Bild: Test mit Megawatt-Ladesystem (Foto: NREL)
Seit Anfang dieses Jahres ist wieder mehr von dem elektrischen Sattelschlepper Semi zu hören und zu sehen, den Tesla im Jahr 2017 vorstellte und eigentlich schon ab 2019 ausliefern wollte. Ende Januar kündigte Jerome Guillen, damals noch President für alle Tesla-Elektroautos und jetzt Chef der reinen Lastwagen-Sparte, für die nähere Zukunft mehr Semis auf den Straßen an. Die kamen bald darauf tatsächlich, wenn auch meist selbst als Transportgut auf anderen Lastwagen. Und in einem Brief an Besteller des Semi hat Tesla jetzt den Bau von Test-Fahrzeugen mit technischen Verbesserungen sowie das Aufladen mit Leistungen im Megawatt-Bereich bestätigt.
Tesla zuversichtlich bei Reichweite
Die E-Mail mit den Semi-Informationen wurde in der Nacht auf Dienstag verschickt und erreichte unter anderem einen Kunden aus Deutschland, der sie an teslamag.de weiterleitete. Einen festen Termin für Auslieferungen nennt Tesla darin nicht. CEO Elon Musk hatte dazu im Januar gesagt, grundsätzlich könne die Produktion schon beginnen, aber es fehle an genügend Batterien für die E-Lastwagen. Nach Gerüchten soll trotzdem in diesem Juni die Pilotproduktion starten, zunächst in einem Gebäude nahe der Akku-Gigafactory von Tesla und Panasonic im US-Bundesstaat Nevada, wie es zuletzt hieß.
In dem Brief an die Besteller heißt es jetzt, Tesla habe Ende 2020 mehrere neue Test-Semis gebaut. Dass sie sich äußerlich leicht von den bisherigen unterscheiden, war ihren Entdeckern in diesem Jahr schon aufgefallen, doch laut Tesla wurden sie unter dem Blech noch stärker überarbeitet: „Die wichtigsten Veränderungen waren technische Updates von Fahrzeug-Architektur und Antrieb“, schreibt das Semi-Team. Das Ziel dabei sei gewesen, Reichweite, Effizienz und Zuverlässigkeit zu erhöhen.
Mit Blick auf die Reichweite des Semi erklärt Tesla, man sei weiter zuversichtlich, dass sie die bei der Vorstellung genannten Werte von 300 Meilen und 500 Meilen übertreffen werde. Die finalen Schätzungen dazu sollen veröffentlicht werden, wenn die Produktion näherrückt, heißt es in der E-Mail ohne nähere Eingrenzung. Der höhere Wert entspricht gut 800 Kilometern und ist laut Aussagen von CEO Musk von November 2020 „leicht“ zu realisieren; mit verbesserten Batterie-Zellen sollen sogar 1000 Kilometer Semi-Reichweite möglich werden.
Semi aufladen mit Megawatt-Standard
Darüber hinaus enthält die E-Mail an Besteller eine Bestätigung dafür, dass der Semi auch enorm schnell aufzuladen sein soll. Schon vorher war in diesem Zusammenhang von neuen Megachargern die Rede und Tesla engagierte sich in dem in Deutschland ansässigen Verein CharIN, der einen Standard für superschnelles Lastwagen-Laden entwickelt. Nach Angaben in der E-Mail wurden im vergangenen Herbst zusammen mit dem National Renewable Energy Laboratory der USA unterschiedliche Vorschläge dafür getestet. Der als MCS Connector bezeichnete Lade-Stecker von Tesla (MCS steht für Megawatt Charging Solution) sei aktuell der einzige, der „in der Lage ist, eine schnelle Ladelösung zu bieten“.
Hoffnung auf eine baldige Auslieferung erster Tesla Semi an Kunden macht das Update allerdings eher nicht. In den „kommenden Monaten“ sollen zunächst die neuen Test-Fahrzeuge ausgiebig erprobt werden, schreibt das Team. Außerdem werde man in dieser Zeit Daten sammeln und Rückmeldungen einholen, um rasch das Design weiterzuentwickeln und Herstellungsprozesse zu verbessern. Als „finaler“ Standort für die Produktion wird die neue Gigafactory bei Austin im Bundesstaat Texas bestätigt, wenn deren Bau beendet ist.