Die Parallelen zu Tesla sind so offensichtlich wie die Unterschiede: Relativ kurzfristig kündigte Volkswagen vergangene Woche einen Power Day zu den eigenen Batterie-Plänen an, der an diesem Montag live im Internet stattfand. Das Vorbild dafür war erkennbar Teslas Batterie-Tag im September 2020, der vorher allerdings mehrfach verschoben worden war. Wie zu erwarten, war die VW-Präsentation aufwendiger produziert, aber vielleicht weniger authentisch als das Elektroauto-Kino mit CEO Elon Musk auf einer Freiluft-Bühne, das Tesla im September veranstaltet hatte. Inhaltlich aber haben die jetzt verkündeten VW-Pläne Ähnlichkeit mit dem, was Musk zu Batterien angekündigt hat.
VW will wie Tesla Standard-Zelle
So kündigte Vorstandschef Herbert Diess die Einführung einer neuen Standard-Batteriezelle für den ganzen Volkswagen-Konzern an. Anders als Tesla machten weder er noch die anderen im Wechsel auftretenden VW-Manager genaue Angaben zu Größe und Innenleben. Aber auch Musk hat vor kurzem angekündigt, dass die im September gezeigte 4680-Zelle auf Dauer der Standard bei Tesla sein werde. Und VW gab jetzt an, 80 Prozent der Elektroautos aus dem Konzern sollten bis 2030 mit der eigenen Standard-Zelle ausgestattet sein. Erwähnt wurde, dass die VW-Zelle anders als die von Tesla ein prismatisches Format haben werde.
Ebenfalls wie Tesla will Volkswagen Batterien zum Teil auch in eigener Verantwortung herstellen, zum Teil mit Partnern, und zum Teil zukaufen. Das erste Elektroauto mit der eigenen Standard-Zelle soll aber erst Ende 2024 vorgestellt werden, wie der dafür verantwortliche Audi-Vorstandschef Markus Duesmann jetzt ankündigte. Es entsteht in dem schon bekannten Artemis-Projekt bei der VW-Marke. Tesla dagegen will 4860-Zellen unter anderem im Model Y aus der deutschen Gigafactory bei Berlin verbauen, dessen Produktion noch in diesem Sommer beginnen soll (wobei zwischenzeitlich berichtet wurde, anfangs könnte das deutsche Model Y mit 2170-Zellen wie bei der US-Variante kommen).
https://www.youtube.com/watch?v=LJ7ddehnQDQ
Noch in weiteren Hinsicht bestätigte sich der VW-Kurs Richtung Tesla bei Elektroauto-Batterien: Der deutsche Konzern will mit effizienter Produktion und billigerer LFP-Chemie für das Einsteiger-Segment sowie viel höheren Volumina die Batterie-Kosten deutlich senken. 50 Prozent bei LFP-Zellen und 30 Prozent im Volumen-Segment mit teureren Chemien nannte der Konzern jetzt als Ziel. Ähnlich gab Tesla bei seinem Batterie-Tag 56 Prozent Kosten-Reduktion pro Kilowattstunde an. 7 Prozentpunkte machen die ab dem deutschen Model Y geplante Zell-Integration in die Fahrzeug-Struktur aus. Mit „cell to car“ erwähnte VW jetzt ähnliche Pläne, doch das Artemis-Elektroauto soll 2024 noch mit „cell to pack“ kommen, also nur auf den bisher üblichen Zwischenschritt der Gruppierung von Zellen zu Modulen verzichten.
Bis 2030 will Volkswagen zusammen mit Partnern auf eine jährliche Zell-Produktionskapazität von 240 Gigawattstunden kommen. Die ersten 40 Gigawattstunden (mehr als nach den bisherigen Plänen) soll ab 2023 die Gigafactory von Northvolt in Schweden beisteuern, weitere 40 Gigawattstunden später das Joint-Venture desselben Unternehmens mit VW in Salzgitter. Insgesamt sind sechs Gigafactorys für Elektroauto-Batterien in Europa geplant.
Aktualisierung: Volkswagen hat von Northvolt die Anteile an dem Joint-Venture in Salzgitter übernommen, wie das schwedische Unternehmen mitteilte. Außerdem gab es einen Auftrag von VW im Volumen von 14 Milliarden Dollar über zehn Jahre bekannt.
„Endspiel“ Feststoff-Batterien
Für die fernere Zukunft kündigte ein Volkswagen-Manager sogar eine Batterie-Technologie an, die nach seinen Worten das „Endspiel“ bei Akkus einleiten soll: Zellen mit festen statt flüssigem Elektrolyten, wie sie unter anderem die VW-Beteiligung Quantumscape entwickelt. Die Zeit zum Aufladen lasse sich damit halbieren und die Reichweite um 30 Prozent erhöhen, hieß es dazu. Die VW-Veranstaltung war am frühen Montagnachmittag noch nicht beendet, eine Präsentation dazu stand aber schon zur Verfügung.