Als zwischenzeitlich reichster und immer noch zweitreichster Mensch der Welt hätte sich Elon Musk finanziell gesehen längst aus dem Berufsleben zurückziehen können, aber er macht immer weiter und bürdet sich sogar noch mehr auf. Im Oktober 2022 übernahm er, wenn auch wohl nicht mehr ganz freiwillig, die Kurznachrichten-Plattform Twitter und machte sich zusätzlich zur Führung von Tesla, SpaceX und Boring auch noch zu deren CEO. Allmählich aber scheint es selbst Musk zu viel zu werden. In einem Prozess klagte er über Schlafmangel und Rückenschmerzen, und einen Bericht darüber kommentierte er mit den Worten, die vergangenen drei Monate seien „extrem hart“ gewesen.
Tesla-Chef bei 120 Stunden pro Woche
Tesla-Aktionäre befürchten, Musk könne sich von Twitter zu sehr ablenken lassen, Musk selbst erklärte dazu, er habe seit der Übernahme noch kein wichtiges Meeting bei dem Elektroauto-Unternehmen verpasst. Tatsächlich war er zum Beispiel Ende Januar intensiv in Sachen Tesla unterwegs – und das mit einigem Erfolg: Nach Treffen mit Politikern in Washington bekam das Model Y eine Einstufung als SUV und ist dadurch bei Preisen bis zu 80.000 Dollar für eine Förderung in den USA qualifiziert. Und in dem Prozess, in dem Aktionäre eine Entschädigung von Musk wegen Twitter-Nachrichten zu einem angeblichen Tesla-Wegkauf von der Börse erstreiten wollten, sah die Jury kein schuldhaftes Verhalten von ihm.
Dass Musk viel arbeitet, ist man von ihm gewohnt. Früher sprach er von um die 80 Stunden pro Woche, doch mit der Extra-Belastung durch Twitter wurden daraus 120 Stunden. An diese Angabe des Tesla-Chefs erinnerte am Wochenende das Wall Street Journal (WSJ). Er müsse das tun, bis Twitter auf dem richtigen Weg sei, sagte er demnach bei einer Konferenz im November 2022. Und auf den WSJ-Bericht ging Musk dann auf der Plattform selbst ein: „Die letzten 3 Monate waren extrem hart, weil ich Twitter vor dem Bankrott retten und gleichzeitig wichtige Tesla- und SpaceX-Pflichten erfüllen musste“.
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— Elon Musk (@elonmusk) February 5, 2023
Derartiges Leid würde er niemandem wünschen, ergänzte Musk, hatte aber auch gute Nachrichten für sich selbst und alle, die um sein Wohl besorgt sind: Bei Twitter gebe es noch Herausforderungen, doch allmählich nähere sich der Dienst der Gewinn-Schwelle, wenn man dranbleibe, schrieb er. Für ihn selbst bedeutet das unter anderem, Bezahlfunktionen und verschiedene Detail-Änderungen bei Twitter einzuführen, wie aus anderen aktuellen Nachrichten von ihm dort hervorgeht.
Wenn Twitter erst einmal auf dem richtigen Weg sei, werde die Führung viel einfacher sein als bei Tesla und SpaceX, hatte Musk laut dem WSJ-Bericht im November weiter gesagt. Im Dezember ließ er darüber abstimmen, ob er seinen neuesten CEO-Job wieder aufgeben solle. Die Mehrheit sagte Ja, aber ein Nachfolger scheint noch nicht gefunden. Und so steckt Musk bis auf Weiteres wieder einmal in der Hölle, wie er auf Twitter-Nachfrage bestätigte: Ob die Situation für ihn derzeit so schlimm sei wie 2008 oder in der „Produktionshölle“, fragte ihn ein Tesla-Club, was er mit „ähnlich“ beantwortete.
Musk mit Twitter wieder in der Hölle
Nach früheren Angaben von Musk war Tesla in 2008 nur Tage von einer Insolvenz entfernt. Von Mitte 2017 bis Mitte 2019 folgten nach seinen Worten dann „extremer Stress und Leid“ durch den schwierigen Hochlauf des Model 3 – „Produktions- & Logistik-Hölle“, fasste er das im November 2020 zusammen. Zu dieser Zeit hatte er offenbar etwas Muße, um sich an die schwierige Vergangenheit zu erinnern, was ihn aber nicht davon abhielt, im Frühjahr 2022 mit dem Kauf-Angebot für Twitter sein nächstes großes Abenteuer als Unternehmer zu starten. Bis er dem Rat seiner Mutter folgt, könnte es deshalb noch etwas dauern: „Und jetzt hol etwas Schlaf nach“, antwortete Maye Musk vergangene Woche auf eine Twitter-Nachricht, in der er sich erfreut über die Entscheidung in dem Schadenersatz-Prozess gezeigt hatte.