Website-Icon Teslamag.de

Elektroauto-Fabrik ohne fossile Energie: BMW legt Grundstein für CO2-freies Werk in Ungarn

bmw elektroauto werk debrecen co2 frei cgi

Bild: BMW (Computer-Foto geplanter Elektroauto-Fabrik in Ungarn)

Anzeige

Bei Autos mit Verbrennungsmotor fallen relativ wenige Emissionen während der Produktion an und der Großteil in der Nutzungsphase, und bei Elektroautos ist es genau umgekehrt ­– durch die energieintensive Akku-Produktion gehen sie mit einem CO2-Rucksack an den Start, kommen dann aber zum Beispiel laut dem neuesten Impact Report von Tesla recht schnell auf eine bessere Gesamtbilanz. Für wirklich emissionsfreie Autos muss allerdings schon die Produktion sauber sein – und genau das hat sich BMW für eine neue Fabrik vorgenommen, in der ab 2025 eine neue Elektroauto-Generation namens Neue Klasse entstehen soll. Die Akkus scheinen dabei aber außen vor zu bleiben.

BMW-Elektroauto aus fossilfreier Fabrik

Mit i4 und iX hat BMW mittlerweile vorzeigbare Elektroautos auf dem Markt und nach dem kommenden Flaggschiff i7 in dieser Woche auch den kleinen iX1 zum Verkaufsstart im Herbst vorgestellt. Ab 2025 aber soll die Neue Klasse kommen, laut BMW kompromisslos für elektrische Antriebe optimiert. Dazu zählten der Auftakt-Meldung von März 2021 zufolge potenziell auch Wasserstoff-Brennstoffzellen, doch in diesem Mai sagte BMW-CEO Oliver Zipse, die neue Generation werde mit nur einer Antriebsart starten, und zwar im Segment der 3er Reihe.

Welche Namen die elektrischen Dreier tragen werden, ist noch nicht bekannt, aber seit dieser Woche der Ort der Produktion. BMW will nach eigenen Angaben gut eine Milliarde Euro in eine neue Fabrik in der ungarischen Stadt Debrecen investieren und hat jetzt den Grundstein dafür gelegt. Die Produktion der Neuen Klasse soll dort demnach weiter in 2025 beginnen – ein auffälliger Kontrast zum viel zitierten Tesla-Tempo, das den Bau der deutschen Gigafactory bei Berlin innerhalb von nur gut zwei Jahren ermöglichte. Aber auch BMW versucht sich mit dem Begriff „iFactory“ an Fabrik-Markenbildung – und will sein neues Werk anders als bislang Tesla und alle anderen Hersteller gänzlich ohne fossile Brennstoffe betreiben.

In Debrecen werde BMW weder Öl noch Erdgas einsetzen und so die weltweit erste CO2-freie Fahrzeug-Produktion realisieren, wird in der Mitteilung der Produktionsvorstand zitiert. Viel Energie soll durch Photovoltaik-Anlagen auf dem 400 Hektar großen Gelände erzeugt werden, also nicht nur auf dem Dach wie bei Tesla in Grünheide, und der restliche Strom aus regionalen erneuerbaren Quellen kommen. Geprüft wird laut BMW außerdem die Nutzung von Geothermie – die Energie-Pläne scheinen also abgesehen von dem Ziel der Fossilfreiheit noch nicht festzustehen.

Tesla mit Gas für Giga-Presse und Lackierei

In der Lackierei ist eine Trocknung mit Strom statt Gasbrennern vorgesehen. Laut dem Produktionsvorstand sind die Technologien dafür derzeit noch nicht am Markt erhältlich, weshalb sie neu eingeführt werden müssten und BMW eine Vorreiter-Rolle einnehme. Ähnlich treibt auch Tesla die Entwicklung seiner Maschinen-Lieferanten mit neuen Ansprüchen zum Beispiel an immer stärkere Giga-Pressen voran. In Zusammenhang mit einem möglichen Ausfall russischer Lieferungen geriet aber vor kurzem noch einmal in den Fokus, dass die Aluminium-Schmelzöfen dafür in der deutschen Gigafactory mit Erdgas befeuert werden. Auch in der Lackierei nutzt Tesla noch konventionell Gas-Trockenöfen und bezifferte seinen Gesamtbedarf auf 9354 Kubikmeter pro Stunde.

Das Werk in Ungarn wird nach den BMW-Angaben für 150.000 Einheiten pro Jahr ausgelegt – keine riesige Stückzahl für ein Elektroauto, das die beliebte Dreier-Klasse besetzen soll. Als Bereiche werden Presswerk, Karosserie-Bau, Lackierei und Montage genannt. Dabei fehlt allerdings auffällig die für Elektroautos unverzichtbare Akku-Produktion, die zudem den größten Emissionsanteil ausmacht. Wie sauber elektrische Dreier aus dem CO2-freien Werk in Ungarn wirklich werden, hängt also viel stärker als von Lack-Trocknung per Strom von der Bilanz der Batterie-Lieferanten von BMW ab.

Anzeige
Die mobile Version verlassen