Bild: Tesla (Musk bei Eröffnung deutscher Gigafactory)
In einem Punkt hat Tesla-CEO Elon Musk sicher Recht: Twitter ist nicht langweilig, wie er dort am Donnerstag als neuer Eigentümer erklärte, zusammen mit der Information, dass die Nutzung des Dienstes weiter zunehme. Finanziell gesehen aber scheint ihm Twitter, Ende Oktober gekauft für einen Preis von 44 Milliarden Dollar, große Sorgen zu bereiten: Im nächsten Jahr sei ein negativer Cashflow in Höhe von mehreren Milliarden Dollar möglich, sagte der Tesla-Chef laut einem Bericht in seiner ersten Ansprache vor der Belegschaft. Auch eine Pleite des Sozialmedien-Unternehmens schloss er nicht aus.
Twitter-Büropflicht wie bei Tesla
Tesla selbst bekam am Donnerstag an der Börse eine Pause von den heftigen Verlusten seit vergangenem Freitag. In einem ebenfalls sehr festen Markt-Umfeld stieg die Aktie um 7,4 Prozent auf 190,72 Dollar, nachdem sie zuvor fast 20 Prozent gefallen war. An den ersten drei Tagen hatte Musk für 4 Milliarden Dollar rund 19,5 Millionen Tesla-Aktien verkauft, ob am Mittwoch weitere folgten, ist noch nicht bekannt. Am Donnerstag mit dem Kurssprung nach oben dürfte es keine Musk-Verkäufe gegeben haben.
Twitter ist seit der Übernahme durch den Tesla-Chef nicht mehr an der Börse notiert – und scheint von ihm in ein massives Durcheinander gestürzt worden zu sein. Etwa 50 Prozent der Beschäftigten wurden entlassen und weitere gingen von sich aus, und ein rasch eingeführtes Abo-Angebot mit Verifizierung wurde jetzt offenbar gleich wieder abgeschafft. Am Donnerstag wandte sich der neue Besitzer laut einem Bericht von The Verge kurzfristig zum ersten Mal an die gesamte Twitter-Belegschaft – und hatte weitere nicht unbedingt erfreuliche Nachrichten für sie.
Zunächst einmal soll er ähnlich wie zuvor bei Tesla erklärt haben, dass bei Twitter jetzt wieder im Büro gearbeitet wird. Wer dazu körperlich in der Lage dazu sei und keine Ausnahme-Genehmigung habe, müsse kommen – ansonsten sei die Kündigung akzeptiert, erklärte Musk laut The Verge und zeigte sich auf Nachfrage kompromisslos. Bei Tesla und SpaceX gelte die gleiche Regel, und sie sei jetzt auch „die neue Philosophie bei Twitter“. Im Übrigen sei er der Meinung, dass das Unternehmen immer noch zu viel Personal habe.
Musk schließt Insolvenz nicht aus
Ebenfalls wurde Musk laut dem Bericht gefragt, wie viel Zeit Twitter noch bleibe. Das sei schwierig zu sagen, antwortete er, denn er wisse nicht, wie viel Umsatz im nächsten Jahr fehle. Möglicherweise werde der negative Cashflow mehrere Milliarden Dollar betragen. Wenn es nicht gelinge, mehr Geld einzunehmen, als ausgegeben wird, sei „eine Insolvenz nicht ausgeschlossen“, warnte der neue Besitzer. Er rechne aber nicht damit. Twitter müsse als Produkt überzeugender gemacht werden, und wenn das gelinge, werde es auch gekauft. Das sei seine Erfahrung von SpaceX und Tesla.
Mit bei seinen Industrie-Unternehmen bewährten Mitteln einschließlich Anwesenheitspflicht will Musk also auch Twitter in den Griff bekommen – wobei hier ein Unterschied ist, dass Tesla den Markt für Elektroautos und SpaceX den für wiederverwendbare Raketen im Prinzip selbst geschaffen haben, während es bei sozialen Medien bereits reichlich Auswahl gibt. Bis auf weiteres aber sind die Unternehmen so oder so eng verbunden: Der Grund dafür, dass er weitere Tesla-Aktien verkauft habe, sei gewesen, dass er Twitter retten wolle, sagte Musk am Donnerstag. Der Dienst müsse auch durch eine längere Rezession hindurch am Leben bleiben können.