriken) geplant gewesen, schreibt sie. Mit 148 befanden sich die weitaus meisten neuen Standorte in China, Europa kam auf 21 und die USA auf nur 11 Batterie-Großfabriken in Planung. Das „globale Batterie-Wettrüsten“ habe sich in diesem Jahr verschärft.
Tesla mit 3 Terawattstunden in 2030?
Ende 2020 betrug die weltweite Zell-Produktionskapazität laut Benchmark 755 Gigawattstunden. Für 2021 nennen die Marktforscher keinen Zielwert, gehen aber davon aus, dass sich Ende des Jahres 77 Prozent der weiter gesteigerten Kapazität in China befinden werden. Bis 2030 soll sich die jährliche Kapazität aller Zell-Hersteller auf 3,4 Terawattstunden ungefähr vervierfachen. Doch trotz aller Initiativen von Tesla, Volkswagen und anderen im Westen erwarten die Experten, dass auch dann noch zwei Drittel der weltweiten Batterie-Produktionskapazität in China angesiedelt sein werden.
Tesla selbst geht allerdings von noch deutlich höheren Kapazitäten aus, wobei noch nicht bekannt ist, in welchen Regionen mehr davon entstehen soll. Für die komplette Umstellung des Straßentransports auf Elektro würden jährlich 10 Terawattstunden an Zellen benötigt, für das Energie-System noch einmal so viele, erklärte CEO Musk bei seinem Batterie-Tag im September 2020. Allein 3 Terawattstunden davon wolle Tesla im Jahr 2030 in Eigenregie produzieren.