Bilder: @henrikfisker
In der Frühzeit von Tesla, im Jahr 2007, beauftragte CEO Elon Musk den bekannten Auto-Designer Hendrik Fisker damit, für ihn das Model S zu entwerfen. Trotz seines guten Rufes kamen mehrere Vorschläge des Dänen bei Tesla nicht gut an, und bald stellte sich auch der Grund dafür heraus, wie jedenfalls Tesla in einer späteren Klage vermutete: Nebenbei hatte Fisker an einem anderen Projekt gearbeitet und stellte 2008 den Plugin-Hybrid Fisker Karma vor, für den er auch schon Geld eingesammelt hatte – etwa zweitausend Stück davon wurden gebaut, dann gingen erst der Batterie-Lieferant und später Fisker Automotive selbst pleite. Aber der Designer-Unternehmer versuchte es weiter, und jetzt will er ein preiswertes Elektroauto-SUV auf einer Volkswagen-Basis bauen.
Fisker seit 2016 auf Tesla-Kurs
Mit Fisker Inc ab 2016 stieg er auf reine Elektroautos wie bei Tesla um und stellte zunächst die Studien EMotion und Orbit vor. 2019 kündigte er ein elektrisches Luxus-SUV für den Massenmarkt an, das Ocean heißen sollte, und nannte auch schon technische Daten und Preise dafür. Zunächst sollte das Elektroauto 2021 auf den Markt kommen, jetzt 2022, reservieren und anzahlen kann man es aber bereits. Im vierten Quartal dieses Jahres will Fisker über die Fusion mit einer schon notierten Gesellschaft an die US-Börse gehen. Die schnelle „reverse merger“-Konstruktion hat vor kurzem schon Nikola Motors gewählt, das bei Tesla-Fans wegen seiner Wasserstoff-Pläne und Spitzen gegen Tesla unbeliebt ist.
Als Basis-Preis für den Ocean nennt Fisker 37.500 Dollar, was dem Niveau des aktuell billigsten Tesla in den USA entspricht. Und auf Twitter sprach der Gründer jetzt sogar von 30.000 Dollar als Start-Preis – kein anderes Luxus-SUV, ob konventionell oder elektrisch, könne da mithalten. Tatsächlich wären das 20.000 Dollar weniger als für das Tesla Model Y. In den Kommentaren erwähnte Fisker aber, dass im genannten Preis schon die 7500 Dollar abgezogen sind, die es in den USA als Zuschuss für die ersten 200.000 Elektroautos jedes Herstellers gibt. Bei Tesla ist er längst ausgelaufen, was neueren Konkurrenten heute einen Vorteil gibt.
https://twitter.com/henrikfisker/status/1283600832873693184
Aber selbst 37.500 Dollar dürften auf oder sogar unter dem Preisniveau der vielen Modelle liegen, die der Volkswagen-Konzern auf Basis seiner neuen Elektroauto-Plattform MEB herausbringen will. Deren erster SUV-Vertreter dürfte noch in diesem Jahr der VW ID.4 werden, gefolgt von Audi Q4 e-tron und weiteren teils Crossover-Ablegern der Marken Skoda und Seat. Aber die Plattform steht grundsätzlich auch Drittherstellern offen. Bereits bekannt ist, dass Ford sie für wahrscheinlich zwei bezahlbare Elektroautos nutzen wird.
MEB-Elektroauto vor VW-Partner Ford?
Nur das Fisker-Geschäftsmodell zusammen mit der hochvolumigen MEB-Plattform von VW und dem eigenen proprietären Entwicklungsprozess mache einen derart günstiger Preis möglich, schrieb Fisker am Donnerstag auf Twitter und zeigte dazu ein Computer-Bild vom Heck des Ocean mit auffällig breiten Stollenreifen, Anhängerkupplung und Dachreling. Auch das Börsen-Kürzel des geplanten Fusionspartner erwähnte er in der Nachricht noch einmal.
Doch während die MEB-„Allianz“ zwischen Volkswagen und Ford in diesem Juni mit Pressemitteilungen von beiden Beteiligten offiziell verkündet wurde, blieb die deutsche Seite zu der aktuellen Fisker-Ankündigung komplett still. Und selbst wenn die neue Kooperation Realität wird, macht sie die Ankündigung von Fisker, den Ocean ab 2022 liefern zu wollen, nicht unbedingt glaubwürdiger. Denn Volkswagen mag ab jetzt tatsächlich in schneller Folge bezahlbare Elektro-SUV auf der einheitlichen Basis herausbringen, aber selbst der erste Partner Ford plant sein erstes MEB-Elektroauto erst für 2023.