Viele Anleger wären schon zufrieden, wenn Tesla die ehrgeizigen Pläne für die Steigerung von Produktion und Auslieferungen seiner Elektroautos umsetzt – aber die sind sozusagen nur das Hardware-Geschäft. Als ein Analyst in der Telefon-Konferenz für das Abschluss-Quartal 2021 nach konkreten Schritten auf dem Weg zum Ziel von mehr als 3 Millionen in 2024 fragte, hielt Tesla-CEO Elon Musk ihm entgegen, er verstehe wohl die überragende Bedeutung der Software FSD für autonomes Fahren nicht: Sobald die richtig funktioniere, sei jeder Tesla das Fünffache wert, weil er zusätzlich Einnahmen als autonomes Taxi erzielen könne. In der Konferenz zu den neuen Geschäftszahlen für Q1 2022 bekräftigte Musk jetzt, dass dafür auch ein spezielles Robotaxi kommen soll. Als noch wichtiger als FSD für die Straße bezeichnete er aber den Roboter Optimus, der dieselbe Tesla-KI nutzen soll.
„Tesla-Roboter mehr wert als Auto-Geschäft“
Nur noch für wichtige Ankündigungen wollte CEO Musk an den vierteljährlichen Telefon-Konferenzen mit Analysten teilnehmen, sagte er im vergangenen Sommer, ließ seitdem aber nur eine von dreien ausfallen. Für die im Januar hatte er ein Update zur Produkt-Roadmap bei Tesla angekündigt, was große Erwartungen weckte. Bei Elektroautos gab es dann aber nur eine vorläufige Absage des Modells für 25.000 Dollar und die weitere Verschiebung aller anderen noch ausstehenden bis mindestens 2023. Zudem sagte Musk, oberste Priorität für Tesla habe in 2022 der humanoide Roboter (s. Computer-Foto oben), der inzwischen als Optimus bezeichnet wird.
Das kam für die meisten Beobachter ebenso überraschend wie die erste Vorstellung gut ein halbes Jahr zuvor. Aber wie der Tesla-Chef vergangene Woche in der Konferenz zu Q1 2022 bekräftigte, sieht er großes Potenzial in dem neuen Produkt. Bei der Eröffnung der Gigafactory in Texas vor zwei Wochen nannte er erstmals einen Termin dafür: Schon 2023 solle die erste Version von Optimus produziert werden. Und auf längere Sicht werde der humanoide Roboter ein „Zeitalter des Überflusses“ anbrechen lassen, in dem traditionelle Ökonomie (weil Arbeitskräfte nicht mehr knapp sind) keine Rolle mehr spiele.
Die Transformation durch diese Entwicklung werde noch bedeutender sein als die durch Elektroautos, sagte Musk in Texas, aber das scheint für seinen Geschmack nicht ausreichend angekommen zu sein. Er wundere sich, dass die Größenordnung des Roboter-Programms nicht erkannt werde, erklärte er in der Quartalskonferenz. In den nächsten Jahren werde sie offensichtlich werden, aber wer gut überlege oder genau zuhöre, wisse schon jetzt, „dass Optimus mehr wert sein wird als das Auto-Geschäft, mehr wert als FSD“. Das sei seine feste Überzeugung, so der Tesla-Chef.
Künstliche Intelligenz für Optimus und Robotaxi
Aber auch seine fahrende Roboter-Palette will Tesla noch einmal erweitern: Ebenfalls zuerst in Texas kündigte Musk ein spezielles Robotaxi im futuristischen Design und ohne Bedien-Elemente für Menschen an. Mehr Details stellte er jetzt für nächstes Jahr in Aussicht – und eine Volumen-Produktion schon 2024. Als einen der Gründe für die Entwicklung des Roboters nannte Musk im vergangenen August, dass Tesla für das FSD-System ohnehin mittels Kamera-Bildern und künstlicher Intelligenz die reale Welt verstehen müsse. Optimus und das noch namenlose Roboter-Taxi (sowie alle anderen Tesla-Modelle) sollen also sozusagen dieselbe Autonomie-Software haben. Und nachdem er ein Quartal zuvor FSD für viel wichtiger als selbst die rapide steigenden Elektroauto-Verkäufe erklärt hatte, bekräftigte Musk jetzt, dass Optimus noch eine weitere Größenordnung bedeutender werden soll.