Bild: Jochen Rudat (Foto: Hypr Agency)
Wer bei Tesla neben CEO Elon Musk und seinem engen Führungszirkel das Sagen hat, ist weitgehend unbekannt – das Unternehmen behält seine Strukturen und deren Besetzung für sich und lässt nicht einmal seine Pressesprecher unter eigenem Namen antworten. Einige Positionen aber sind so exponiert, dass ihre Inhaber trotzdem bekannt werden, spätestens wenn bei einem Wechsel ihre Tesla-Erfahrung zur Sprache kommt. So ist es zum Beispiel bei Jochen Rudat: Der erfahrene Auto-Manager war bis 2019 Teslas Europa-Chef und wechselte dann zu dem Luxus-Hersteller Automobili Pininfarina, der ebenfalls Elektroautos plant. Und jetzt hat Rudat zwei Beratungsfirmen in diesem Bereich gegründet.
Altes Tesla-Team wieder vereint?
Das teilte am Montag Rudats PR-Agentur mit – in der Person eines weiteren früheren Tesla-Mitarbeiters für den deutschsprachigen Raum, Ex-Kommunikationschef Stefan Keuchel, der ebenfalls 2019 ausgeschieden ist. Beide hatten Tesla nach ihren Angaben von sich aus verlassen, um andere Angebote anzunehmen. Keuchel wurde von dem Elektroroller-Dienst Circ abgeworben, Rudat ging als Vertriebschef zu Pininfarina. Das italienische Unternehmen will von einem Design-Dienst zu einem Hersteller von Luxus-Elektroautos werden; für Anfang 2021 ist das E-Hypercar Batista angekündigt, das für einen Preis von allerdings 2 Millionen Euro bei den Fahrleistungen mit Teslas kommendem Roadster konkurrieren soll.
Zum schnellen Abschied von Teslas früherem Europa-Chef Rudat bei Pininfarina enthält die aktuelle Mitteilung keine Angaben. Aber sie erklärt, dass er nun zwei Beratungsfirmen aufbaue, die „Unternehmen im boomenden E-Mobilitätsgeschäft beratend zur Seite stehen“. Mit der ersten namens Electric Ventures will er Start-ups bei der Suche nach Investoren und Förder-Möglichkeiten beraten. Die zweite Firma heißt muchbetterelectric und hat als Kunden „Hersteller, Importeure und große Handelsgruppen“ im Visier, die Beratung zu Markteinführungen, Vertrieb, Personal-Gewinnung oder Strategie bekommen können.
Angriff auf Establishment wie Tesla
„Wer kann schon von sich sagen, dass er an Elon Musk berichtend Tesla in Europa aufgebaut hat?“, fragt Rudat in der Mitteilung zu seinen neuen Plänen rhetorisch. Unterstützt werde er zudem von einem schlagkräftigen Team von Fachexperten. Darunter seien einige „unglaubliche Namen“, mit denen er alsbald auch die großen Beratungshäuser angreifen werde – ein bisschen klingt das wie bei Tesla gegen die klassische Autoindustrie. Dabei lege Rudat aber Wert darauf, dass alle Co-Berater bei ihm „Macher“ sind: Sie müssten selbst einen massiven Beirag für E-Mobilität geleistet haben.
Nach Angaben in der Pressemitteilung hat Rudat für seine Arbeit mit den beiden Firmen bereits erste Kunden. Auf den Websites sind allerdings noch keine Inhalte zu sehen. Auf Nachfrage teilte der Berater mit, Tesla sei nicht dabei – aber die anderen Auftraggeber nicht weniger spannend.