Bild: Ford
Bei den V3-Supercharger von Tesla kann man fühlen, dass ihre kurzen Kabel wassergekühlt sind, indem man sie anfasst, bei anderen schnellen Ladestationen lässt es sich sogar sehen: Weil in den Kabeln Flüssigkeit zirkuliert, vibrieren sie, und umsichtige Besitzer parken ihr Elektroautos zum Laden deshalb so schief oder versetzt, dass sie bloß nicht die Karosserie berühren. Immerhin lassen sich mit einer solchen Kühlung hohe Ladeleistungen bei noch mäßigen Kabel-Querschnitten realisieren – und Ford will in Kooperation mit einer Uni in einer Weiterentwicklung noch viel mehr herausholen.
Mehr Strom als an Tesla-Supercharger
Darüber informierten die beiden Partner vor kurzem in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Demnach gibt es schon seit 2017 eine Forschungskooperation zwischen dem Autohersteller und der Purdue University in den USA. Das jetzt vorgestellte Lade-Kabel ist eines der Ergebnisse dieser Arbeit. Das daran beteiligte Labor (s. Foto oben) sei darauf spezialisiert, Lösungen zu entwickeln, bei denen bisherige Technologien zur Wärme-Abfuhr nicht ausreichen, erklärt dessen Leiter.
Selbst die schnellsten Tesla-Supercharger würden heute maximal eine Stromstärke von 520 Ampere liefern, und der Grund dafür liege in den Kabeln, heißt in einem Video zu dem Konzept etwas verkürzt. Tatsächlich darf natürlich nicht nur das Kabel nicht zu heiß werden, sondern auch der Rest des Systems muss so viel Strom auf einmal liefern oder vertragen, also auch die Ladestation selbst sowie die Leitungen und Akkus im jeweiligen Elektroauto.
Aber jedenfalls das kurze Stück von der Ladesäule bis zur -buchse am Auto lässt sich mit der Entwicklung von Ford und Purdue University jetzt mit mehr als 2400 Ampere belasten – dabei würden nach den Angaben dazu schon 1400 Ampere reichen, um ein Elektroauto innerhalb von 5 Minuten aufzuladen. Dazu dient wie bei V3-Superchargern eine Flüssigkeit, aber die wird nicht mehr nur durch die abgeführte Hitze erwärmt und dann extern heruntergekühlt, um anschließend wieder kühlend aufgeheizt zu werden. Stattdessen findet ein Phasenwechsel statt. Die Flüssigkeit verdampft also, aber nicht nach außen, sondern ebenfalls in einem geschlossenen System, und wird dann in durch Kühlung wieder verflüssigter Form erneut durch das Kabel geleitet.
Tests mit Elektroautos erst in 2 Jahren
Dieses Prinzip werde schon seit Jahrzehnten erforscht, erklärt der Leiter des Purdue-Labors in der Pressemitteilung, aber bislang nirgendwo eingesetzt. Die Universität verfüge aufgrund ihrer bisherigen Arbeit über das dafür nötige Wissen. Grundsätzlich sei das System sogar für noch höhere Stromstärken geeignet.
Bis es tatsächlich schnelleres Elektroauto-Laden ermöglicht, wird aber noch etwas Zeit vergehen – erst in zwei Jahren sollen Tests mit konkreten Modellen beginnen. Dabei gäbe es schon jetzt ein Elektroauto, das deutlich mehr Leistung gebrauchen könnte, als man heute zumeist bekommen kann: Der Akku des Aion V aus China soll bis zu 480 Kilowatt vertragen, was bei maximal 480 Volt Spannung wie am Tesla-Supercharger eine Stromstärke von 1000 Ampere bedeuten würde.