Mit Lightyear hat das Team Solar an der niederländischen TU Eindhoven bereits ein Unternehmen hervorgebracht, das ab 2022 eine Serien-Limousine produzieren will, und jetzt legt es mit einem interessanten Konzept für einen elektrischen Wohnwagen nach. Wie der Team-Name nahelegt, spielt bei den Fahrzeugen jeweils Stromerzeugung mittels Photovoltaik eine Rolle. Und das neue Konzept namens Stella Vita zeigt, dass das Camping-Format dafür besonders geeignet ist. Tatsächlich hat Tesla-CEO Elon Musk für den Cybertruck schon eine ähnliche Lösung angedeutet.
Solar-Flügel verdoppeln Leistung
Stella Vita wurde vorerst als Einzelstück von dem studentischen Team an der TU Eindhoven gebaut und sollte an diesem Wochenende auf seine erste Tour bis an die Südspitze Spaniens gehen. Auf einem der vorher veröffentlichten Fotos sieht der E-Wohnwagen windschlüpfrig schick aus – und auf einem anderem vor allem futuristisch, wie ein zum Start rollendes Flug-Elektroauto (s. oben). Das ist Stella Vita zwar nicht. Aber im stehenden Zustand lassen sich aus dem langen Solar-Dach zusätzlich links und rechts weitere Photovoltaik-Flächen herausziehen, die an Flügel erinnern.
Selbst ohne ausgefahrene Flügel liefert das Stella-Dach bei optimaler Bestrahlung 2,3 Kilowatt Leistung, wie der PR-Manager des Solar-Teams teslamag.de auf Anfrage schrieb. Mit den seitlichen Extra-Flächen werden daraus 4,5 Kilowatt. Ein wichtiger Punkt dabei: Die Sonnen-Leistung kann auch dann verwertet werden, wenn das Wohn-Elektroauto fährt. Man kann es also beim Fahren aufladen oder jedenfalls dafür sorgen, dass nur ein Teil der benötigten Energie aus dem Akku entnommen werden muss.
Für einen Wohnwagen ist der Energie-Bedarf aber ohnehin gering. Dazu trägt das relativ niedrige Gewicht von 1700 Kilogramm bei, aber auch die Form. Stella Vita erinnert mit der ansteigenden Linie von Schnauze bis über das Cockpit und dem anschließendem Abfallen bis zum Heck an den Tesla Cybertruck, aber in einer abgerundeten und deshalb freundlicheren Gestalt. Und zum Fahren werden nicht nur die Solar-Flügel eingezogen, durch das ausfahrbare Dach ist auch die Höhe mäßig – erst im Camping-Einsatz schiebt man die ganze Konstruktion nach oben und kann dann im voll eingerichteten hinteren Bereich aufrecht stehen.
Mehr Strom als bei Tesla Cybertruck
Dank hoher Effizienz soll der eingebaute Akku mit 60 Kilowattstunden Kapazität für 600 WLTP-Kilometer reichen, erklärte der PR-Manager weiter. Der Verbrauch wäre damit niedriger als beim Tesla Model 3, allerdings muss Stella Vita auch mit bescheidenen 50 Kilowatt Motorleistung auskommen. Mit (optimaler) Sonnen-Unterstützung soll der zweifach ausziehbare Elektro-Camper an einem guten Tag ohne Nachladen mit Kabel 730 Kilometer weit fahren. 130 Kilometer kämen also allein durch das Photovoltaik-Dach hinzu. Wenn man es im Stehen ausklappt, wären es pro Tag sogar fast doppelt so viel.
Da kann offenbar nicht einmal Tesla mithalten. Kurz nach der Vorstellung des Cybertruck Ende 2019 wurde CEO Musk die naheliegende Frage gestellt, ob die lange Ladeflächen-Abdeckung Solar-Module bekommen werde. Darauf antwortete er, es werde eine Solar-Option für 24 Kilometer Extra-Reichweite pro Tag geben. Und auch ausziehbare Solar-Flügel hatte der Tesla-Chef schon im Sinn. Diese würden nach seinen Worten Strom für 50-65 Kilometer pro Tag erzeugen, also nur etwa halb so viel wie Stella Vita schon im fahrenden Modus.