Bild: Volkswagen
Bei jedem Elektroauto der Marke Volkswagen gilt für den Akku eine Garantie über 8 Jahre und 160.000 Kilometer, bei Tesla nur für das kleinste Model 3, während bei den Modellen mit mehr Kapazität bis zu 240.000 Kilometer mindestens 70 Prozent zugesichert werden. Das geht aus einer Übersicht des ADAC von vergangenem Juni hervor und entspricht ungefähr den Werten, die nach älteren Studien von Elektroauto-Batterien mindestens zu erwarten sind. In Wirklichkeit scheinen sie aber schon viel besser zu sein.
Forscher kaufen VW ID.3 und Module
Die Annahmen zur Lebensdauer von Akkus in Elektroautos spielen eine wichtige Rolle nicht nur für Kunden, sondern auch in der politischen Diskussion: Von ihnen hängt stark ab, welche CO2-Emissionen aus der Batterie-Herstellung sich pro Kilometer ergeben – je länger ein Akku hält, desto niedriger sind sie. Schon für relativ bescheidene Laufleistungen kommen die meisten aktuellen Untersuchungen zu dem Schluss, dass Elektroautos klimaschonender sind als Verbrenner oder auch Wasserstoff-Fahrzeuge.
Mit der zunehmenden Zahl moderner Elektroautos verschiedener Hersteller liegen längst neuere Tests mit technisch verbesserten Batterien vor – aber öffentliche Daten darüber sind rar, weil sie als wettbewerbskritisch gelten. Ein Team der Technischen Universität München hat deshalb zur Selbsthilfe gegriffen. Für eigene Untersuchungen kauften die Forscher einen VW ID.3 (s. Foto oben) und zusätzlich drei Module aus dem Akku-Paket eines Unfallwagen desselben Typs. Als Nächstes haben sie das Gleiche mit einem Tesla Model 3 vor, berichteten aber jetzt erst einmal erste Ergebnisse ihrer Beschäftigung mit dem VW-Elektroauto.
Mäßige Akku-Degradation bei hoher Leistung
Dass es hier Fortschritte gibt, zeigt sich schon an dessen Energie-Dichte. Für das komplette Akku-Paket ermittelten die Münchener Forscher 173 Wattstunden pro Kilogramm. Als Vergleich nennen sie den älteren Audi e-tron, wo jedes Kilogramm Akku nur für 136 Wattstunden reichte. Darüber hinaus berechneten sie unter anderem anhand von Tests mit einzelnen Zellen deren Haltbarkeit in unterschiedlich anspruchsvollen Zyklen. Diese Versuche laufen noch, aber die ersten Daten sprechen laut einem Fachbeitrag der Forscher dafür, dass der VW-Akku seine garantierte Haltbarkeit weit überschreiten wird.
Bisherige Studien sagen demnach zunächst einen raschen Kapazitätsverlust voraus, dann eine Weile einen linearen und danach wieder einen beschleunigten. Die ersten beiden Phasen konnten die TU-Forscher ebenso bestätigen wie die Erfahrung, dass schnelleres Laden Akkus stärker beansprucht. Eine erneut beschleunigte Degradation ab mehreren hundert Zyklen stellten sie aber nicht fest.
Selbst bei denkbar aggressivem vollständigem Laden und Entleeren mit 1C (beim VW-Elektroauto ID.3 Pro Performance mit 58 kWh Akku entsprechend 58 Kilowatt) nahm die Kapazität nach bislang 600 Zyklen nur auf knapp unter 90 Prozent ab. Bei einem realistischeren Autobahn-Szenario mit Gleichstrom-Laden nur bis 80 Prozent schaffte das Team vor der ersten Veröffentlichung gut 500 Zyklen, und die Kapazität lag noch merklich über 90 Prozent. Und bei Laden nur mit 11 Kilowatt Wechselstrom nach jeweils wenigen Kilometern Fahrt (200 Zyklen berücksichtigt) blieb der Verlust mit etwa 2 Prozent zunächst minimal.
Nächste Tests mit Tesla Model 3 und LFP
Umgerechnet in Kilometer würde das bedeuten, dass der Akku eines VW ID.3 selbst bei unrealistisch schnellem 1C-Leerfahren und -Laden noch kurz vor Erreichen der 160.000 Kilometer im Rahmen der vom Hersteller gegebenen 70-Prozent-Garantie nahezu 90 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität hat. Für die anderen beiden Szenarien erwartet das TU-Team entsprechend noch bessere Werte. „Von der Batterie kann eine Kilometerleistung und Lebensdauer weit oberhalb der Garantie (…) erwartet werden“, schreibt es.
Das sind gute Nachrichten für Kunden (der Hersteller dürfte es ja schon wissen) und Sachlichkeit in der politischen Elektroauto-Diskussion. Als Nächstes wollen die Forscher über die weiteren Ergebnisse ihrer Zyklen-Tests mit dem VW berichten und dann eine neue Reihe mit einem Tesla Model 3 mit LFP-Akku beginnen. Diese Zellchemie gilt ohnehin als besonders langlebig und könnte im Praxis-Versuch entsprechend noch bessere Werte zeigen.