Bild: BYD
Die absehbare Knappheit des bislang unverzichtbaren Batterie-Materials Lithium bereitet Elektroauto-Herstellern und solchen, die es werden wollen, Kopfzerbrechen. Weltweit werden immer neue Pläne für Batterie-Fabriken verkündet, aber woher die Materialien dafür kommen sollen, ist laut Marktforschern in vielen Fällen offen – Tesla-CEO Elon Musk hat schon mehrmals angekündigt, wenn nötig auch in diesen Bereich zu expandieren. Allerdings gibt es gleichzeitig Fortschritte mit einer Alternative, die deutlich billiger und leichter verfügbar ist als Lithium: Offenbar schon ab 2023 will der chinesische Hersteller BYD kleine Elektroautos mit Natrium-Ionen-Batterien produzieren.
BYD-Elektroauto soll unter 14.000 Euro kosten
Wie der Name verrät, wird für diese Batterien statt Lithium Natrium verwendet – ebenfalls ein Alkalimetall, aber viel reichlicher vorhanden und leichter zugänglich. Der Preis dafür ist, dass sich damit nur eine niedrigere Energie-Dichte erreichen lässt, auf die es insbesondere bei Elektroautos ankommt. Doch so wie chinesische Hersteller zunächst die LFP-Chemie mit Lithium, aber ansonsten billigeren Materialien immer weiterentwickelt und zum Beispiel in die Basis-Versionen von Tesla Model 3 und Model Y gebracht haben, machen sie jetzt auch Natrium-Ionen-Batterien leistungsfähiger.
Pläne dafür verkündete der Weltmarktführer CATL, der auch die LFP-Akkus für Tesla Model 3 und Model Y liefert, schon im Juli 2021. Überraschend erklärte das Unternehmen, mit Natrium-Ionen-Batterien eine Energie-Dichte von 160 Wattstunden pro Kilogramm erreicht zu haben, nur etwa 25 Prozent weniger als mit LFP. Als Vorteile abgesehen von viel niedrigeren Kosten nannte CATL eine höhere mögliche Ladeleistung und weniger Einbußen bei tiefen Temperaturen und kündigte an, bis 2023 eine industrielle Lieferkette für das neue Batterie-Material aufzubauen.
Nach aktuellen Gerüchten aus China könnten die ersten Natrium-Ionen-Batterien allerdings stattdessen von BYD kommen – zusammen mit den ersten Elektroautos, denn das Unternehmen stellt als eines von bislang wenigen beides her. Schon im zweiten Quartal 2023 solle die Produktion der Batterien beginnen, berichtete am Dienstag das chinesische Portal Later Auto unter Berufung auf eigene Informationen. Verbaut würden sie in drei Elektroautos – zwei, die es wie den BYD Dolphin (s. Foto oben) mit anderen Akkus bereits gibt, und ein neues, das zu Preisen unterhalb von 100.000 Renminbi (knapp 14.000 Euro) auf den Markt kommen solle.
Tesla-Interesse an Natrium-Ionen-Batterien
Solche Größenordnungen zeigen das Potenzial der neuen Batterie-Technologie – und wie weit westliche Unternehmen mit ihren überwiegend teuren Elektroautos noch von Preisen entfernt sind, die sich damit realisieren lassen. Auch CATL hat laut dem Bericht zuletzt angegeben, 2023 mit der Natrium-Ionen-Produktion beginnen zu wollen und schon mit Herstellern von Elektroautos und stationären Speichern über deren Verwendung zu sprechen. Namen wurden nicht genannt, aber der frühe West-Kunde Tesla, der schon bei LFP als erster davon auf chinesische Technologie setzte, würde sich anbieten.
Der nächste Schritt nach unten bei den Batterie-Kosten scheint also bevorzustehen – wichtig für die Branche, denn steigende Rohstoff-Preise hatten die langjährige Entwicklung zuletzt umgekehrt. Die Gerüchte über seine konkreten Pläne mit Natrium-Ionen dementierte BYD auf Nachfrage von Financial Associated Press aus China, ohne aber zu erklären, was genau an demn Bericht falsch sei. Wenn doch etwas dran ist, könnten ab 2023 schon zwei Hersteller zur Auswahl stehen, die billigere Batterien für kleinere Elektroautos oder riesige nicht-fahrende Akkus liefern könnten. Für Tesla hat Technik-SVP Drew Baglino bereits Interesse daran erkennen lassen.