Bild: Joe Tegtmeyer
Der lokale Beobachter Joe Tegtmeyer umfliegt seit mehr als zwei Jahren mit seiner Drohne die neue Tesla-Fabrik im US-Bundesstaat Texas und berichtet darüber, aber alles kann er auch nicht wissen. So meldete er am Montag auf Twitter, in der dritten Etage des riesigen Gebäudes „2170-Pakete“ gesehen zu haben, also vorbereitete Akkus wohl für das dort produzierte Model Y. Tatsächlich sind in seinem YouTube-Video dazu hunderte offene Kisten zu erkennen, deren Inhalt und Beschriftung nach Akkus aussieht, allerdings eher nach dem strukturellen Paket aus den eigenen 4680-Batterien von Tesla. Dieser Irrtum von Tegtmeyer wurde schnell klargestellt – und seine Beobachtung könnte bedeuten, dass ihre Produktion in Texas begonnen hat.
Tesla in Texas zurück zu 4680-Batterien?
Nach der offiziellen Eröffnung der neuesten Tesla-Gigafactory in diesem April wurden einige Model Y in der neuen Bauweise ausgeliefert, die eigentlich auch in Deutschland von Beginn an vorgesehen war: mit großen Gussteilen aus Giga-Pressen als hinterem und vorderem Teil des tragenden Rahmens und dazwischen einem Paket aus den Batterien im 4680-Format. Wohl weil es noch nicht genügend davon gibt, startete die deutsche Gigafactory in Grünheide bei Berlin stattdessen mit 2170-Batterien und nur hinterem Gussteil für das Model Y wie in Fremont und China.
Auch in Texas stellte Tesla bald auf 2170-Batterien um, und Tegtmeyer registrierte eine zunehmende Produktion von Model Y dort. Laut CEO Elon Musk wäre der vorübergehende Wechsel sogar früher erfolgt, wenn nicht Werkzeuge im Corona-Lockdown in China gesteckt hätten. Jetzt aber könnte Tesla wieder zu der von ihm als revolutionär bezeichneten Bauweise zurückkehren und die geplante 4680-Produktion in der Fabrik in Texas begonnen haben.
Eigentlich sollte sie in einer Pilotanlage nahe am Stammwerk in Fremont schon Ende vergangenen Jahres 10 Gigawattstunden jährlich erreicht haben, aber diese ehrgeizige Ankündigung vom Batterie-Tag im September 2020 konnte Tesla nicht einhalten. Ende 2022 sollten es 100 Gigawattstunden sein. Dieses Ziel wiederholte CEO Musk Anfang August bei der Hauptversammlung nicht explizit, sondern sprach nur von einem angestrebten hohen Volumen. Der Tesla-Chef sagte aber auch, dass die Produktion der 4680-Batterien in Texas in diesem Quartal beginnen solle.
Hunderte Kisten mit Akkus in der Gigafactory
Das konnte Tegtmeyer jetzt zwar nicht direkt beobachten, aber zumindest Anzeichen dafür. Bei seinem Flug entlang der West-Seite der Fabrik in Texas am frühen Montag ermöglichten die Licht-Verhältnisse Blicke in das Innere hinter den Fenstern auf der dritten Ebene. Und dort scheinen reihenweise strukturelle Pakete aus 4680-Batterien für das Model Y zu stehen, wie der Drohnen-Flieger in seiner Video-Beschreibung erklärt. Über einen guten Teil der langen Seite des Gebäudes hinweg und teils in mehreren Reihen sind entlang der Fenster je drei aufeinander gestapelte Holz-Rahmen zu sehen, in denen sich tatsächlich jeweils ein 4680-Akku befinden könnte. Dafür sprechen die darauf montierten Sitz-Träger wie in einem Video des Tesla-Zerlegers Sandy Munro und der Aufdruck YSB auf den Kisten (s. Foto oben), was Tegtmeyer als kurz für „Model Y Structural Battery“ verstand.
Beides ist plausibel, was aber die Frage offen lässt, ob die Batterien darin in Kalifornien produziert wurden oder in Texas. Mindestens die Module dürften vor Ort entstanden sein, wurde in den YouTube-Kommentaren spekuliert. Denn wenn die 4680-Pakete vollständig von einem anderen Standort kämen, dürfte Tesla sie nicht in den dritten Stock heben lassen, um sie später für den Einbau in Model Y nach unten zu bringen. Und ob in Texas tatsächlich im dritten Quartal wie zuletzt geplant auch schon eigene Batterien produziert wurden, dürfte CEO Musk spätestens in der nächsten Telefon-Konferenz für Analysten gegen Ende Oktober verraten.