Wer heute in den USA ein Tesla Model 3 in der Basis-Version mit Heckantrieb und keinerlei Extras kauft, muss laut dem Konfigurator bis nächsten Oktober darauf warten, Möglicherweise gilt das selbst für die bislang größte Bestellung, die das Unternehmen je bekommen hat: Vergangene Woche verkündete der Auto-Vermieter Hertz den Kauf von zunächst 100.000 Elektroautos bei Tesla, was den Aktien beider Seiten enormen Auftrieb gab. CEO Elon Musk streute dann allerdings Zweifel an dem Großgeschäft, indem er erklärte, ein Vertrag dafür sei noch nicht unterschrieben. Laut einem aktuellen Bericht steht der Deal grundsätzlich nicht in Frage – aber es wird noch darüber verhandelt, wann Hertz die vielen Model 3 bekommt.
Hertz-Meldung ohne Tesla-Zitate
Schon bei der Verkündung des Hertz-Großeinkaufs Anfang vergangener Woche fiel auf, dass Tesla in der Mitteilung dazu nicht zu Wort kam. Das ist bei solchen Milliarden-Geschäften einerseits unüblich, auf der anderen Seite aber typisch für Tesla, das sich wenig für Konventionen interessiert. Ebenfalls typisch war, dass CEO Elon Musk dann auf Twitter dazu Stellung nahm: Den Anstieg der Tesla-Aktie um mehr als 10 Prozent nach der Hertz-Nachricht bezeichnete er als „merkwürdig“. Außerdem wies er darauf hin, dass es trotz des hohen Volumens keinen Rabatt für die Model 3 gebe.
Das half der Tesla-Aktie noch weiter auf die Sprünge, weil es eine Abkehr von der üblichen Praxis darstellt, dass Autohersteller Vermietern für ihre Massen-Käufe hohe Rabatte gewähren – ein Beleg für die hohe Nachfrage, von der Musk immer wieder spricht. In dieser Woche aber dämpfte er überraschend die Euphorie, indem er erklärte, es sei noch gar kein Vertrag mit Hertz unterschrieben.
Lange Lieferzeit für 100.000 Teslas?
Damit sieht das Geschäft zunächst sehr einseitig aus, denn Hertz bestätigte in dieser Woche in einer Börsen-Mitteilung, „eine anfängliche Bestellung von 100.000 Tesla Model 3 aufgegeben“ zu haben. Das steht natürlich jedem frei, könnte angesichts der Musk-Äußerung aber bedeuten, dass Hertz die 100.000 Elektroautos zwar bestellt, aber keine Lieferzusage von Tesla für sie hat – obwohl das Unternehmen zusätzlich schrieb, die Model 3 würden bis Ende 2022 geliefert.
Genau über diesen Punkt wird laut einem Bericht des Wall Street Journal von diesem Donnerstag jedenfalls noch verhandelt. Einige bei Tesla seien über die Angabe von Ende 2022 überrascht gewesen, heißt es darin unter Berufung auf Insider. Tatsächlich sollen die beiden Seiten im Vorfeld monatelang über das Geschäft verhandelt haben, woran Musk nicht intensiv beteiligt gewesen sei. Nach der Verkündung durch Hertz sei bei Tesla die Sorge entstanden, andere Kunden könnten das Gefühl bekommen, ein Großteil der Produktion werde für den Großkäufer reserviert.
Preis für Model 3 jetzt 3000 $ höher
Denn während die Wartezeiten bei Tesla in Europa (außer bei Model S und Model X) noch mäßig sind, werden sie in den USA immer länger. Parallel dazu steigen die Preise – bei Model 3 und Model Y in den USA erst an diesem Freitag um weitere 1000 Dollar für alle Varianten. Bereits kurz bevor Hertz die Großbestellung bekanntgab, war das kleinste Model 3 sogar 2000 Dollar teurer geworden. Musks Hinweis darauf, dass noch kein Vertrag unterschrieben sei, könnte also auch so zu verstehen sein, dass er den höheren Preis für die 100.000 Elektroautos haben will – oder jedenfalls für den Großteil davon, der noch nicht an Hertz geliefert wurde. Und auch bei den Lieferzeiten scheint Tesla nicht richtig mit sich reden zu lassen.