Bild: Tesla (Qualitätskontrolle in deutscher Gigafactory)
Nach aktuellen Angaben von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach stellt Tesla derzeit pro Monat 500-600 neue Beschäftigte für seine Gigafactory in Grünheide bei Berlin ein – doch laut der IG Metall sind die teurer geworden: Für die deutsche Elektroauto-Fabrik werde derzeit „massiv eingestellt“, bestätigte Birgit Dietze, Bezirkschefin der Gewerkschaft für Berlin, Brandenburg und Sachsen, in einem Interview mit der Print-Ausgabe des Spiegel. Aber Tesla bekomme den Fachkräfte-Mangel in der Region deutlich zu spüren und biete Neueinsteigern deshalb inzwischen höhere Gehälter an, was zu Unruhe in der Belegschaft führe.
Höhere Bezahlung in Tesla-Fabrik erwartet
Zumindest die Bezahlung der unteren Lohngruppen hatte der Chef der Arbeitsagentur in Frankfurt/Oder als „Kracher“ für die Region bezeichnet, als im Herbst 2020 die Einstellungen für die deutsche Tesla-Fabrik begannen. Dietze aber erklärte schon damals, dass die Einstiegsgehälter in der Auto-Branche höher seien, wenn man Sonderleistungen und Schichtzuschläge mit berücksichtige.
Und nach ihren Angaben musste Tesla inzwischen tatsächlich feststellen, dass sich mit dem zunächst gebotenen Niveau nicht genügend Personal gewinnen lässt. „Bei der Anwerbung wird beim Gehalt bereits nachgebessert“, sagte sie laut dem Spiegel-Bericht. Das drücke aber auf die Stimmung in der Gigafactory, weil es jetzt unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit und Qualifikation gebe. Die Gewerkschaft höre, „dass erste Leute Tesla verlassen und zu ihren alten Arbeitgebern zurückgehen“, berichtete Dietze.
Das erklärte Ziel der IG Metall ist, dass die deutsche Gigafactory-Belegschaft nach Auto-Tarif bezahlt wird. Tesla dagegen möchte offenbar möglichst wenig Einfluss der Gewerkschaft in seiner Fabrik. So fand dort Ende Februar eine Betriebsratswahl statt, die dem Vernehmen nach von der Führung initiiert wurde. Damals arbeiteten etwa 2500 Personen bei Tesla in Grünheide, und kandidieren konnten vor allem Fach- und Führungskräfte, weil man dafür schon ein halbes Jahr im Unternehmen sein muss. Die Mehrheit im Betriebsrat gewann tatsächlich die Liste Gigavoice, die als arbeitgebernah gilt.
Gewerkschafter will Tarif-Verhandlungen
Über dieses Gremium konnte die IG Metall also nicht richtig einen Fuß in die Tesla-Tür bekommen, aber sie versucht es weiter. Im Spiegel-Interview sagte Bezirkschefin Dietze jetzt, im Unternehmen herrsche so viel Druck, dass CEO Elon Musk nichts anderes übrig bleiben werde, „als die Gehälter bald kräftig anzuheben“. Als Signal von ihm, dass keine Gewerkschaft gebraucht werde, werde er wohl eine Betriebsvereinbarung zu der Bezahlung „gewähren“, erklärte sie. Das sei aber „Augenwischerei“, weil bei einer solchen Vereinbarung der Betriebsrat unterschreibe, was der Arbeitgeber vorgibt. Bei Tarif-Verhandlungen dagegen herrsche Parität und man habe ein Streikrecht.