Bild: Tesla (Symbolfoto)
China ist der mit Abstand größte Elektroauto-Markt der Welt – und zugleich wohl der umkämpfteste. Während die Preise im Westen noch stabil blieben, begann Tesla dort schon im Oktober 2022 mit Senkungen, zu Beginn des neues Jahres ging es damit weiter, und auch die meisten lokalen Konkurrenten wie allen voran BYD stiegen darauf ein. Immer weiter nach unten soll es in China aber nicht gehen: Am Mittwoch unterzeichneten Vertreter von 16 Unternehmen einschließlich Tesla und BYD feierlich ein Abkommen, in dem sie unter anderem erklären, auf „abnormale Preissetzung“ zu verzichten.
Tesla trotzt starker China-Konkurrenz
Den Rahmen für die Zeremonie, die ein Ende des von Tesla angezettelten Preiskriegs (oder jedenfalls -kampfes) bringen soll, bildete die Messe China Auto Forum in Shanghai, berichtet die Zeitung Straits Times. Als weitere Beteiligte werden die Elektroauto-Startups Nio und Xpeng, aber auch die breiter aufgestellten Hersteller Geely und Chery Automobile genannt. Die Vereinbarung geht laut dem Bericht auf eine Initiative des chinesischen Industrie-Ministeriums zurück.
Wer sie für Tesla unterschrieb, ist nicht bekannt. CEO Elon Musk war am frühen Donnerstag bei einer Konferenz in China, aber nur per Video-Zuschaltung, und bei der Veranstaltung ging es um künstliche Intelligenz statt nur um Autos. Laut lokalen Beobachtern sagte er bei der WAIC 2023 unter anderem, wohl noch in diesem Jahr würden die eigenen Elektroautos in der Lage sein, auf Stufe 4 oder 5 autonom zu fahren, und Tesla sei bereit, diese Technologie an andere Hersteller zu lizenzieren. Insbesondere in China scheinen andere Unternehmen damit aber bereits weiter zu sein.
Here is part of Elon’s speech at WAIC 2023. Too bad his voice is obscured by simultaneous Chinese translation. Part of the speech is about FSD, which he intends to license to other OEMs once it’s mature enough. IMO, it is smart for him to say so to accelerate FSD adoption in… https://t.co/KBW5ABkKGQ pic.twitter.com/DbbUTkA6uh
— Ray (@ray4tesla) July 6, 2023
Dennoch hält sich Tesla auf dem umkämpften Markt weiter gut, wie der neue Absatz-Rekord in China im zweiten Quartal dieses Jahres zeigt. Wie sehr die niedrigeren Preise auf Kosten des Gewinns gingen, ist allerdings noch offen. Ab jetzt jedenfalls wollen Tesla und die anderen 15 Unterzeichner laut Strait Times den „fairen Wettbewerb“ nicht mit „abnormaler Preissetzung“ stören. Im Marketing wollen sie nicht übertreiben, und Qualität soll bei ihnen erste Priorität haben. Außerdem wollen sie „sozialistische Kernwerte fördern“ und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.
VW-Vorstand betont Verbrenner-Chancen
Insgesamt klingt das wenig konkret, aber das chinesische System und die Beteiligung des Ministeriums sprechen dafür, dass die Regierung genauere Vorstellung hat und sie im Zweifelsfall auch durchsetzen wird. So soll eine geplante zweite Tesla-Fabrik in China dadurch verzögert werden, dass die zentrale Planungskommission des Landes Überkapazitäten bei Elektroautos befürchtet.
Volkswagen scheint nicht zu den „wichtigsten“ Elektroauto-Herstellern in China zu gehören, die laut Strait Times für die Vereinbarung versammelt wurden. Zumindest als Sprecher bei der Auto-Konferenz vertreten war aber Ralf Brandstätter, das für China zuständige Vorstandsmitglied. Auf LinkedIn veröffentlichte er ein Foto seines Auftritts und einen Text dazu. Volkswagen sei besorgt wegen des überhitzten lokalen Marktes, bei Elektroautos aber weniger exponiert, heißt es darin. An einer ungesunden Entwicklung, bei der Marktanteile mit Rabatten erkauft werden, werde man sich nicht beteiligen. Stattdessen wolle VW die starke Position auf dem chinesischen Verbrenner-Markt nutzen und bis 2030 dort 17 neue Modelle einführen.