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Ausgerechnet Tesla fehlt bei der Auto Shanghai 2023, also bei der größten Messe der Branche auf ihrem wichtigsten Markt der Welt, bei der es mittlerweile zudem weit überwiegend um Elektroautos geht. Ansonsten aber ist dort alles vertreten, was Rang und Namen hat, was in China traditionell für die großen Marken aus dem Westen gilt – der VW-Konzern schickte nach Berichten sogar zwei Flugzeuge voller Vorstände. Bei Elektroautos aber zeigen in Shanghai in diesem Jahr vor allem lokale Hersteller, was sie inzwischen alles können.
Nio will keinen Preiskampf mit Tesla
So startete laut einem Bericht von Car News China auf der Messe der Vorverkauf für ein Elektroauto mit dem ambitionierten Namen Aion Hyper GT. Hinter der Marke steht der staatliche Auto-Konzern GAC Group, und ihr neues Modell ist zwar weitaus weniger sportlich, als es sich anhört oder mit seinen vorderen Flügeltüren aussieht, aber dennoch interessant. Denn es soll mindestens 60 Kilowattstunden Akku-Kapazität haben und ab 219.900 Renminbi kosten. Das sind gut 29.000 Euro, also etwas weniger als für das kleinste Tesla Model 3 in China.
Zwei der drei Varianten sollen zudem mit einem wechselbaren LFP-Akku ausgestattet sein – ein Konzept, das bislang ausschließlich in China oder von chinesischen Unternehmen in Europa vorangetrieben wird. Aion will laut Car News China bis 2025 tausend eigene Tausch-Stationen aufbauen. Das Startup Nio aus dem gleichen Land hat in seiner Heimat diese Zahl schon überschritten, plant noch viel mehr, und hat auch in Europa bereits mehrere Standorte für Akku-Wechsel in Betrieb. Bei der Auto Shanghai kündigte es an, seine Elektroauto-Verkäufe in diesem Jahr verdoppeln und sich nicht auf einen Preiskampf mit Tesla einlassen zu wollen.
Batterie-Innovationen von CATL
Noch nicht viel zu hören war bei Elektroautos bislang von dem staatlichen Hersteller Chery, aber das könnte sich mit der Messe schnell ändern. Denn dort stellte er (offenbar unbeeindruckt von möglichen Apple-Einwänden) seine neue Marke iCar zusammen mit den ersten zwei Modellen vor. Daten nannte Chery weder für den 2+2-sitzigen Flügeltürer GT noch für das SUV 03 im Range-Rover-Kastenlook, aber sie zeigen gut die Breite des Angebots in China. Zudem erwähnt das Unternehmen als Partner in seinem Elektroauto-Ökosystem CATL – und will laut einem weiteren Bericht von Car News China der erste Hersteller sein, der von dem Marktführer mit billigeren Natrium- statt Lithium-Ionen-Batterien beliefert wird.
Das Startup Li Auto wiederum kam mit seinem ersten reinen Elektroauto zu der Messe, berichtet CnEVPost. Einen Namen scheint es noch nicht zu haben, aber ebenfalls eine Batterie-Innovation von CATL, in diesem Fall am oberen Ende des Leistungsspektrums. Als erstes Modell soll es mit der Qilin-Batterie von CATL in der 4C-Version ausgestattet werden, die enorm hohe Ladeleistungen ermöglicht. In dem Bericht ist von einer neuen Säulen-Generation von Li mit bis zu 480 Kilowatt bei 800 Volt die Rede, mit 25 Pilot-Eröffnungen bis Ende Mai. 400 Kilometer Reichweite sollen damit in 10 Minuten nachgeladen sein.
MG bringt zweitüriges Cabrio-Elektroauto
Kurzfristig mehr Bedeutung für Kunden im Ausland haben Elektroautos, die europäische Marken mit China-Hintergrund in Shanghai auffuhren. MG, mittlerweile Teil des Staatskonzerns SAIC, präsentierte laut AutoBlog den Cyberster, der mit zwei Türen und Cabrio-Dach Erinnerungen an den Mazda MX-5 weckt (s. Foto oben). Ab nächstem Sommer soll er in Europa sein. Und Polestar, hinter dem über Volvo Cars die ebenfalls chinesische Geely Group steht, zeigte sein Elektroauto 4 nicht nur, sondern öffnete auch gleich die Bestellungen dafür in der Heimat. Tesla ist bekannt für effizientes Weglassen, aber das SUV-Coupe Polestar 4 hat nicht einmal mehr eine Heckscheibe. Stattdessen ist das Glasdach weit herunter und die Heckklappe weit hochgezogen.
Der größte Elektroauto-Hersteller auf der Auto Shanghai 2023 schließlich war mangels Tesla-Präsenz BYD, das beide Enden des Preis-Spektrums abbildet. Ganz oben gab es die Modelle U8 und U9 der neuen Premium-Marke Yangwang. Weit unten nannte BYD laut einem Reuters-Bericht Preise für den Kompaktwagen Seagull: umgerechnet 11.000 Dollar bei mindestens 305 Kilometern Reichweite nach China-Norm. Bislang kosten BYD-Elektroautos in Deutschland ungefähr doppelt so viel wie in ihrer Heimat. Doch selbst wenn das so bleibt, könnte er dem Preisbrecher Dacia Spring bald in modernerer Form Konkurrenz machen, während man auf Angebote von Tesla oder VW in diesem Segment noch wartet.