Bilder: teslamag.de
Wer sich von der A2 aus Richtung Westen kommend zu dem neuen Supercharger-Standort von Tesla in Peine leiten lässt, wähnt sich nach der Abfahrt auf dem falschen Weg: Zuerst soll man nach rechts abbiegen in die Dieselstraße und dann nach links in die Daimlerstraße, an deren Ende sich zudem ein Mercedes-Autohaus befindet. Dann beginnt aber schon die Wilhelm-Rausch-Straße, benannt nach dem Gründer einer dort ansässigen Schokoladen-Firma, die mit Erfolg Platz für eine Tesla-Station angeboten hat. Am Samstag wurde sie offiziell eröffnet – laden konnte man an den bislang 20 Superchargern der neuen Generation V4 allerdings noch nicht.
Tesla-Station mit Kaffee und Schokolade
Zu der Eröffnung eingeladen hatte die Rausch GmbH, gegründet und mit Hauptsitz in Berlin, aber seit 1982 auch mit einer Fabrik in Peine, zu der später Museum, Cafe und Verkauf hinzukamen, seit Ende Juli in einem neu gebauten Schokoladenhaus. Daneben war noch Platz, und in der Geschäftsführung entstand die Idee, diesen für eine Supercharger-Station von Tesla zu nutzen, erzählten am Samstag zwei ihrer Mitglieder. Beide fahren Tesla und hatten nach ihren ersten Ladeerfahrung nach eigenen Angaben das Gefühl, dass Supercharger-Standorte kulinarisch reizvoller sein könnten.
Bei Rausch in Peine kann man Kaffee und Schokolade statt Burger und Cola bekommen, an den dort installierten Tesla-Säulen laden allerdings noch nicht. Dass das nicht möglich sein würde, stellte sich erst nach der Einladung zur Eröffnung heraus, und um Enttäuschungen zu vermeiden, hatte das Unternehmen Angemeldete eigens noch einmal darüber informiert. An mangelnder Stromversorgung liegt das offensichtlich nicht, denn seit Ende Juni sind an dem Standort schon sechs EnBW-Ladesäulen mit zwölf schnellen Ladeplätzen in Betrieb.
Der Einladung zur Supercharger-Eröffnung, mit verbreitet von dem großen Tesla-Club TFF e.V., waren trotzdem schon am Samstagvormittag viele Interessierte gefolgt. Früh waren sämtliche Parkplätze neben und vor dem neuen Schokoladenhaus besetzt, und bei der Anmeldung zum Fahren mit Mini-Teslas bildete sich eine Schlange. Unter einem Photovoltaik-Dach (von Rausch als CyberCanopy“ bezeichnet) waren die zunächst 20 Tesla-Säulen für den Standort zu sehen, allem Anschein nach betriebsbereit, aber eben noch nicht aktiv.
V4-Supercharger mit Display, ohne Zulassung
Der Grund dafür dürfte ironischerweise sein, dass sie rechtskonformer sind als die bisherigen Supercharger-Säulen. Im Prinzip alle derzeit rund 2000 davon in Deutschland entsprechen nicht dem deutschen Ladesäulen-Recht, das unter anderem geeichte Zähler vorschreibt, und werden deshalb von den Behörden nur geduldet. Quartalsweise muss Tesla über Fortschritte bei der Abhilfe informieren, und Teil davon dürften die neuen V4-Säulen sein.
Bei diesen ist erstmals ein kleines Display und ein Kartenleser integriert, wie man an zuerst einer schon aktiven V4-Station von Tesla für beliebige Elektroautos in Großbritannien sehen konnte. Auch sonst dürften die neuen Tesla-Säulen jetzt den deutschen Vorschriften entsprechen. Aber wie am Samstag zu hören war, sind sie bislang in Deutschland nicht zugelassen. Woran genau es hakt, ließ sich nicht in Erfahrung bringen.
20 Dummys für späteren Tesla-Ausbau
So fand die groß angekündigte Eröffnung ohne V4-Strom von Tesla statt, was die Rausch-Geschäftsführung nicht begeisterte, die (vorgewarnten) Gäste aber offenbar nicht weiter störte – wer dringend laden musste, konnte das ja direkt gegenüber an den EnBW-Säulen tun, die tatsächlich meist besetzt waren. Wann auch die Supercharger in Peine Strom liefern, konnte am Samstag niemand sagen. Wenn es so weit ist, dürfte auch der V4-Standort in Betrieb gehen, der in Deutschland zuerst gebaut wurde: direkt an der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide, ebenfalls mit Solardach, und eigentlich schon seit August fertig.
Der Standort Peine ist unterdessen auf weiteres Wachstum ausgelegt. Zusätzlich zu den 20 V4-Säulen schienen dort am Samstag 20 vorbereitete weitere zu stehen, die nur mit „coming soon“-Planen verdeckt waren. Die geringere Höhe ließ Supercharger der bisherigen Generation V3 darunter vermuten. Tatsächlich handelte es sich aber offenbar um reine Dummys aus Styropor, wie man am Fuß von einem davon erkennen konnte, bei dem die Plane ein Stück hochgerutscht war. Wirklich ausbauen werde Tesla in Peine erst, wenn sich die Auslastung als hoch genug erweist, hieß es dazu.