Als Hersteller von sportlich ausgerichteten Fahrzeugen mit Premium-Anspruch hat BMW von Tesla vorerst vielleicht am meisten zu befürchten – und tatsächlich hatten laut einer Statistik von Mitte 2020 die zweitmeisten Käufer eines Model 3 in Europa vorher ein Auto der 3-er Reihe. Trotzdem ließ sich das Unternehmen nach dem frühen i3 lange Zeit mit der Einführung neu entwickelter Elektroautos. Also müssen seine Händler einstweilen nach Kräften weiter Verbrenner verkaufen. Wie sehr sie das in Argumentationsnot bringen kann, zeigt das Beispiel eines BMW-Autohauses in der Tesla-Heimat Kalifornien.
Kunden bevorzugen laut Händler BMW
BMW Concord hat seinen Sitz in der Stadt Concord in Kalifornien, nicht weit von San Francisco entfernt. Wie die meisten Händler in der klassischen Auto-Industrie dürfte er unabhängig sein. Er steht also nicht für die offizielle Haltung von BMW, verwendet aber den Namen und das Logo der Marke.
Und in diesem weiß-blauen Umfeld gibt es eine Seite, die mit „BMW vs. Tesla“ überschrieben ist, wie am Wochenende auf Twitter auffiel. In einem Vorspann wird dort behauptet, diese beiden Marken kämen heute als erste in den Sinn, wenn man an automobile Innovation denke. Tatsächlich gebe es viele Überschneidungen zwischen BMW und Tesla, aber letztlich würden Kunden die eigene „ultimative Fahrmaschine“ immer noch bevorzugen.
Die zweite Aussage wird zwar nicht mit Daten unterfüttert – das dürfte auch gerade in Kalifornien schwer fallen, wo im ersten Halbjahr etwa dreimal so viele Tesla Model 3 wie 3er BMW verkauft wurden. Aber der BMW-Händler bemüht sich redlich, wenigstens Gründe zu finden. So fehle es Tesla an Erfahrung auf dem Markt, erklärt er, und verweist auf Qualitätsprobleme bei dem Konkurrenten. Davon ist in den USA tatsächlich häufig die Rede, neu ist allerdings die Begründung von BMW Concord dafür: Die Produktion bei Tesla sei besonders teuer, und um preislich wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse an anderer Stelle gespart werden.
„Tesla-Bildschirme lenken ab“
Der Hinweis auf die Qualität mag in den USA noch seine Berechtigung haben, im nächsten Abschnitt aber wird es fast absurd. Die interaktiven Tech-Funktionen bei BMW seien „vergnüglicher“ als bei Tesla, heißt es dort. Die Bildschirme in Model S und Model 3 seien zwar groß, aber das lenke ab – und dahinter würden sich „überraschend wenige Funktionen“ verbergen. Der BMW 330i dagegen, der zudem als Konkurrenz zum Model S bezeichnet wird, biete Optionen wie Apple CarPlay, ein Premium-Soundsystem, ein Head-Up Display sowie Innenraum-Akzente in unterschiedlichen Materialien. Und ein Tesla Model S beschleunige zwar schneller, aber ein 3-er BMW habe eine höhere Endgeschwindigkeit. Der elektrische Antrieb sei zudem „einfach nicht so befriedigend wie ein echter Sportwagen“.
Zudem scheint der Händler beim eigenen Haus nicht auf dem neuesten Stand zu sein. Denn in einem weiteren Abschnitt vergleicht er das Elektroauto i3, das für den US-Markt schon seit diesem Juli nicht mehr produziert wird, mit dem Tesla Model 3. In diesem Fall ohne Beispiele verweist BMW Concord ebenfalls auf viele Funktionen und erklärt, der eigene Elektro-Kompaktwagen koste trotzdem weniger. Die Reichweite des Model 3 wird als „überlegen“ bezeichnet – „aber braucht man sie auch?“. 153 Meilen wie beim BMW i3 würden mehr als ausreichen, um täglich zum Arbeiten in die Stadt und zurück zu pendeln.
https://twitter.com/tesla4k/status/1444347102662856708
Auf Twitter sorgte der Konkurrenz-Vergleich aus BMW-Sicht für großes Amüsement, zumal er auch noch mit Tippfehlern garniert ist. Die offizielle Haltung des deutschen Unternehmens stellt er wie erwähnt nicht dar, nur einen Ausschnitt aus seiner weiten Händler-Welt, die mit Tesla offensichtlich zu kämpfen hat. Bald wird sie immerhin nicht mehr mit weit hergeholten Vergleichen und überholten Modellen argumentieren müssen: Mit der Limousine BMW i4 und dem BMW iX stehen tatsächlich zwei Konkurrenten zumindest für Tesla Model 3 und Model X vor dem Start.