Bild: Tesla (Optimus-Hände auf Einladung zu KI-Tag 2022)
Schon bevor Elon Musk mit seinem Twitter-Kauf für weitere Ablenkungen sorgte, befürchteten manche Beobachter, dass er sich allein bei Tesla zu viel aufgeladen haben könnte. Dort soll immerhin die Zahl der verkauften Elektroautos auf 20 Millionen in 2030 und die produzierte Batterie-Kapazität auf 3 Terawattstunden steigen. Bei einem KI-Tag im August 2021 nahm Musk trotzdem zusätzlich einen humanoiden Roboter ins Programm, der nach seinen Worten das wichtigste Tesla-Geschäft überhaupt werden könnte. Und allmählich scheinen sich auch Analysten für diese Vorstellung zu erwärmen.
Goldman Sachs sieht Tesla-Synergien
Bei einem zweiten KI-Tag in diesem September hatte Musk Prototypen des inzwischen auch Optimus genannten Tesla-Roboters präsentiert und bekräftigt, dass er wirklich auf den Markt kommen soll – spätestens 2027 und für weniger als 20.000 Dollar, kündigte er an. Über die derzeit begrenzten Fähigkeiten des Humanoiden wurde zum Teil gelästert, aber das geht möglicherweise am Ziel vorbei: Laut einer in dieser Woche veröffentlichten Studie von Goldman Sachs hat die Optimus-Vorstellung neues Interesse für das Potenzial von humanoiden Robotern geweckt. Nach diesem Impuls hält sie für möglich, dass ihr Markt-Volumen bis 2035 zumindest das von Elektroautos erreicht.
Auszüge aus der langen Studie veröffentlichte auf Twitter ein Nutzer, der laut seinem Profil früher bei Goldman Sachs gearbeitet hat. Demnach soll der weltweite Markt für humanoide Roboter in den nächsten 10-15 Jahren mindestens auf ein Volumen von 6 Milliarden Dollar wachsen. Das wäre nicht sehr viel, aber die Bank hat auch noch ein „blue-sky scenario“ für den Fall, dass sich Probleme von Produkt-Design, Anwendungsfällen, Technologie, Bezahlbarkeit und Akzeptanz sämtlich lösen lassen: Dann könnten es 145 Milliarden Dollar Umsatz mit Robotern wie Tesla Optimus in 2035 werden, was immerhin der Größe des weltweiten Elektroauto-Markts entspreche.
https://twitter.com/nonlineargrowth/status/1588178494819045376
Tesla-CEO Musk will sogar noch viel mehr. Optimus werde mehr wert sein als das Auto-Geschäft des Unternehmens, sagte er in diesem April, und auch mehr als FSD. Damit ist die Software für das Autopilot-System gemeint, die irgendwann autonomes Fahren möglich machen soll, und von der Musk ebenfalls schon einmal gesagt hat, das Geschäft damit werde größer sein als das mit Elektroautos. Humanoide Roboter müssten somit der größte Tesla-Bereich überhaupt werden. Allerdings gibt es Überschneidungen – mit dem Argument, dass man für autonomes Fahren ähnliche künstliche Intelligenz brauche wie für humanoide Roboter, hatte Musk diese Erweiterung der Palette beim ersten KI-Tag begründet.
Laut den Twitter-Auszügen sieht auch Goldman Sachs solche Synergien. Bild-Analysen, Objekt-Erkennung, Tiefen-Abschätzung, Hindernis-Vermeidung sowie Positionierung würden für beides gleichermaßen gebraucht, sodass Tesla Software und spezielle Hardware dafür mehrfach nutzen kann. Allerdings kommen bei autonomen Autos wie humanoiden Helfern jeweils auch spezielle Anforderungen hinzu. Beim Roboter könnten es zusätzliche Sensoren etwa für Wärme sein, außerdem brauche er eine komplexere Bewegungssteuerung und, zum Beispiel zum Verstehen natürlicher Sprache, höhere Kognition.
Marktforscher loben Optimus-Hände
Auch die Marktforschungsfirma IDTechEx hatte Anfang Oktober eine Studie zu den von ihr so genannten Service-Robotern veröffentlicht und sich in einer Mitteilung dazu ausführlich auf Teslas Optimus bezogen. Die Vorführung des Prototypen einige Tage zuvor habe klar gemacht, dass das Produkt noch in einem frühen Stadium sei. Es könne aber bereits einige Alltagsaufgaben erledigen, und die Hände seien schon geschickter als bei den humanoiden Robotern von Boston Dynamics, die für viele eine Art Referenz sind. Genau damit würden sich die meisten Service-Roboter noch schwer tun. Ohne Anteile für Tesla und andere Hersteller zu beziffern, sagte IDTechEx ihnen Umsätze von mehr als 70 Milliarden Dollar in 2032 voraus.