Ab diesem Januar verkündete die US-Behörde NHTSA so viele Rückrufe für Elektroautos von Tesla in Folge, dass manche Fans schon argwöhnten, das Unternehmen sei politisch ins Visier geraten. Zudem störten sie sich daran, dass diese Rückrufe als Rückrufe bezeichnet wurden, denn anders als bei klassischen Aktionen dieser Art musste dafür kein Tesla in die Werkstatt – die Sicherheitsprobleme, zum Teil so harmlos wie eine nicht normgerechte Fußgänger-Warnung bei langsamer Fahrt, konnten per Funk-Update behoben werden. Jetzt aber gibt es auch bei Tesla ein Problem, das sich nur zum Teil mit neuer Software lösen lässt.
Probleme mit Tesla-Wechselrichter
Das wurde am Donnerstag über eine Mitteilung der chinesischen Aufsichtsbehörde SAMR bekannt. Tesla rufe „einige“ importierte und in der lokalen Fabrik produzierte Elektroautos zurück, steht laut Google Translate in der Überschrift, aber das wäre eine Untertreibung: Von dem Rückruf betroffen sind 127.785 Model 3 von Januar 2019 bis Januar 2022, also ein guter Teil von allen, die dort je verkauft wurden. Anlass dafür ist nach der Übersetzung, dass aufgrund von Problemen mit Komponenten im Wechselrichter der hintere Motor ausfallen kann.
Das hört sich zunächst nach einem klassischen Hardware-Rückruf an, aber auch hier geht es zumindest teilweise um Software. Laut SAMR wird Tesla bei den betroffenen Model 3 per Funk ein Update aufspielen, das dafür sorgt, dass die Motor-Steuerung den Wechselrichter genauer im Auge behält. Nur wenn sich dadurch das Vorliegen des Fehlers in den Halbleitern seiner Leistungselektronik bestätigt, soll er „umgehend“ kostenlos ausgetauscht werden. Dieser Rückruf sei nach einer behördlichen Mängel-Untersuchung eingeleitet worden.
Allein im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen rund 150.000 Model 3 aus der chinesischen Tesla-Fabrik im Inland verkauft, hinzu kommt eine geringere Zahl in 2020. Bei insgesamt 93.578 Model 3 aus China in dem Rückruf kann also nicht die gesamte Produktion dort betroffen sein, aber der Anteil ist erheblich. Ebenfalls zurückgerufen werden laut SAMR 34.207 Model 3, die vorher aus dem Tesla-Werk in Fremont nach China kamen.
Europa-Rückruf für Model 3 könnte folgen
Zum Model Y, das seit Anfang 2021 ebenfalls in China produziert wird, wurde zunächst keine entsprechende Meldung bekannt. Insbesondere unter dem voluminöseren Blech teilt es viele Komponenten mit dem Model 3, aber offenbar nicht den kritischen Wechselrichter oder nicht die darin eingesetzten Halbleiter.
Anders herum ist aber damit zu rechnen, dass in Europa Rückrufe für Model 3 folgen werden, die in China produziert wurden. So war es jedenfalls beim jüngsten Hardware-Rückruf von Tesla: Im Land der Produktion mussten Ende 2021 knapp 22.000 Model Y in die Werkstatt, um ihre Achsschenkel zu überprüfen. In Deutschland tat sich zunächst nichts dazu, aber Mitte März veröffentlichte das Kraftfahrtbundesamt einen entsprechenden Rückruf für 129 Model Y. Wenn der neue für das Model 3 ebenfalls noch kommt, dürfte die Zahl deutlich höher sein – aber dann ist immer noch offen, wie viele davon wirklich einen neuen Wechselrichter brauchen.