Bild: BMW
Früher als zunächst geplant hat BMW am Wochenende mit den Auslieferungen seines neuen Elektroautos i4 im Limousinen-Format begonnen. Laut dem Deutschland-Chef des Unternehmens zeigt das Fahrzeug auf emotionale Weise, wie gut reine Elektromobilität und sportliche Fahrdynamik zusammenpassen. Wohl ebenfalls noch in dieser Woche will BMW nach seinen Angaben die ersten Exemplare des ebenfalls rein elektrischen iX im SUV-Format ausliefern. Nach einer langen Pause seit dem i3 (der 2020 gestartete BMW iX3 war nur ein Verbrenner-Umbau). bietet das Unternehmen also wieder neu entwickelte Elektroautos an. Mit einer Studie für einen neuen Plugin-Hybrid erweckte es aber fast gleichzeitig den Eindruck, dass es noch seiner alten Welt verhaftet ist.
BMW-Elektroautos mit „Intelligenzfläche“
BMW i4 und iX könnte man grob in die Klasse von Tesla Model 3 und Model X einordnen – mit klaren Preis-Vorteilen auf der Seite von Tesla bei der Limousine und umgekehrt beim SUV mit dem BMW-Vorteil, dass das Model X in Europa wohl bis mindestens Ende 2022 nicht erhältlich ist. Außerdem fallen beide bayerischen Elektroautos mit einer weiter vergrößerten Niere an der Front auf, die heute nicht mehr der Luft-Zufuhr, sondern laut Hersteller als „Intelligenzfläche“ für Sensoren dient.
Auf Twitter musste BMW schon vielfach Spott für diese Gestaltung einstecken, die aggressiv und wenig aerodynamisch wirkt, zumal reine Elektroauto-Hersteller wie allen voran Tesla zunehmend in die Richtung windschlüpfrig glatter Fronten gehen. Wie der BMW-Chef Oliver Zipse vor kurzem behauptete, ist Tesla aber gar nicht richtig im Premium-Segment und wächst nur durch Preissenkungen. Für sein Unternehmen wählt er jedenfalls eine sehr andere Herangehensweise: Nicht nur kommen selbst die reinen Elektroautos mit großen Kühler-Schlünden, am Montag präsentierte BMW zudem eine Plugin-Studie, bei der die Front-Öffnung noch viel größer ist.
Bei der Ausstellung Art Basel in Miami Beach ab Anfang Dezember werde die Tochter BMW M ihre Studie Concept XM präsentieren, informierte das Unternehmen am Dienstag, veröffentlichte aber bereits einen langen Text mit vielen Bildern dazu. Darauf ist unter anderem zu sehen, dass die Niere jetzt nicht nur horizontal bis zu den Scheinwerfer-Schlitzen reicht, sondern auch vertikal ungefähr die Hälfte der Front-Fläche einnimmt. Aus der Studie solle das stärkste Auto hervorgehen, das BMW M je gebaut hat, zu produzieren ausschließlich als bulliger Plugin-Hybrid ab Ende 2022 in den USA.
XM mit Riesen-Niere und 4 Endrohren
Mit dem XM zeigt BMW nicht nur, was man alles könnte, wenn es die Effizienz- und Ästhetik-Jünger nicht gäbe, sondern geht weiter in seine Brutalo-Richtung, die zunehmend anachronistisch wirkt – allerdings vielleicht nicht für die eigenen Kunden. Denn der Plugin-Hybrid soll nicht etwa ein Ausrutscher sein, sondern weist laut BMW „die Richtung für die Zukunft der Marke“. Dank V8-Verbrenner unter der Haube braucht das Unternehmen anders als Porsche zudem keine Emotionen-Ausrede, um dem langen SUV XM passend zur kantigen Über-Niere an der Front vier eckige Auspuff-Rohre (davon je zwei übereinander) zu verpassen. Mit einer geplanten Elektro-Reichweite von 80 Kilometern soll er trotzdem den Wert erreichen, den die deutsche Ampel-Koalition im August 2023 als Mindestvorgabe für die Plugin-Förderung einführen will.