Bild: Gerber Kawasaki
Als die Tesla-Aktie den Großteil des vergangenen Jahres über immer höhere Verluste verzeichnete, regte sich Unmut unter den zuvor meist zufriedenen Aktionären – zumal CEO Elon Musk mit Verkäufen in insgesamt zweistelliger Milliarden-Höhe selbst dazu beitrug. Nach einem Tief nahe 100 Dollar Anfang Januar geht es Tesla an der Börse wieder deutlich besser, aber ein langjähriger Unterstützer sieht anhaltende Probleme in dem Unternehmen – und will sich jetzt am Management vorbei in das Board wählen lassen, um als Mitglied des Führungsgremiums Themen anzugehen, die hauptsächlich mit Musk zu tun haben.
Investor will erwachsenes Tesla
Das gab Ross Gerber (s. Foto), Mitgründer der Anlage-Firma Gerber Kawasaki, laut einem Bericht von Bloomberg am Freitag in einem von der Nachrichten-Agentur organisierten Twitter-Chat definitiv bekannt – öffentlich geliebäugelt hatte er damit schon vorher. In dieser Woche Woche will der Finanzprofi, der über seine Fonds und privat in Tesla investiert ist, seinen Plan offiziell bekannt geben. Über die Jahre habe er festgestellt, dass CEO Musk auf Kritik ausgesprochen dünnhäutig reagiert, und davon habe er jetzt gewissermaßen genug gehabt, sagte Gerber laut Bloomberg.
Für Tesla sei es Zeit, erwachsen zu werden, erklärte der Fondsmanager demnach weiter. Das Image des Unternehmens müsse um Tesla selbst herum aufgebaut werden, nicht nur um Musk. Als konkret problematische Punkte sprach er mögliche Interessen-Konflikte und Abgelenktheit des CEO an, der auch noch SpaceX, Boring und neuerdings Twitter leitet. Außerdem will Gerber erreichen, dass an einer Nachfolge-Planung für Musk und klarere Regeln für Insider-Verkäufe bei Tesla gearbeitet wird. Dabei möchte er als Aktivist verstanden werden (also als Aktionär, der sich gegen das Management stellt), aber als „freundlicher“.
Wie Gerber nach der Twitter-Ankündigung der Finanzseite MarketWatch sagte, will er sich den Weg ins Tesla-Board mit Hilfe einer neuen SEC-Regel bahnen: Bei Hauptversammlungen seit August 2022 können Aktionäre am Management vorbei Vorschläge für das Gremium machen, über die dann direkt abgestimmt wird. Bei Tesla findet die Veranstaltung in diesem Mai, und eine recht versteckte Ankündigung des Termins führte dazu, dass viele Anleger die Frist zur Einreichung von Anträgen verpassten. Für Gerbers Vorhaben scheint es aber noch rechtzeitig zu sein.
Twitter-Kampf statt Musk-Audienz?
Um auf direktem Weg in das Tesla-Board zu kommen, bräuchte er allerdings offenbar eine Mehrheit von zwei Dritteln der stimmberechtigten Aktien. Auf die noch rund 14 Prozent von CEO Musk kann Gerber dabei wohl nicht zählen, und seine eigene Anlage-Firma hat nur etwa ein Tausendstel davon. Nach eigenen Angaben hat er aber unter anderem die Unterstützung von Leo Koguan als einem weiteren mit Musk unzufriedenen Tesla-Anhänger mit großer Twitter-Gefolgschaft und deutlich mehr Aktien. Wenn Musk ihm nur fünf Minuten zuhören würde, könne er die Kommunikationsprobleme von Tesla bis Juni beseitigen, sagte Gerber zu Marketwatch. Wahrscheinlicher ist aber erst einmal ein kleiner Twitter-Kampf um sein bislang unerwünschtes Hilfsangebot.