Eine Weile stellte sich die Frage, wie Tesla bei seinen Superchargern in Europa mit der Tatsache umgehen will, dass an schnellen öffentlichen Ladesäulen nach EU-Recht ab 2024 eine Möglichkeit zum Bezahlen per Karte Pflicht wird – aber die Antwort ist ganz einfach: Tesla führt eine vierte Generation seiner Supercharger-Säulen ein, bei denen ein Terminal dafür und ein kleiner Bildschirm integriert sind. Einige davon kann man schon nutzen, brauchte bislang aber wie gewohnt die App oder ein Elektroauto von Tesla dafür. Doch an einem V4-Supercharger in Großbritannien kann man jetzt tatsächlich per Karte bezahlen.
Laden fast so einfach wie mit Tesla
Auch an der deutschen Gigafactory in Grünheide hat Tesla die V3-Säulen vor kurzem durch solche der Generation V4 ausgetauscht, aber der Standort ist noch nicht wieder in Betrieb. Ein neuer im Londoner Stadtteil Tottenham wurde in der App am Freitag noch gar nicht angezeigt und war laut Web-Karte zur Eröffnung im dritten Quartal 2023 vorgesehen. Doch wie Tesla Journalisten und sozialen Medien zeigte, konnte man dort schon laden – mit beliebigen Elektroautos und freigeschaltet mit kontaktloser Karte.
Zu den Eingeladenen zählte der Elektroauto-Verband EVA England, und wie ein Video dazu auf X zeigt, funktionierte das V4-Laden bei Tesla mit einem elektrischen Kia problemlos. Zuerst steckt der EVA-Vertreter das bei den neuen Säulen längere Supercharger-Kabel in die CCS-Buchse seines Elektroautos. Dann hält er eine Karte vor das seitliche Lesegerät und kommentiert, dass er die Reservierung von 20 Pfund hoffentlich zurückbekommt. Gleich darauf nimmt die Kamera den Bildschirm in den Blick: das Laden hat begonnen.
⚡️We were invited to test out the the first UK V4 Tesla Supercharger station, which has just been unveiled in Tottenham, at the Tesla Centre on Ravenside Retail Park, this morning!
It is available to all EVs with a CCS connection, so James took his Kia for a boost (although his… pic.twitter.com/nwwAohFqSR
— EVA England (@EVAEOfficial) August 25, 2023
Abgesehen von dem zusätzlichen Vorhalten der Karte ließ es sich fast so schnell einleiten, wie wenn ein Tesla an einen Supercharger kommt – durch die Authentifizierung über das Fahrzeug und gespeicherte Karten-Daten kann das Laden hier direkt nach dem Einstecken starten. Der bislang nötige Umweg über die Tesla-App, in der man eine Säule am jeweiligen Supercharger-Standort aktivieren musste, entfällt mit V4 aber auch für Fahrer fremder Elektroautos. Wer möchte, kann trotzdem weiter die App nutzen, wie der EVA-Tester erklärt.
Deutscher V4-Supercharger als EU-Premiere?
Laut einem Bericht von FleetWorld war der V4-Standort in Tottenham ab Freitag auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Wie in der EU soll eine kontaktlose Bezahloption demnach in Großbritannien Pflicht werden. Die neuen Säulen seien laut Tesla „zukunftssicher“, können also mit neuer Software auf höhere Ladeleistungen als die schon seit mit V3 möglichen 250 Kilowatt gebracht werden – eine Anmeldung für einen anderen V4-Standort in Großbritannien erwähnte vor kurzem 350 Kilowatt.
In anderen europäischen Ländern wurden bereits in den Wochen zuvor erste V4-Supercharger eröffnet, aber noch ohne aktiviertes Terminal. Worauf Tesla mit der Freischaltung seiner seit Mitte August fertig umgebauten Station an der deutschen Gigafactory wartet, ist unklar. Denkbar wäre, dass vor der Fabrik bald eine EU-Premiere mit per Karte freischaltbaren Superchargern für alle Elektroautos wie jetzt in Großbritannien stattfinden soll.