Website-Icon Teslamag.de

Elektroautos mit Feststoff-Batterie: Nio ES6 mit 150 kWh und 930 km Reichweite, CATL zweifelt

nio elektroauto el6 deutschland

Bild: Nio

Anzeige

Mit dem ET7 brachte das chinesische Startup Nio Anfang 2022 ein Elektroauto zunächst auf den einheimischen Markt, das schon ohne seine neueste Batterie-Besonderheit Appetit anregt: Mit ähnlicher Beschleunigung wie zumindest die zahmere Variante des Tesla Model S und viel moderner Computer-Technik sorgte die Limousine für mehr Auswahl in dieser noch dünn besetzten Klasse. Der Akku mit bislang bis zu 100 Kilowattstunden lässt sich wie bei Nio üblich an speziellen Stationen schnell wechseln. Und bald dürfte dafür auch eine Version mit 150 kWh zur Verfügung stehen.

44 Prozent höhere Energie-Dichte

Die ungewöhnlich hohe Kapazität hatte Nio schon bei der ET7-Vorstellung Anfang 2021 angekündigt – mit der zusätzlichen Information, dass es sich um einen Feststoff-Akku handeln würde. Bei der Kommerzialisierung solcher Energie-Speicher mit festen statt flüssigen Elektrolyten, die theoretisch große Vorteil haben, tun sich mehrere Hersteller bis heute schwer. Das chinesische Elektroauto-Startup aber hatte sie zusammen mit einem ungenannten Partner offenbar in den Griff bekommen.

Bis zur Umsetzung musste man auch bei Nio warten, aber jetzt scheint es tatsächlich so weit zu sein. Anfang Juli teilte laut einem Bericht von CnEVPost das Pekinger Unternehmen WeLion New Energy mit, mit der Lieferung von „semi solid state“-Batterien an den Elektroauto-Hersteller begonnen zu haben. Das Ziel von festen Elektrolyten ist also sozusagen erst halb erreicht, aber auch so soll die hohe Energie-Dichte von 360 Wattstunden pro Kilogramm möglich sein. Im Akku-Gesamtpaket sind es 261 Wattstunden pro Kilogramm, 44 Prozent mehr als bei dem Akku mit 100 Kilowattstunden, den Nio von CATL bezieht.

Elektroauto-Reichweiten bis 1000 km

Daten dazu sind laut CnEVPost soeben auch in Nio-Handbüchern aufgetaucht, und der Chairman des Unternehmens hatte vor kurzem Juli als Start-Termin für die neue Batterie erwähnt. Zuerst soll sie offenbar nicht für den ET7 erhältlich sein, sondern für das elektrische SUV ES6 (s. Foto oben – in Deutschland heißt es wegen einer Klage von Audi EL6, und man kann sich dafür vormerken lassen). In China nannte Nio 930 Kilometer Reichweite mit dem Semi-Feststoff-Akku mit 150 kWh. Bei der Limousine ET7 sollen es nach Angaben von der Vorstellung mehr als 1000 Kilometer werden – jeweils nach der milden lokalen Norm.

Als einer der Vorteile von Feststoff-Batterien wird meist schnelle Ladefähigkeit hervorgehoben. Dazu machte Nio offenbar noch keine Angaben – das gut ausgebaute Netz für schnellen Akku-Wechsel macht diesen Faktor zumindest in China auch weniger wichtig. Zugleich bedeutet das Konzept, dass Nio den neuen Akku nach und nach einführen könnte, falls er nur langsam verfügbar wird oder teuer ist. Den Titel als erster Elektroauto-Hersteller mit (Semi-)Feststoff-Akku könnte dem Startup und seinem Lieferanten dann trotzdem keiner mehr nehmen.

CATL zweifelt an Feststoff-Vorhersagen

Zu Kosten oder Volumen enthält die Mitteilung zu der gefeierten Vereinbarung zwischen Nio und WeLion laut CnEVPost keine Angaben. Zweifel an der Wirtschaftlichkeit scheinen aber durchaus noch berechtigt. Denn wie die Agentur Reuters berichtete, hat sich erst vergangene Woche der Chef-Wissenschaftler von CATL als dem weitaus größten Batterie-Hersteller weltweit zu genau diesem Thema skeptisch geäußert.

Dabei ging es nicht um Nio, sondern um Toyota. Der japanische Hersteller, der sich bei Elektroautos selbst weit hinter Tesla und BYD sieht, hatte zuvor von neuen Fortschritten bei Feststoff-Batterien gesprochen. Ein Problem mit der Dauerhaftigkeit sei so zu lösen und ermögliche Batterien mit halbierten Kosten und Gewicht, die sich in 10 Minuten aufladen lassen – zur Produktion ab 2027. Dazu sagte laut Reuters der CATL-Wissenschaftler, er sei sicher, dass derzeit niemand in der Lage sei, Feststoff-Batterien im großen Volumen herzustellen. Selbst das Toyota-Kostenziel für 2027 zweifelte er offenbar an, indem er sagte, das klinge spannend, er frage sich aber, was die Vergleichsbasis für diese Angabe sei.

Anzeige
Die mobile Version verlassen