Bild: Martin Zink
Das SUV-Format ist bei Kunden wie Herstellern gefragt – und Volkswagen besetzt es allein unter der eigenen Marke bei Elektroautos mit ID.4 und ID.5 gleich zweimal. Das elektrische SUV ID.4 und sein enger Verwandter mit niedriger endendem Coupe-Dach wie beim Tesla Model Y kamen nacheinander und getrennt auf den Markt, werden aber in der KBA-Statistik trotzdem als ein Modell geführt. In der deutschen Elektroauto-Rangliste 2022 nach Neuzulassungen bis einschließlich November kam der doppelte VW so auf Platz 4. Gefahren sind wir mit dem ID.4.
VW ID.4 mit bekanntem Cockpit
Der ID.4 wirkt in Bezug auf seine Größe zunächst stattlich. Man sitzt auf allen Plätzen bequem und findet einen Kofferraum vor, der einiges schluckt und sich gut beladen lässt. Doch das Gepäck-Abteil ist klein, jedenfalls im Vergleich zum außen nur wenig größeren Model Y. Nach Angaben von Volkswagen passen rund 530 Liter hinein, bei dem Tesla aber sind es etwa 850 Liter. Für Familien, die mit mehr als einem Kind auf Urlaubsfahrt gehen wollen, könnte der ID.4 schon knapp werden.
Sein Cockpit kennt man irgendwoher – zumindest dann, wenn man ID.3 oder ID.Buzz gefahren ist. Informationen sind auf zwei Bildschirmen verteilt, aber Funktionen nicht immer gut auffindbar. Zudem empfanden wir die Slider am unteren Display-Ende als nicht gut bedienbar, ebenso wie den zur Abdeckung des Glasdaches. Man findet keine genaue Position und muss für die gewünschte Stellung herumfummeln – modern gedacht, unausgegoren gelöst. Wer über Teslas Bedienkonzept meckert, wird sich bei VW erschrecken. Gedenksekunden beim Bedienen verschiedener Menüpunkte nerven zu Beginn, woran man sich allerdings gewöhnt.
Im Fahrbetrieb fiel auf, dass der ID.4 wie die meisten Elektroautos leise ist – jedenfalls was das eigentliche Fahren angeht. In unserem Test-Fahrzeug, das bereits einige zehntausend Kilometer hinter sich hatte, knarzte aber auf nervige Weise das Glasdach. Vermutlich könnte man das einstellen lassen, aber in unserem Fall hatte das niemand getan, und wir erlebten die VW-Qualität nach mehreren zehntausend Kilometern live. Ob damit bei jedem einzelnen Exemplar zu rechnen ist, können wir natürlich nicht sagen.
Elektroauto-Hausmannskost von Volkswagen
Im Cockpit hat Volkswagen bei dem immerhin erst ab 46.335 Euro käuflichen Elektroauto für unseren Geschmack an der falschen Stelle gespart. Wir fanden alles schick, aber auch billig – das klingt hart, setzte sich aber als unser Material-Eindruck fest. Ansonsten erlebt man ein Fahrwerk, das gut dämpft und langstreckentauglich wirkt. Sportlich ist es unserem Eindruck nach nicht. Der Antrieb, unterstützt und ermöglicht durch 310 Nm Drehmoment, ist kräftig.
Beim Laden macht der ID.4 eine gute Figur. Am Gleichstrom-Lader sahen wir regelmäßig bis zu 140 kW. Das reicht für längere Strecken locker, auch wenn andere Fahrzeuge noch mehr können. 82 kWh groß ist die Batterie, was für circa 330 sichere Kilometer sorgte. Auch hier holen andere Fahrzeuge mehr heraus. Insgesamt macht das den ID.4 (zusammen mit dem dynamischer gestalteten, aber sonst gleichen ID.5) zu einem Fahrzeug, das als solide Hausmannskost beschrieben werden kann. Das ist auf gewisse Weise typisch für VW und scheint vorerst auch im Elektroauto-Zeitalter für hohe Verkaufsränge zu genügen.