In den überarbeiteten Plänen für die europäische Gigafactory von Tesla bei Berlin, deren Vorbereitung und Bau schnelle Fortschritte machen, fehlt etwas: Anders als in den ursprünglichen Tesla-Anträgen, vom Land öffentlich gemacht Anfang dieses Jahres, ist im Gigafactory-Hauptgebäude jetzt kein Bereich für Batterie-Fertigung mehr vorgesehen. Stattdessen sollen die Akku-Pakete fertig zugeliefert werden, wofür der neue Tesla-Partner CATL aus China in Frage käme. Zusammen mit diesem könnte sich Tesla einen „ziemlich bedeutenden Vorteil“ auch im Westen verschaffen, kommentierte jetzt ein Analyst – und zwar mit im Kern einfacher Technologie.
„CATL hat Lösungen für Tesla“
Darüber berichtet in einem ausführlichen Artikel über CATL und seinen Gründer Zeng Yuqun die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Demnach versteht sich Zeng nach eigener Aussage sehr gut mit Elon Musk – der Tesla-Chef spreche den ganzen Tag über Kosten, soll er gesagt haben. Und CATL habe Lösungen für ihn.
In China wird Tesla damit bald auf den Markt gehen: Ein Model 3 aus der lokalen Gigafactory mit Akku aus Zellen von CATL hat schon Mitte Juni die Zulassung vom chinesischen Wirtschaftsministerium erhalten. Sie sollen für Tesla deutlich billiger sein, weil sie auf einer LFP-Chemie basieren. Diese Zell-Technologie ist robust, preiswert und kobaltfrei, und deshalb in China bei Elektroautos in niedrigen Segmenten verbreitet. Für höherwertige Modelle reichte ihre Energie-Dichte bislang nicht aus. Doch mit der Partnerschaft mit CATL hat Tesla der Technologie sozusagen den Ritterschlag erteilt.
Und auch wenn das junge chinesische Unternehmen inzwischen laut Bloomberg auch die deutschen Konzerne Volkswagen und BMW zu seinen Kunden zählt, unterstützen sich Tesla und CATL gegenseitig direkt in ihren Wachstumsplänen. „Wir versuchen, Innovationen in die Struktur und das chemische System zu bringen, mit denen Autos von Tesla mehr Reichweite zu niedrigeren Kosten haben“, sagte Zeng im Gespräch mit der Agentur. Das sei wahrscheinlich der Grund dafür, dass Tesla CATL möge.
Musk will LFP mit Tesla-extra
Dass CATL auch Akkus für Elektroautos aus Teslas Gigafactory Berlin liefern wird, wollte Zeng auf Nachfrage zumindest nicht ausschließen. Plausibel wäre es: CATL produziert nicht nur massenhaft Batteriezellen, sondern hat auch eine „cell to pack“-Technologie entwickelt, bei der Kunden statt mit Zellen mit fertigen Akku-Paketen beliefert werden. Das könnte die Kosten weiter senken und insbesondere der Energie-Dichte von LFP-Akkus zugute kommen, die derzeit noch am unteren Rand der Tesla-Bedürfnisse liegt. Und mit quasi einbaufertigen Akkus etwa aus der Fabrik, die CATL derzeit in Thüringen aufbaut, wäre auch erklärt, warum Tesla in der deutschen Gigafactory nicht einmal mehr Platz zur Modul-Fertigung vorsieht.
Als „ziemlich explosiv“ bezeichnete in dem Bloomberg-Artikel ein Analyst des Brokerhauses Sanford C. Bernstein die Vorstellung, dass CATL mit Tesla seine LFP-Zellen und -Akkupakete auf westliche Märkte bringen könnte. Denn außerhalb von China werde diese Technologie für reine Elektroautos noch von niemanden genutzt. Tesla würde durch diesen Schritt einen „ziemlich bedeutenden Vorteil“ bekommen, sagte der Analyst.
Tatsächlich hat CEO Musk nie Zweifel daran gelassen, dass er über die teureren Modelle der Anfangszeit immer weiter ins Massengeschäft vordringen will. Dafür braucht man nicht die absolut besten Akkus, sondern die billigsten, die gerade noch gut genug für die vorgesehene Aufgabe sind. Dass er LFP-Chemie aufgeschlossen gegenübersteht, hat Musk auf Twitter auch schon bestätigt – man müsse nur das gewisse Tesla-Extra dazunehmen. Mit CATL scheint er mindestens einen der langfristig richtigen Partner dafür gefunden zu haben.