Nicht nur aus Deutschland werden gelegentlich noch Erkenntnisse gemeldet, laut denen Elektroautos weniger klimafreundlich sind als gedacht oder sogar als Verbrenner. Derlei Studien stammen aber meist aus lobbynahen Quellen und werden von CO2-Experten fast schon routinemäßig zerlegt, denn dem wissenschaftlichen Konsens entsprechen sie nicht. Mit aktuellen und realitätsnahen Daten zeigt sich stattdessen üblicherweise, dass Elektroautos nach einiger Nutzungszeit den CO2-Rucksack aus der Produktion vor allem der Akkus ausgeglichen haben und ab dann weniger emittieren. Zu diesem Ergebnis kommt deutlich auch eine neue Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT).
Elektroautos auch in China vorn
Die Untersuchung beschäftigt sich einzeln mit den Märkten Europa, USA, China und Indien, wo weltweit zusammen 70 Prozent aller Autos verkauft werden. Dabei geht es jeweils um Lebenszyklusanalysen, bei denen die Emissionen von Produktion (auch der Treibstoffe) bis Nutzungsende und Entsorgung berücksichtigt werden. Außerdem arbeitet der ICCT mit Real- statt Normverbräuchen, was vor allem bei Plugin-Hybriden einen großen Unterschied macht. Und dabei kommt heraus: Selbst in China und Indien, wo Strom noch zu großen Teilen aus Kohle produziert wird, sind Elektroautos schon heute die emissionsärmste Fahrzeug-Lösung.
In Europa ist der CO2-Vorsprung gegenüber Verbrennern demnach am größten: Bei heute verkauften Elektroautos beträgt er 66-69 Prozent gegenüber 60-68 Prozent in den USA, 37-45 Prozent in China und 19-34 Prozent in Indien. Das gilt laut ICCT schon dann, wenn man bei den Strom-Emissionen nur die aktuell beschlossenen Maßnahmen für einen zunehmenden Anteil erneuerbaren Quellen einrechnet. Zum Erreichen der Pariser Klima-Ziele müsste er noch höher sein, was entsprechend niedrigere Elektroauto-Emissionen bedeuten würde.
Für die Europäische Union hat ICCT berechnet, dass die CO2-Emissionen von Diesel- wie Benzin-Autos über ihren Lebenszyklus gerechnet ungefähr gleichauf bei knapp unter 250 Gramm CO2 pro Kilometer liegen. Erdgas- und Biogas-Autos sollen sogar noch etwas mehr emittieren, wenn man ihre Methan-Emissionen in CO2-Äquivalenten berücksichtigt. Plugin-Hybride, die in der EU meist mit 0 Gramm in die Flotten-Bilanzen eingehen, sparen laut der Studie nur etwa 20 Prozent CO2 ein, wenn für die Berechnung reale Verbräuche herangezogen werden. Auch synthetische Kraftstoffe sollen wegen ihrer „sehr hohen Produktionskosten“ keinen wesentlichen Beitrag zu emissionsfreiem Verkehr leisten können.
Dreifacher Energie-Bedarf für Wasserstoff
Damit bleiben reine Elektroautos – und zumindest theoretisch noch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen. Heute liegen deren Emissionen pro Kilometer laut ICCT etwa auf dem Niveau von Plugin-Hybriden, also nur etwa 20 Prozent unter denen von Verbrennern, und mit Methan-Berücksichtigung noch weniger. Im Jahr 2030 könnten sie aber ein ähnlich niedriges Niveau wie Elektroautos erreichen, wenn der Wasserstoff bis dahin rein erneuerbar gewonnen wird. Laut der Studie wäre das wegen der höheren Verluste in der Kette bis zum Verbrauch allerdings dreimal so energieintensiv wie der Weg über Batterie-Fahrzeuge, was auch dauerhaft etwas höhere Emissionen bedeutet.