Bild: Volkswagen (Symbolbild)
Schon viele vorher skeptische Menschen haben sich bei einer Probefahrt mit einem Elektroauto von Tesla bekehren lassen – vor allem die fast laut- und ansatzlose Beschleunigung fasziniert, und die (bislang) futuristische Bedienung über Touchscreen dürfte ebenfalls ihren Teil beitragen. Auf diese Weise wurde zum Beispiel der Tesla-Kritiker Jim Cramer zu einem der größten Fans der Aktie. Und laut einem aktuellen Bericht hat dieser Trick vor einiger Zeit sogar bei Ferdinand Piech funktioniert, dem VW-Patriarchen und damaligen Chef des Aufsichtsrates: Er soll 2013 nach einer Fahrt mit einem Model S Vorbereitungen für eine Übernahme von Tesla getroffen haben.
VW-Patriarch im schwarzen Tesla Model S
Aus der Volkswagen-Führung waren öffentlich vor allem spöttische und abwiegelnde Äußerungen über Tesla zu hören, bevor Herbert Diess im Juli 2015 erst Chef der Marke VW und dann 2018 des ganzen Konzerns wurde. Doch sein österreichischer Landsmann Ferdinand Piech, durch seine Familie Großaktionär des Unternehmens und bis 2002 selbst sein Vorstandsvorsitzender, soll die Zeichen der Zeit schon 2013 erkannt haben.
Damals war er (noch bis 2015) Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Volkswagen, hatte also abgesehen von der Beteiligung weiter eine mächtige Stellung im Konzern. Im Juli 2013 soll er auf Anraten eines Porsche-Händlers, bei dem Tesla-CEO Elon Musk früher Kunde war, eine Probefahrt in einem schwarzen Model S gemacht haben, berichtete jetzt das Manager-Magazin. Und nach dem Aussteigen habe er eine deutliche Ansage gemacht: „Kauft’s mir das Unternehmen.“
Damals war Tesla an der Börse gerade einmal 20 Milliarden Dollar wert, also nicht einmal ein Dreißigstel von heute. Allerdings lag die Zahl seiner Elektroauto-Verkäufe erst bei 13.000 pro Jahr, schreibt das Magazin weiter. Der damalige VW-Konzernchef Martin Winterkorn und sein Chefentwickler hätten zudem über die notorisch großen Karosserie-Spalte in Tesla-Karosserien gespottet und das Batterie-Konzept für nicht zukunftsträchtig erklärt.
Musk an Kaufverhandlung nicht interessiert
An deren Widerstand wäre eine Tesla-Übernahme angesichts der speziellen Stellung ihres Aufsichtsratschefs aber vermutlich nicht gescheitert, und laut dem Bericht beauftragte Piech in den Wochen darauf tatsächlich Investmentbanker und Anwälte mit der Vorbereitung eines Angebots. Ein Kommunikationskanal zu Musk sei aufgebaut worden – aber bald darauf wieder geschlossen: Der Tesla-Chef und seinerseits -Großaktionär habe Verhandlungen darüber abgelehnt, bevor sie richtig begonnen hätten.
Eine echte Übernahme-Chance hat Volkswagen in frühen Tesla-Zeiten also nicht an sich vorbeiziehen lassen, weil Musk viel größere Pläne verfolgt als das Aufgehen in einem alten Autokonzern. Aber das frühe Interesse von Piech zeigt immerhin, dass der Auto-Patriarch ein besseres Gespür für die Zukunft seiner Branche hatte als seine obersten Manager. Nach dem gescheiterten Angebotsversuch wechselte er allerdings öffentlich die Seite und erklärte im Frühjahr 2014, in seiner Garage sei kein Platz für einen Tesla, und man brauche keine „brennenden Autos“.