Bild: BMW
Die Chefs von Tesla wie des deutschen Volkswagen-Konzerns, Elon Musk und Herbert Diess, würden sich wünschen, dass die Debatte um Wasserstoff als Energie-Träger für sauberen Straßenverkehr zugunsten einer Konzentration auf Batterie-Elektroautos beendet wird, wie sie vor kurzem über Twitter klarmachten. Tatsächlich geht inzwischen der größte Teil der weltweiten Auto-Industrie in diese Richtung, aber unter den deutschen Konzernen weigert sich BMW hartnäckig, seine alten Wasserstoff-Visionen zu begraben. Am Dienstag kündigte das Unternehmen zwar den baldigen Marktstart von acht weiteren Elektroautos der Marken BMW und Mini an. Aber Vorstandschef Oliver Zipse sagte auch, perspektivisch werde Wasserstoff-Technologie an Bedeutung gewinnen.
Countryman, X1, 5er und 7er als Elektroautos
Die Wasserstoff-Aussage von Zipse klingt im heutigen Umfeld so exotisch, dass manche Beobachter sich fragten, ob sie für bare Münze zu nehmen oder nicht doch eher als Lippenbekenntnis zu verstehen ist. Tatsächlich nimmt sie in seinem zehnseitigen Rede-Manuskript nur sehr wenig Raum ein. Aber der CEO bekräftigte die Ankündigung, dass nächstes Jahr in einer Kleinserie der BMW i Hydrogen auf den Markt kommen soll. Und er sagte, die in vier Jahren geplante Fahrzeug-Architektur namens Neue Klasse sei „kompromisslos elektrisch, ob mit Batterie-Kraft oder Wasserstoff“.
Ansonsten geht es in Zipses Rede viel mehr und konkreter um reine Akku-Autos – aber auch das zurückhaltender als bei den deutschen Konkurrenten VW und neuerdings auch Mercedes. BMW will zwar bis Ende 2023 acht neue Elektroautos auf den Markt bringen, darunter Ableger von X1, 5er- und 7er-Reihe sowie Mini Countryman plus vier noch namenlose. 90 Prozent seiner Segmente will der Konzern so mit mindestens einem reinen Elektroauto abdecken. Aber seine Prognose für den elektrifizierten Anteil (einschließlich Plugin-Hybriden) der eigenen Verkäufe in 2025 ist mit mindestens 25 Prozent am unteren Ende nur halb so hoch wie neuerdings die von Mercedes-Benz.
Für das Jahr 2030 erwartet der BMW-Konzern laut Zipse dann 50 Prozent Elektroautos in seinen globalen Verkäufen. Mercedes hatte dazu vor kurzem wissen lassen, bereit zu sein, wenn die Märkte Ende dieses Jahrzehnts komplett auf elektrischen Antrieb umstellen. Aus dem Volkswagen-Konzern hieß es zu diesem Thema kurz vorher, bei Audi werde der letzte Verbrenner in 2033 produziert, was allerdings nicht für China gelten soll. Auf solche Aussagen dürfte sich jetzt Zipse von BMW bezogen haben, als er sagte, laute Ankündigungen würden oft mit umso mehr Einschränkungen einhergehen.
BMW nur ehrlicher als VW und Mercedes?
Vielleicht sagte Zipse also wirklich nur deutlicher, was der Rest der deutschen Industrie insgeheim denkt, der Kapitalmarkt aber nicht mehr gerne hört. Tatsächlich wird Volkswagen dort zunehmend als Elektroauto-Konzern wahrgenommen oder jedenfalls präsentiert, obwohl er selbst außer für Audi und mit der China-Einschränkung noch kein Jahr für das Ende seiner Verbrenner-Produktion genannt hat. Auch die Daimler-Marke Mercedes spricht neuerdings von „electric only“ statt „electric first“ und zeigte im Juli sogar Tesla auf Twitter die Zähne, sagte aber umgekehrt nichts zu einem Verbrenner-Ausstieg. Mit der kommenden Wasserstoff-Kleinserie allerdings wirkt BMW unter den deutschen Auto-Herstellern inzwischen tatsächlich isoliert.