Europa braucht dringend mehr eigene Fertigungskapazitäten für Batterie-Zellen – um die steigende Nachfrage vor allem von Elektroauto-Herstellern zu decken, aber auch, um bei diesen Bausteinen für eine saubere Energie-Zukunft nicht noch weiter hinter Asien zurückzufallen. Schon Ende 2019 hat die Europäische Kommission deshalb ein Groß-Fördervorhaben von sieben Mitgliedsstaaten für Batterie-Forschung und -Innovation mit einem Volumen von 3,2 Milliarden Euro genehmigt, und an diesem Dienstag folgte das zweite: Zwölf EU-Mitglieder dürfen 42 Unternehmen in diesem Bereich mit weiteren 2,9 Milliarden Euro unter die Arme greifen. In Deutschland sind unter anderem Tesla und BMW dabei.
Minister sieht kritische Masse entstehen
Dass Tesla sich um Fördermittel für den Ausbau einer eigenen Zellfertigung in Deutschland bemüht und dass als Standort dafür die entstehende Gigafactory in Grünheide bei Berlin vorgesehen ist, war bereits bekannt. Vergangene Woche bekam das Thema neue Aktualität, weil Boulevard-Zeitungen eine Vorab-Genehmigung durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in Zusammenhang mit der beantragten Förderung als grünes Licht für den Bau einer Tesla-Batteriefabrik darstellten. Dabei hatten Tesla und andere Unternehmen mit Anträgen auf einen „förderunschädlichen vorzeitigen Maßnahmen-Beginn“ nur sichergestellt, dass sie nicht von der Förderung ausgeschlossen werden, weil sie vor der jetzt erfolgten EU-Freigabe mit der Planung ihrer Projekte beginnen.
Die EU-Genehmigung für die als European Battery Innovation (Eubatin) bezeichnete zweite Förder-Runde wurde am Dienstag von BMWi und Europäischer Kommission bekannt gegeben. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bezeichnete sie als großen Erfolg, der die kritische Masse für das Batterie-Ökosystem in Deutschland und Europa schaffe. Allein die Bundesregierung steuere zu den zwei Großprojekten insgesamt bis zu drei Milliarden Euro bei. Das macht rund die Hälfte der gesamten EU-Fördersumme in den beiden Batterie-IPCEIs (Important Projects of Common European Interest). Laut Altmaier werden dadurch allein in Deutschland Investitionen von 13 Milliarden Euro angestoßen.
Tesla will Zellen produzieren und recyclen
In Deutschland werden nach einer Mitteilung des BMWi jetzt zwölf weitere Unternehmen gefördert: ACI Systems, Alumina Systems, BMW, Cellforce Group, ElringKlinger, Liofit, Manz, Northvolt, SGL Carbon, Skeleton Technologies und Tesla. Damit sind bekannte und große Unternehmen ebenso dabei wie kleinere. Die Pläne reichen von der klimaschonenden Herstellung von Lithium aus Sole über verschiedene verbesserte Lithium-Ionen-Zellen, Gehäuse und Recycling, Maschinen und Verfahren zur Zellfertigung bis zu einer Kombination von Akkus mit Ultrakondensatoren. Das zentrale Ziel bei Tesla ist laut BMWi die „Entwicklung und Realisierung fortschrittlicher Herstellungs- und Recycling-Methoden von Li-Ionen-Batteriezellen“ zu geringeren Kosten und mit weniger Umweltlasten.
EU-weit sind laut einer Mitteilung der Kommission weitere 30 Unternehmen direkt Teil des neuen Batterie-IPCEI Eubatin. Sie sollen in insgesamt 300 Projekten und zusätzlich mit mehr als 150 externen Partnern eng zusammenarbeiten. Wer welchen Teil der neuen Milliarden bekommt, soll bekannt gegeben werden, sobald geklärt ist, welche Informationen im Beschluss der Kommission vertraulich zu behandeln sind und deshalb aus der öffentlichen Fassung gestrichen werden müssen.