Bild: Konzeptauto Imagine (Foto: Kia)
Etwas hat sich verändert in der Elektroauto-Welt: Wie die Konzernschwester Hyundai will der koreanische Hersteller Kia 2021 ein interessantes Elektroauto im Crossover-Format auf den Markt bringen, das Europa noch vor dem Tesla Model Y erreichen dürfte. Darüber berichtet jetzt die Zeitschrift Auto Express. Aber sie bezeichnet den noch namenlosen Kia wegen seiner gewaltigen Beschleunigung nicht etwa als Konkurrenten von Tesla, sondern von Porsche mit seinem jungen, schnellen und teuren Elektroauto Taycan.
Neue Modelle mit 800 Volt
Ein Konzept namens Imagine hatte Kia schon beim Genfer Autosalon im März 2019 gezeigt; wie die später gezeigte Hyundai-Studie 45, die vor Mai 2021 und damit fast sicher vor dem Tesla Model Y als Serien-Elektroauto zu haben sein soll, basierte es auf der neuen Platform E-GMP. Kia und Hyundai haben mit e-Niro und Kona Electric schon zwei vorzeigbare Elektroautos auf dem Markt, die aber noch auf Verbrenner-Plattformen aufbauen. Die Preise liegen deutlich unter Tesla-Niveau, aber auch ihr Technik-Appeal.
Mit den neuen Modellen, auf die weitere folgen sollen, könnte sich der zweite Punkt ändern. Unter anderem nutzt E-GMP eine Spannung von 800 Volt, die höhere Ladeleistungen ermöglicht; ein Händler gibt für den kommenden Hyundai 200 Kilowatt an, womit 800 Volt aber noch längst nicht ausgereizt wären. Trotzdem ist derselbe Wert mindestens auch für den Kia-Crossover zu erwarten. Manager nannten laut Auto Express jetzt „weniger als 20 Minuten“ zum Aufladen, was sich üblicherweise auf Laden bis 80 Prozent bezieht.
Vergleich mit Porsche statt Tesla
Laut dem Bericht soll die Reichweite des Kia-Crossover rund 300 Meilen betragen, also um 480 Kilometer und damit weniger als bei den besten Teslas. Erstmals von Kia soll es eine extraschnelle GT-Version geben, für die eine Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer in unter drei Sekunden angestrebt werde. Das ist tatsächlich merklich weniger, als Tesla derzeit mit 3,7 Sekunden für das Model Y Performance und mit 3,4 Sekunden für das Model 3 Performance angibt. Das Model S Performance ist noch deutlich schneller, laut Tesla jetzt in 2,5 Sekunden auf 100 km/h.
Trotzdem schreibt Auto Express, Kia mache den Elektro-GT hinsichtlich Performance zum Rivalen des Porsche Taycan; tatsächlich ist in dem gesamten Artikel kein einziges Mal von Tesla die Rede. Der Grund für den Vergleich mit der deutschen Premiummarke ist, dass Kia wie Porsche mit 800-Volt-Technologie arbeitet. Und in beiden Fällen stammt sie aus einer Kooperation mit dem kroatischen Hersteller von Elektro-Sportwagen Rimac, in den Porsche und später Huyndai/Kia investiert haben.
Insofern passt der Vergleich, aber preislich liegt einige Luft zwischen Taycan und kommendem Kia-GT. Die preisgünstigste Variante des Elektro-Porsche 4S kostet rund 105.000 Euro, braucht aber 4,0 Sekunden für den Sprint bis 100 Stundenkilometer. Für unter drei Sekunden muss man nach den offiziellen Angaben das Top-Modell Taycan Turbo S nehmen, das trotz der Porsche-Angabe von 2,8 Sekunden mit dem Tesla Model S Performance mithält. Mit gut 185.000 Euro ohne Extras kostet der Top-Porsche allerdings auch etwa 80 Prozent mehr als der schnellste Tesla.
Porsche-Leistung zum Kia-Preis?
Bei der Leistung will Kia mit den beiden schnellen Elektroautos aus den USA und Deutschland also wohl mitziehen. Der Preis aber könnte ähnlich weit unter dem des Model S Performance liegen wie dessen Preis unter dem des Top-Taycan: Dazu dürfte der Kia-Sportler maximal 57.000 Euro kosten (ein Taycan Turbo S wäre dann mehr als dreimal so teuer). Angaben dazu enthält der Bericht von Auto Express zwar nicht, aber Kias Marketing-Direktor für Europa sagte der Zeitschrift, die Marke verstehe sich nicht als Premium und werde auch keine Premium-Preise für modernste Technologie verlangen.
Außerdem soll der Kia das erste Auto auf der neuen Elektroauto-Plattform des koreanischen Konzerns werden, schreibt Auto Express. Damit müsste er noch vor der Serienversion des Hyundai-Crossover 45 kommen, die nach aktueller Auskunft eines deutschen Händlers spätestens im April 2021 ausgeliefert werden soll.