Bild: Seaside Police (Symbolfoto)
Wenn in Berlin ein Auto brennt, ist das fast nichts Besonderes mehr – die örtliche Polizei berichtet über solche Fälle trotzdem regelmäßig in ihren offiziellen Pressemeldungen und geht dabei meist von Brandstiftung aus. Weil auch viele ganz normale Autos angezündet werden, dürfte meist kein politisches Motiv dahinterstecken. An diesem Montag aber meldete die Polizei Berlin den Brand eines Tesla im Bezirk Pankow. Und kurz darauf tauchte ein Bekenner-Schreiben auf, das keinen Zweifel daran lässt, dass der Tesla zum Ziel wurde, weil er ein Elektroauto und obendrein von Tesla ist.
Tesla trotz Lösch-Versuch ausgebrannt
Gegen 2 Uhr morgens habe eine Passantin den brennenden Tesla entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Das Elektroauto sei dann trotz baldiger Löschversuche komplett ausgebrannt, heißt es in der Polizei-Meldung, ein Brand-Kommissariat ermittle. Der Besitzer des Tesla oder seine Versicherung dürfte hoffen, dass er anschließend nicht aus Angst vor einer späten Akku-Entzündung in ein Wasser-Bad gestellt wurde.
Jedenfalls bekam das ermittelnde Kommissariat seine erste heiße Spur kurz darauf frei Haus geliefert. Unter der Überschrift „Grüner Kapitalismus – Tesla zerstört“ übernahm eine anonyme Gruppierung auf der Plattform indymedia die Verantwortung für die Brandstiftung. Sie habe sich dem Tesla genähert und „ihn erstmal unbrauchbar“ gemacht, heißt es in dem Beitrag, zu dem auch ein Foto ohne Quellenangabe veröffentlicht wurde. Es zeigt ein wohl graues Tesla Model 3 voller Schaum mit geöffnetem Kofferraum, in den ein Feuerwehr-Mann weiteren Lösch-Schaum sprüht. Am stärksten beschädigt wirkt es vorne, wo ein zweiter Mann in Feuerwehr-Uniform steht.
„Tesla-Fahren festigt Ausbeutung“
Nach der Darstellung der Bekenner ist „der ökologische Umbau unumgänglich“. Kleine Reformen und Steuergelder für einzelne Wirtschaftszweige würden dafür aber bei weitem nicht ausreichen, weshalb man sich „zu drastischeren Mitteln entschlossen!“ habe, heißt es in dem Text etwas umständlicher und mit einigen Tipp- und Rechtschreib-Fehlern.
Ein privates Auto sei gewählt worden, weil „die drohende Klimakatastrophe eine Klassenfrage“ sei: Nicht jeder könne sich neue Technologien leisten und werde von „grünem Kapitalismus“ profitieren. Mit einem Elektroautos festige man außerdem post-koloniale Ausbeutungsverhältnisse, weil Rohstoffe für Akkus gegen indigenen Widerstand und unter katastrophalen Bedingungen abgebaut würden. Mit dem Angriff wolle man deshalb deutlich machen, dass technischer Fortschritt nur den Profit-Interessen der Herrschenden diene. Und Tesla stehe „wie kaum ein anderes Unternehmen für diese Versprechen, denen wir offensiv entgegenstellen“, schließt das Urteil gegen das Model 3.
Aktivistinnen besetzten Tesla-Bäume
Derlei direkte Feindlichkeit aus ökologisch-radikalen Kreisen hat Tesla selbst ganz in der Nähe schon zu spüren bekommen: Zwei Aktivistinnen besetzten im Februar zweimal Bäume auf dem Grundstück für die entstehende Tesla-Gigafactory östlich von Berlin. Hier ging es ausweislich Twitter-Nachrichten und Plakaten um Kapitalismus- und Konzern-Kritik sowie gegen Individualverkehr, Wald-Abholzung, Patriarchat und Ausbeutung von Mitlebewesen. Zumindest in Grünheide wird seitdem allerdings meistens gut aufgepasst, dass keine Störer mehr auf das Tesla-Grundstück kommen.