Mit einer durchgesickerten E-Mail an das „ExecTeam“ bei Tesla sorgte CEO Elon Musk am Mittwoch für Aufregung: Darin schloss er das während der Corona-Lockdowns verbreitete Arbeiten auf Entfernung zwar nicht aus, erklärte aber, jeder bei Tesla müsse trotzdem mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro anzutreffen sein. Dabei war zunächst nicht klar, ob sich die Aufforderung nur an die Führung oder an alle Beschäftigten bei Tesla richtete. Doch wenig später legte Musk nach: In einer E-Mail an alle wiederholte er die neue Regel und warnte, Verstöße dagegen würden als Kündigung betrachtet.
Tesla-Chef mit zweiter Telearbeit-Mail
In der ersten E-Mail hatte Musk zusätzlich erklärt, dass er mit Büro nicht irgendeinen Tesla-Standort meine, sondern den, an dem die jeweilige Person ihre Zuständigkeit hat. Zum Beispiel könne man Personal-Verantwortung für das Werk in Fremont nicht von einem anderen Bundesstaat aus wahrnehmen. Nur für herausragende Beschäftigte, für die 40 Wochenstunden im Büro unmöglich sind, soll es Ausnahmen geben, die dann direkt vom ihm geprüft und genehmigt würden, schrieb der CEO weiter.
Eine der Twitter-Kopien dieser E-Mail kommentierte Musk mit den Worten „Sie können anderswo so tun, als würden sie arbeiten“. Sie scheinen also authentisch zu sein. Mit den angekündigten seltenen Ausnahmen hat er sich allerdings potenziell viel Arbeit aufgebürdet: Am Mittwoch wurde über verschiedene Kanäle einschließlich wieder Twitter eine weitere Musk-Mail zu dem Telearbeit-Thema bekannt. Und darin macht der CEO klar, dass die neue 40-Stunden-Regel für sämtliche Beschäftigten bei Tesla gilt – Ende 2021 immerhin an die 100.000 Personen.
He sent a follow-up to everyone confirming the company-wide policy. pic.twitter.com/aYLnV5WhTe
— Sam Nissim (@SamNissim) June 1, 2022
„Wenn Sie nicht kommen, gehen wir davon aus, dass Sie gekündigt haben“, heißt es laut dem Twitter-Nutzer @SamNissin und Nachrichten-Agenturen in der zweiten E-Mail von Musk. Diese direkte Drohung war in der ersten noch nicht enthalten. Außerdem lieferte der Tesla-Chef eine Erklärung nach – die allerdings eher nur die Führung betraf: Je hochrangiger jemand sei, desto sichtbarer müsse seine Präsenz sein. Aus diesem Grund habe er selbst „so viel in der Fabrik gelebt“: Damit die Arbeiter am Band sehen konnten, dass er mit ihnen arbeitet. Wenn er das nicht getan hätte, wäre Tesla längst pleite, steht in den Mail-Zitaten.
Musk: Großartige Produkte brauchen Präsenz
Damit scheint Musk sich auf den Hochlauf des Model 3 ab Mitte 2017 zu beziehen, der nach späteren Erzählungen von ihm zwei Jahre extremen Stress und Leid bedeutete (das Foto oben stammt aus dieser Zeit). Manche Unternehmen würden von ihrer Belegschaft keine oder weniger Anwesenheit verlangen, aber die hätten auch schon lange kein großartiges neues Produkt mehr auf den Markt gebracht, soll er jetzt in der E-Mail an alle weiter erklärt haben. Tesla dagegen habe die spannendsten und wichtigsten Produkte weltweit entwickelt und tatsächlich produziert und werde das auch weiterhin tun. Nur mit Anrufen im Büro lasse sich das nicht erreichen.